Von Spanien nach Schweden
Reisefieber wird man schwer los: Sebastian hat seinen Freiwilligendienst in Madrid beendet - und reist erst einmal durch Skandinavien.
Nach Beendigung meines Freiwilligendienstes in Madrid wollte ich eigentlich, nach einem kurzen Abstecher bei meiner Familie in Deutschland, zu meiner Freundin nach Schweden weiterfliegen. Zwei Wochen vor meiner Rückkehr bekam ich jedoch eine E-Mail von ihr, in der sie mir netterweise berichtete, sie habe sich neu verliebt und wolle deshalb nicht, dass ich sie in Schweden besuche. Das war wunderbar, vor allem, da der Flug schon gebucht war.
Ich musste mich entscheiden, ob ich den Flug überhaupt antreten wolle oder nicht. Deshalb schrieb ich eine E-Mail an Marqus, einen schwedischen Freund, der seinen Freiwilligendienst in San Vicente de la Barquera leistete. Ich erklärte ihm meine Situation, woraufhin er mich einlud, ihn und seine Familie in Umea zu besuchen und später zusammen bei ihm und seiner Freundin Jessica in Stockholm zu wohnen. Das klang so verlockend, das ich sogar meinen Liebeskummer vergaß, und ich beschloss die Reise anzutreten.
Zuerst besuchte ich für ein paar Tage meine Schwester in Trier und flog dann von Frankfurt – Hahn nach Stockholm. Von dort ging es mit dem Flugzeug weiter nach Umea. Marqus Familie bestand aus seinen Eltern Birgitta und Lennart, sowie seinen beiden jüngeren Brüdern Simon und Victor. Sie sind wohl die typische schwedische Familie. Alle gehen morgens früh um sieben Uhr zur Arbeit bzw. Schule und kommen gegen 16 Uhr zum Abendbrot (!) heim. Abendbrot gibt es so früh, da es meistens schon um 15 Uhr dunkel wird. Draußen ist es bitterkalt (minus 10 Grad), aber drinnen im Holzhaus ist es gemütlich warm. Die Schweden scheinen sehr strebsam, freundlich, ruhig und „Down to Earth“ zu sein. Es ist kein Gerücht, dass die Frauen wunderschön und sehr selbstbewusst sind.
Was ich besser hätte lassen sollen, war Snuff auszuprobieren. Snuff ist Tabak, den man sich unter die Oberlippe klemmt. Da ich Nichtraucher bin, war ich einen so hohen Tabak-Gehalt nicht gewöhnt und schon nach fünf Minuten snuffen war mir speiübel.
Ich fühlte mich wirklich wohl in Umea und wäre gerne länger als zehn Tage geblieben, aber die Zeit drängte. Ich fuhr mit der Fähre rüber nach Vasa in Finnland. Da dort nicht viel zu sehen war, reiste ich am nächsten Tag mit dem Zug weiter nach Helsinki. Die Fahrt führt an vielen Seen vorbei und ist sehr schön. In Helsinki stieg ich in der Jugendherberge am Olympiastadion ab, die man zu Fuß in zwanzig Minuten vom Zentrum erreicht.
Ich lernte einen Engländer kennen, der früher schon ein paar Jahre in Helsinki gelebt hat. Er hieß Sam und spielt übrigens im neuen Peter Pan Film eine winzige Rolle (achtet auf den Banker!). Sam zeigte mir die Stadt und erarbeite sich seinen Unterhalt, indem er sich abends in die Fußgängerzone setzte und den Leuten auf seiner Flöte etwas vorspielte. Er war wirklich ein Original.
Die Finnen sind viel verschlossener als die Schweden, aber sobald man sie mal näher kennen lernt, gewinnt man Freunde fürs Leben. Die einzigen Tage, an denen sie aus sich herauskommen, sind die Wochenenden, wenn sie sich regelmäßig die Kante geben.
Nach vier Tagen in Helsinki fuhr ich weiter nach Turku und von dort mit der Fähre nach Stockholm. Ich blieb eine Woche bei Marqus und Jessica, die im Herzen Stockholms in Gamla Stan wohnten. Ich hatte Glück, dass Jessica eine gelernte Fremdenführerin war und mir so noch besser die Stadt zeigen konnte. Stockholm ist einfach unglaublich. Schade, dass das Wasser noch nicht zugefroren war, sonst hätte man zwischen den Inseln spazieren gehen können. 15 % der Stockholmer sind Ausländer, sie geben der Stadt einen internationalen Touch. Stockholms Nachtleben ist gigantisch, und auch am Tag gibt es einiges zu sehen. Vor allen Dingen ist die Insel Djurgarden ein absolutes Muss.
Ich blieb acht Tage in Stockholm und flog dann wieder zurück nach Deutschland. Auf der einen Seite war ich froh wieder da zu sein, nach fast sieben Monaten unterwegs (wenn man die Zeit in Spanien mitrechnet), andererseits wünschte ich mir, noch eine Weile weiterreisen zu können. Aber das Geld war alle und ich musste mich daran machen eine Arbeit zu finden.
Am Anfang fiel es mir schwer wieder zurechtzukommen. All die Dinge die man erledigen musste, sogar die ganzen Bücher und CDs im Regal machten mir irgendwie Angst. Das Leben ist doch um so viel einfacher, wenn man als Backpacker unterwegs ist. Auf jeden Fall bin ich froh die Reise angetreten zu haben, was ich größtenteils Marqus zu verdanken habe. Es hat sich gelohnt.
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