Von Judokämpfen und Recycling-Basteln
Nach zwei Monaten wurde es Zeit, das meinem Ziel neue Sportarten anzufangen näher komme. Und so habe ich also Jijitsu und Judo angefangen.
Und dann war da noch der Kampf mit dem Adventskranz damit der Dezember auch richtig beginnen kann.
Nach meinem Geburtstagswochenende ging dann Montag wieder die „normale“ Woche los aber es erreichten mich noch zwei Geburtstagspäckchen von meiner Tante und meinen Freundinnen und Ende der Woche noch eins von Freunden. Da hab ich mich voll gefreut. Es ist schön wenn ich hier so weit weg sitze und Päckchen von Menschen bekomme die an mich denken und die ich gern habe.
Es war nur etwas erstaunlich, dass ich eines der Päckchen im Briefkasten fand und das hatte sicher nicht durch den Briefschlitz gepasst. Aber offenbar hat der Briefträger in Frankreich einen Generalschlüssel für die Briefkästen. Naja hoffentlich werden diese Schlüssel sicher aufbewahrt.
Sonst haben Vero und ich letzte Woche mal eine Liste mit unseren Reisezielen hier in der Region für das Jahr angefangen. Es gibt wirklich schon allein hier in der Region PACA so viel zu entdecken, dass uns wahrscheinlich die Zeit gar nicht reicht. Aber wir werden mal schauen, dass wir unsere langen Wochenenden hier gut nutzen werden. Um ans Meer zu fahren, in die Berge und kleine süße provenzalische Dörfer und Städte zu besuchen. Denn das ist auch ein Ziel meines EFD, diese Region einfach besser kennen zu lernen.
Zudem ist mir diese Woche wieder klar geworden in was für einem tollen Projekten mit super netten Kollegen ich gelandet bin. Denn da meine Familie in drei Wochen mich besuchen kommt, habe ich mal ein bisschen meine Kollegen ausgefragt was sie denn für Ausflugstipps haben und jeder war total hilfsbereit. Ohne, dass ich darum gebeten habe, hat unsere Sekretärin mir gleich alles Mögliche ausgedruckt. Richtig nett.
Tja und dann war da der erste verregnete Mittwoch im Centre, seit ich hier bin. Das hieß einen ganzen Tag mit den Kindern nicht in den großen Garten zu können sondern uns drinnen zu beschäftigen. Für meine Gruppe war nachmittags zum Glück ein Ausflug ins Altersheim geplant um eine Flamencoaufführung zu sehen. Und die Kinder haben danach einfach das Zepter in die Hand genommen und wollten spontan auch was vortanzen. Kinder sind einfach so kreativ und unerschrocken und es ist schade, dass einem diese Gabe mit dem erwachsen werden etwas verloren geht. Sie gaben auch alle einer fremden Dame dort Bisous weil sie Geburtstag hatte und ein Kind tanzte mit ihr. Aber deswegen bin ich auch froh hier zu arbeiten, weil ich hier auch noch mal ein bisschen meine Kindheit erlebe und mich an viele Dinge erinnere die ich als Kind gemacht habe.
Dann bin ich die Woche weiter vorangeschritten mir hier eine Sportart zu suchen die ich ausüben kann. Da das mit dem Badminton ja nicht möglich war, sind Vero und ich zum Jijitsu und Judo gegangen. Eine kurze Erklärung zum Jijitsu (ich wusste vorher nämlich auch nicht was das ist): Es ist eine Mischung aus Karate, Aikido und Judo und ist mehr dazu da Verteidigungstechniken zu erlernen. Judo hingegen ist richtiger Zweikampf, wo man auch angreift. Beim Judo sind uns sogar drei Leute in unserem Alter begegnet was für ein Wunder. Es gibt also doch junge Menschen hier die Sport machen. Eine von denen konnte auch richtig gut Deutsch, weil sie viele Verwandte in Deutschland hat. Vielleicht ergibt sich da ja noch was, dass man sich mit denen mal treffen kann. Mir hat beides total gut gefallen und ich werde beides anfangen, dann habe ich drei Mal die Woche Sport und geh dann noch schwimmen. Denn der Sport fehlt mir im Moment, deswegen wurde es jetzt nach zwei Monaten aller höchste Eisenbahn anzufangen. Vor allem bei meinem Plätzchenkonsum im Moment.
