Von Wochenendbesuchern, unverhofften freien Tagen und neuen Erkenntnissen

Dobre Rano, Ihr Lieben! Vermutlich wundert Ihr Euch, dass so lange nichts mehr von mir zu hören war... Wo ich doch sonst eine so regelmäßige Schreiberin hier bin. :-) Ich habe zwar letzte Woche einen Eintrag geschrieben, aber leider den Fehler gemacht, tschechische Buchstaben zu benutzen und das kommt beim Schreibprogramm von der Youthreporter-Redaktion dann natürlich nur als absoluter Buchstabensalat an. Daran hab ich natürlich nicht gedacht, jetzt musste ich erstmal meinen Artikel mit deutschen Buchstaben schreiben.

So, dann will ich ja mal anfangen zu berichten. Letzte Woche Freitag stand Nora und mir eine Überraschung ins Haus. Ein mazedonischer Freiwilliger, der zur Zeit in Prag ist und den Nora bei ihrem On-Arrival-Training kennen gelernt hat, schrieb eine Mail und wollte wissen, ob wir nicht ein Plätzchen für ihn in unserer Wohnung frei hätten. Hatten wir natürlich. Also kam der Bojan aus Skopje am Freitag mit dem Bus bei uns an. War sehr lustig und vor allem mal ein neues Gesicht. Im Moment sind wir hier ja immer umgeben von den gleichen Leuten. Da war Bojan mal eine nette Abwechslung. Außerdem fand ich es total super, mal jemanden aus Mazedonien kennen zu lernen. Immerhin, was weiß ich über Mazedonien? Für mich war das immer nur eines von den vielen unbekannten krisenbehafteten Balkanländern. Ich hoffe, das klingt jetzt nicht oberflächlich oder so. So ist das nämlich gar nicht gemeint. Es soll nur zeigen, wie wenig ich über Mazedonien und die anderen Länder in dieser Region weiß.

Nun gut. Bojan war also hier und wir haben uns einen lustigen Abend zusammen mit Lukas gemacht. Bojan hat übrigens in Prag den Superjob schlechthin. Darauf bin ich echt neidisch, muss ich gestehen. Also, in Prag gibt es jedes Jahr im März ein internationales Filmfestival. Natürlich nicht so glamourös und in dem gleichen Stil wie Cannes oder Venedig oder so. Aber doch recht angesehen und einigen Berühmtheiten, wenn ich richtig informiert bin (berichtigt mich, wenn ich Lügen verbreite :-)). Na jedenfalls Bojan arbeitet im Organisationsteam dieses Festivals! Sein Job besteht also aus Filme schauen und auswählen, Veranstaltungen im Zusammenhang mit dem Festival organisieren und so weiter und so weiter. Ist das nicht der Job für MICH?! :-) Ich bin wirklich neidisch. Das tollste an der Sache ist im Übrigen, das Bojan sich nicht die Bohne für Filme interessiert! Oh Mann, die Welt ist so ungerecht. Da hat er den Superjob und freut sich noch nichtmal darüber. Die Leute sind echt komisch. Ich würde diesen Job lieben! Na ja, man kann eben nicht alles haben. Im Übrigen soll das hier nicht bedeuten, dass ich mit meinem Job unzufrieden bin, ganz und gar nicht. Ich bin eben nur ein kleines bisschen neidisch :-)

Wisst Ihr eigentlich, dass hier schon nahezu Wintereinbruch ist?! Gestern als ich nach Hause kam, waren draußen sechs Grad und als ich heute früh aus dem Haus bin, standen die Leute auf der Straße um ihre Autoscheiben frei zu kratzen. Ist es in Chemnitz auch so kalt? Ich hoffe doch nicht. Will es doch warm haben, wenn ich am Wochenende mal für ein paar Tage nach Hause komme :-) Freu mich schon ganz doll.

So, also das zum Wetter und unserem mazedonischen Wochenendbesucher. Samstagnachmittag haben wir Bojan übrigens wieder in den Bus nach Prag gesetzt.

Jetzt möchte ich mal meine kleine Serie der tschechischen Eigenheiten weiter führen. Wir kennen doch alle die Namen "Jan" und "Joseph" oder? Soll ich Euch mal verraten, wie hier die Koseformen für diese Namen lauten? Also Jan heißt dann "Honza" und Joseph wird zu "Pepa". Logik?! Fragt mich um Himmels willen nicht, warum das hier so ist. Das habe ich auch noch nicht zu durchschauen vermocht. Aber es ist einfach so. Und ich habe mich immer gewundert, warum kein Jan kommt, wenn ich Jan rufe sondern ein Honza... :-) Das ist hier übrigens der Name schlecht hin. In jedem Projekt habe ich einen Honza oder einen Jan oder.... wie auch immer, es ist in jedem Falle sehr verwirrend. :-)

Dann wollte ich noch berichten, was mir Montag passiert ist. Wie Ihr wisst, arbeite ich montags bei Nadeje. Ab 11 Uhr. Also Montag, wie gewohnt aufstehen, duschen, frühstücken, ... dann los fahren mit dem Bus. Pünktlich bei Nadeje ankommen. Dort reinkommen und von allen erstmal verdutzt gemustert werden. ich dachte schon was ist denn hier los?! Irgendwann kommt Petra, die Deutsch sprechende Mitarbeiterin zu mir und fragt, ob mich denn niemand informiert hätte. Informiert?! Worüber? Bei Nadeje war nämlich Montag ein Seminar. Und ich wurde nicht gebraucht. Das hat mir natürlich keiner gesagt und ich bin völlig umsonst dorthin. Na gut. Ein unverhoffter freier Tag ist auch mal ganz schön. Ich bin dann ins Olympia-Einkaufszentrum gefahren, weil ich keine Lust hatte, den ganzen Tag zu Hause rum zu hängen. Das war dann auch ganz lustig. Abends habe ich dann Kartoffelröstis selbst gemacht. ich sage Euch, das ist eine Schweinearbeit :-) Gestern bei EXODUS ist nicht viel passiert. Nur das übliche. Kinderchen hüten, draußen mit ihnen Verstecken spielen und solche Sachen. Wie immer recht unterhaltsam. Nur das Zurückfahren macht mir noch ein bisschen Sorgen. Ich verstehe nicht, warum ich die ganze Kinderausfahrt mitmachen muss. Wenn es doch viel einfach wäre, mich gleich an der ersten Haltestelle raus zu lassen dann wäre ich ungefähr eine Stunde eher zu Hause. Aber gut, das werde ich schon noch herausfinden.

So, nun gut, das reicht wohl erstmal wieder. Ich hoffe, heute habe ich keine tschechischen Buchstaben benutzt. Manchmal mach ich das unbewusst, weil ich mich schon so dran gewöhnt habe.

Also dann, Ihr Lieben. Macht’s gut!