Wer auf Reisen geht, hat etwas zu erzählen
Die Deutsche Bahn und die tschechischen Busse
Des Öfteren geht mir ein Spruch meines Opas durch den Kopf: Wer auf Reisen geht, hat etwas zu erzählen!
Ich fahre gerne Zug. Irgendetwas an meiner Ausstrahlung bringt die Leute um mich herum zum Reden. Ich treffe im Zug oft neue Leute, habe interessante Gespräche und komme ganz voller Euphorie immer an meinem Bestimmungsort an. Doch seit neuestem fahre ich mit Studentagency. Einem tschechischen Unternehmen, die tolle moderne Busse haben, kostenlosen Kaffee anbieten, Filme zeigen und billiger sind als der Zug. Aber seit ich mit diesen Bussen fahre, lerne ich keine Leute mehr kennen. Alle um mich herum schlafen. Da vermisse ich des Öfteren die schönen gemütlichen Zugfahrten. Oder doch nicht?
Vielleicht etwas. Es ist einfach immer ein Abenteuer.
Als ich vor circa zwei Monaten zu meinem Midterm-Seminar fuhr, habe ich mein Ticket eine Woche zuvor am Prager Hauptbahnhof gekauft, habe der Frau die genaue Verbindung gesagt und das ich genau dafür ein Ticket brauche. Das bekam ich auch, für 600 Kronen, ca. 24 Euro. Ziemlich teuer. Da stand ich nun, wartete auf meinen Zug zurück nach Prag. Stieg ein. Setzte mich. Alles ziemlich nobel, kostenloses Wasser, kostenlose Zeitschriften. Ich merkte, dass ich im Studentagency-Zug war,für den ich ein Extra-Ticket mit Reservierung bräuchte, aber ich dachte mir, ich habe bei der Frau am Bahnhof ja genau für diese Verbindung ein Ticket gekauft. Tja, falsch gedacht. Die Schaffnerin kam, fragte nach meinem Ticket, ich zeigte es, doch leider sagte, sie mir das gelte nicht für diesen Zug. Also fragte ich, was nun. Leider konnte ich kein Ticket kaufen und wurde aus dem Zug geschmissen. Nach zwei Stunden warten, konnte ich dann endlich einen Zug mit meinem Ticket nehmen.
Letzte Woche. Mein Ziel: Erfurt.
Abfahrt Prager Bahnhof. Nach 5 Minuten: 1. Stop. Wir werden 20 Minuten warten müssen auf einen Zug, der aus Budapest kommt. Und dazu noch, hatte ein Mann einer Frau einen Koffer geklaut. So warteten wir. Aber da es ja Zug und nicht Bus war, fand ich sofort jemandem zum Ratschen. Ich plauderte auf Tschechisch und gab mich munter als Tschechin aus für nicht-tschechisch-sprechende Deutsche. Danach kamen an jedem Bahnhof Polizisten und durchliefen den Zug. Mit einer halben Stunde Verspätung erreichten wir jeden Bahnhof. In Dresden stieg ein nettes Mädchen in mein Abteil. Sie plauderte wirklich noch mehr als ich, was schon verwunderlich ist. Ich hatte ein tolles Gespräch mit ihr und der Höhepunkt war, als sie den Schaffner fragte, ob wir denn schon ab einer halben Stunde Verspätung etwas zurückerstatten bekommen würden. Seine Antwort: Leider nicht. Erst ab einer Stunde und dann müsste man natürlich überprüfen, ob die Bedingungen passen.
Herzlich Willkommen in Deutschland ! Und bei der Deutschen Bahn! So ungern ich manchmal Bahn fahre, liebe ich es, im Zug zu ratschen und Leute zu treffen. Liebe supermoderne Busse, das müsst ihr irgendwie noch hinbekommen, dass die Leute auch im Bus gesprächiger werden.