Warschau ich komme! ... Oder auch nicht?
Nervosität, Zweifel, aber auch Vorfreude. Wie ist die Stimmung vor der Ausreise ins neue Land und ins neue Abenteuer?
Auf meinem Vorbereitungsseminar wurde ich das erste Mal mit der Situation "Die sind hier ganz anders als ich" konfrontiert. Da ich beim Auswahlseminar auf Klassenfahrt war, hatte ich nicht, wie alle anderen, die Chance, die anderen Freiwilligen kennenzulernen. Ich fand mich nun als einer der einzigen "Fremden" in dem - für mich als Dänin - deutschesten Dorf, das ich je besucht hatte.
Dass es sich später als totale Bereicherung für mich herausstellen würde, wusste ich zu dem Zeitpunkt natürlich nicht und begann somit die Woche mit Heimweh und Zweifel. Ich fühlte mich unwohl, weil alles so fremd war. Alle waren super pünktlich, sehr gut strukturiert und hatten großen Spaß bei den gemeinsamen "Wach-werde-Spielen". Was für alle anderen ganz normal war, war für mich eine völlig fremde Welt.
Ich kenne das so: Ich - und zehn weitere Mitschüler - kommen zehn, 15, 20 oder sogar 30 Minuten zu spät zum Unterricht, es wird eine undeutliche Entschuldigung gemurmelt und man setzt sich an einen freien Tisch, - wenn es einen gibt. Wenn nicht, geht man erst einmal auf die Suche nach einem Stuhl in das andere Klassenzimmer.
Nachdem man einen Stuhl mit lautem Geklapper ins Klassenzimmer geschleppt hat und sich mit dem Tischnachbarn über diverse Serien oder Filme ausgetauscht hat, versucht der Eine oder Andere so zu tun, als würde er oder sie sich konzentrieren. Schlägt der Lehrer nun ein kleines Spiel zum Wachwerden vor, wird dies NUR von den Schülern befürwortet, wenn man dafür nicht aufstehen muss und es den Unterricht für mindestens zehn Minuten unterbricht.
Mein Schlabberalltag war also nicht wirklich mit dem auf dem Vorbereitungsseminar zu vergleichen...
Alle Teilnehmer sind super nette Menschen, aber da wir alle aus den verschiedensten Ecken Deutschlands kommen, ist es klar, dass wir nicht gerade identisch sind. Ich fand das zwar sehr interessant, wie alle unterschiedlich gesprochen haben und total unterschiedliche Ansichten hatten, aber mein gemütliches Minderheiten-Hirn konnte es erst die letzten zwei Tage und im Nachhinein schätzen.
Am dritten Tag wurde mir das ganze Neue, die Verwirrung und das Heimweh dann endgültig zuviel. Ich suchte unsere wirklich superliebe und nette Leiterin auf und erzählte ihr (ein, zwei Tränen die Wange herunterkullernd), dass ich vielleicht doch nicht das Auslandsjahr in Polen machen würde. An diesem Tag wurde mir erst richtig klar, dass das Reisen mit einer Organisation nicht nur Vorteile hat, sondern für mich ein Muss ist.
Mir wurde wirklich geholfen und mir wurden mehr als nur leere Versprechen oder "Das kriegst du schon hin"-Sätze an den Kopf geworfen! Der erste Schritt in die selbstständige Zukunft wird zwar unterstützt und betreut, aber einem wird trotzdem die Möglichkeit gegeben, langsam die Nabelschnur durchzutrennen.
Durch die vielen Unterrichtseinheiten über interkulturelles Handeln und das Arbeiten mit alten Menschen, habe ich wirklich viel "Theoretisches" gelernt, und ich hätte niemals gedacht, dass ich tatsächlich etwas damit anfangen kann, geschweige denn Spaß dabei haben könnte. Was mir aber am meisten gebracht hat, war das interkulturelle Beisammensein-Schock-Erlebnis, das das Seminar mit den anderen Freiwilligen für mich war. Und das kommt von Socially Awkward Penguin herself...
Also, falls unter den 0.02 Lesern da draußen eine schüchterne graue Maus, ein vorlauter Checker oder eine echte Partyschnecke ist, der / die normalerweise niemals bei so etwas teilnehmen würden, weil es da "gar keine geilen Schnitten gibt" oder "man gar nicht richtig Party machen kann" oder "da viel zu viele fremde Leute sind"..., tut es trotzdem! Selbst wenn ihr alle anderen Teilnehmer nicht ausstehen könnt, lernt ihr wie man bereichert oder zumindest heile aus der Situation rauskommt!
Sage ich jetzt mal ganz vorlaut und hochmütig, bevor ich überhaupt mein Ticket nach Polen bestellt habe...
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