Das einzig unpraktische ist, dass man in Frankreich für jede Sportart, die man in einem Verein ausüben möchte ein ärztliches Attest braucht, dass man keine körperlichen Einschränkungen hat. Das gute an der Sache beim Jijitsu war ein Arzt mit dabei und zu dem werden wir dann diesen Freitag gehen.
Letzten Donnerstag waren wir dann ganz alleine im Centre, weil die ganzen anderen bei einem Seminar in Marseille waren. Es war echt ein entspannter nur wir beide und Sylvie die Sekretärin natürlich. Sie hat uns netterweise noch ein bisschen gezeigt, was es hier an Skigebieten in der Nähe gibt und dann haben wir uns wieder ganz gemütlich um die Ludothèque gekümmert.
Ach ja genau und dann waren wir am Samstag das erste Mal so richtig auf dem Markt in Digne. Nach zwei Monaten!! Ich sag ja die Zeit hier vergeht wie im Flug. Das tolle war, dass auch noch Anne-Laure (bei ihr haben wir letztes Mal in Marseille übernachtet) und ihre Freundin Hinde mit dabei waren, die uns als Einheimische natürlich super durch die Masse an kulinarischen Köstlichkeiten führen konnte und uns sagen konnten was sich lohnt zu probieren. So etwa eine Art frittierte Riesenravioli mit unterschiedlichen Füllungen oder auch einen Kuchen mit Marmelade. Es gibt auf jeden Fall jede Menge Spezialitäten hier.
Der 1. Advent wurde natürlich darauf verwendet unsere Wohnung etwas weihnachtlich zu dekorieren. Da wir es aber nicht geschafft hatten zum Bastelladen zu gehen haben wir absolutes Recycling-Basteln gemacht. So wurde aus Zara-Tüten und Lindorpapierchen bunte Weihnachtskugeln und aus unseren teuer erstanden Tannenzweigen unser Adventskranz. Vero kämpfte lange mit den Zweigen und fluchte aber das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen und auch mein Adventskranz, den wir für Sylvie gebastelt haben ist was geworden. Ich würde sagen dafür, dass wir das noch nie zuvor gemacht haben ist uns das ganz gut gelungen (siehe Foto).
Anschließend haben wir dann noch Massen an Plätzchenteig gefertigt um ihn dann am nächsten Tag im centre zu verbacken, denn unser Ofen zu Hause ist etwas klein, da hätten wir ewig gebraucht. Und das ist wieder eine sehr deutsche Sache, denn Weihnachtsplätzchen backen ist in Frankreich echt nicht üblich. Aber für uns ist Weihnachten ohne Plätzchen kein Weihnachten.
So hatten wir ein richtig schönes Weihnachtswochenende und auch wenn wir diese Zeit nicht mit unserer Familie verbringen wie sonst ist es eben anders schön.
Es ist echt erstaunlich ich wohne, lebe, arbeite hier jetzt zwei Monate und es fühlt sich so normal an. Es ist einfach so. Es ist nicht so wie ich zuvor geglaubt habe, dass es irgendwie seltsam sein wird am Anfang in einer neuen Umgebung zu leben, aber irgendwie war es eben von einem auf den anderen Tag so und ich fand es gar nicht seltsam. Es ist nicht so dass ich die ganze Zeit drüber nachdenke, oh ich lebe in einem anderen Land wie kann das sein, ich wundere mich nicht darüber. Es ist ein anderes Gefühl als ich es erwartet habe. Es gibt nur ab und zu so Momente wo ich einfach nur denke es ist so schön dass ich hier bin und meinen EFD mache. So wie letzte Woche als wir von der Arbeit heim liefen, die Sonne am Untergehen war und die Berge aussahen als würden sie in Flammen stehen.
Das Gefühl ist schwer zu beschreiben aber ich denke andere Freiwillige wissen was ich meine.
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