Wahlen für die Studentenvertretung - und das große Spektakel drumherum
Verkleidete Wahlhelfer, Tonnen von Süßigkeiten umsonst und an jeder Ecke die Frage: „Hast du schon deine Stimme abgegeben?“. So sieht er aus, der ganz normale Wahnsinn rund um die Wahlen für die neuen „Sabbatical Officers“ - die Studentenvertretung in Portsmouth.
In einem meiner vorherigen Beiträge hatte ich die Students‘ Union ja bereits erwähnt. Diese wird grundsätzlich von ehemaligen Studenten geführt – den so genannten Sabbatical Officers. Dabei handelt es sich im Normalfall um Absolventen, die direkt nach dem Studium ein Sabbat-Jahr einlegen und in dieser Zeit hauptberuflich (und damit selbstverständlich auch gegen Bezahlung) die Student‘ Union leiten.
Neben einem Präsidenten wird alljährlich jeweils ein Zuständiger für die Bereiche „Wohlfahrt & Gemeinde“, „Aktivitäten“, „Sport“ und „Bildung & Demokratie“ gewählt. In diesem Jahr hat sich in Portsmouth hierfür eine Rekordzahl von 30 Kandidaten zur Wahl aufstellen lassen. Seit Montag dieser Woche darf nun bis einschließlich heute gewählt werden. Dazu stehen in allen Uni-Gebäuden Wahlurnen, die von freiwilligen Wahlhelfern und Mitarbeitern der Students‘ Union betreut werden. Auch online kann gewählt werden.
Um den Studierenden in Portsmouth die Entscheidung für ihren Favoriten zu erleichtern, gibt es seit einigen Wochen online ein kurzes Videoportrait über jeden Kandidaten, zudem hat die kostenlose Studentenzeitung in ihrer aktuellen Ausgabe das Wahlprogramm aller abgedruckt. Darüber hinaus mussten sich in der vergangenen Woche alle Kandidaten in der so genannten „Question Time“ den Fragen der Wählerschaft stellen.
Eigentlich ist das ganze Spektakel natürlich eine gute Sache. Jeder Student bekommt die Möglichkeit, darüber mitzubestimmen, wie und von wem die Studentenvertretung im kommenden Jahr geführt werden soll. Zudem sind die Kostüme, in denen Freunde und Unterstützer der einzelnen Kandidaten für ebendiesen werben und auf Stimmenfang gehen, teilweise recht lustig anzusehen.
Dennoch nervt es mittlerweile, an Tag vier der Wahlwoche, doch ein wenig, an jeder Ecke angequatscht, mit Süßigkeiten bombardiert und gefragt zu werden, ob man denn seine Stimme schon abgegeben habe. Selbstverständlich ist auch bei Facebook kein Entkommen vor dem Wahl-Wahnsinn möglich. In den Gruppen meiner Societys und Sportklubs wimmelt es von Werbe-Einträgen aller Kandidaten, per privater Nachricht wird man von Kommilitonen gebeten, doch bitte Kandidat X oder Y zu wählen…Naja, ist ja bald vorbei!
Alles in allem sind die Wahlen jedoch ein interessantes Spektakel, dessen ernster Hintergrund darüber jedoch nicht in Vergessenheit geraten sollte. In Sachen Studentenbeteiligung sind uns die Briten dann doch einen gewaltigen Schritt voraus – zumindest soweit ich das anhand des Vergleichs Münster vs. Portsmouth beurteilen kann.