Wem gebührt Solidarität?
Ein kurzer Essay in dem zuerst eine kurze Definition von Solidarität gegeben wird, dann wird über fehlende Solidarität geschrieben und zu guter Letzt wird eine Forderung nach Handlung formuliert.
Wem gebührt Solidarität?
Das Thema Solidarität ist vielen Menschen, gerade den politisch aktiven, sehr wichtig. Ob Solidarität aber jedem nützen kann, veranschauliche ich im folgenden Essay, durch Aspekte, die mir seit geraumer Zeit keine Ruhe lassen.
Solidarität ist der Schulterschluss zwischen Menschen, die sich gegenseitig unterstützen, auch wenn sie eine unterschiedliche Lebensgeschichte haben. Sie steht dafür, dass man anderen seine Kraft leiht um gemeinsam ein Ziel zu erreichen. Solidarität existiert niemals in Isolation, sondern findet in einer Gemeinschaft statt.
Solidarische Bewegungen haben schon viel in der Welt erreicht, man denke nur an die African-American Civil-Rights Bewegung der USA, der Friedensbewegung die gegen den Vietnam-Krieg mobil machte und die Feministische Bewegung der letzten hundert Jahre. Veränderungen die zuerst unmöglich zu bewerkstelligen erscheinen, scheinen sich durch Solidarität wie von allein zu verändern.
Aber ist Solidarität etwas, was es wirklich gibt? Dies ist eine Frage die nicht von mir stammt, sondern seit den 70er Jahren gestellt wird. Dabei ist es wichtig denjenigen ein Ohr zu schenken, die diese Frage stellten und stellen. Es sind Leute, wie die verstorbene Frauenrechtlerin Audre Lorde, die behauptete, dass es Solidarität nicht gibt. Eine lesbische schwarze Frau und auch noch alleinerziehende Mutter zweier Kinder zu sein, war vor fünfzig Jahren nicht viel einfacher als heute, und die Menschen von denen sich Lorde Unterstützung erhoffte, gaben ihr diese nicht. Nie hatte sie sich irgendwo zugehörig fühlen können.
Ein weiterer Grund weswegen ich die Frage nach der Existenz von Solidarität stelle, ist unser Konsumverhalten. Wir kaufen ein, in dem Bewusstsein, dass viele der Arbeiterinnen und Arbeiter die unsere Güter herstellen, von dem was sie verdienen noch nicht einmal leben können. Sollten wir uns nicht solidarisch mit unseren Mitmenschen zeigen? Es stimmt, dass es hauptsächlich an den großen Konzernen liegt, die Bedingungen der Angestellten zu verbessern, wenn wir jedoch weiter so machen wie bisher, signalisieren wir doch, dass wir mit der Situation in unserer Welt zufrieden sind. Hier darf die Behauptung aufgestellt werden, dass viele Menschen es wahrscheinlich nicht sind. Ich bin selbst nicht ganz unschuldig, ich trage auch Markenschuhe, weil mir andere Menschen eine Zeitlang nicht so wichtig waren, wie ich mir selbst. Weil unsere Welt aber immer mehr zusammenwächst und meine Entscheidungen, Einfluss auf das Leben anderer Menschen haben, darf mir das nicht länger egal sein.
Bis jetzt habe ich über fehlende Solidarität geschrieben. Schaut man sich die politischen Geschehnisse in der Welt an, scheint diese auch an allen Ecken zu fehlen. Auch wenn man den Blick auf die Welt niemals außer Acht lassen sollte, muss man manchmal mehr in der eigenen Nähe nach fehlender Unterstützung Ausschau halten. Und meistens findet man sie auch. Wer seine Angst überwindet und sich den Menschen in seiner Umgebung öffnet, ehrlich mit sich selbst und zu anderen ist, wird meistens Solidarität in Form von Achtung und Unterstützung erhalten. Natürlich möchte ich nichts schön reden, denn es gibt Menschen die ihr Leben lang auf sich allein gestellt waren und es auch sein werden. Es liegt an jeden einzelnen von uns diesen Menschen die Hand auszustrecken und Hilfe anzubieten, wenn uns dies möglich ist. Wie das gemacht werden soll muss jede und jeder für sich selbst herausfinden.
Als ich anfing diesen Text zu schreiben, war ich mir sicher, dass ich mit dem Fazit enden würde, dass es Solidarität nicht gibt, das diese vielleicht sogar eine Art Luxusgut ist, für diejenigen die sowieso schon mächtig sind. Jedoch möchte ich den Mut nicht verlieren und beende diesen Text mit der Forderung nach noch mehr ehrlicher Solidarität unter uns Menschen, die über Lippenbekenntnisse hinausgeht und uns den nötigen Antrieb gibt, unsere Welt grundlegen zu verändern.