Von Freude bereitender Wiederzusammenkünfte im aufblühenden Budapest – Jön a nyár!
Was seit Anfang März im immer sommerlicher werdenden Budapest so geschah: Von Ausflügen und ersten Besuchen aus Deutschland.
Ende April. Der Wintermantel und auch die Stiefel sind längst wieder in die Pakete zurück gestopft, in denen sie vor ein paar Monaten noch hier bei mir ankamen. Innerhalb der letzten Wochen kletterten die Temperaturen mitunter bis auf 25 Grad und die Stadt blüht regelrecht auf. Die Sonne tut ihr bestes und zaubert den Menschen auf den Straßen ein Lächeln ins Gesicht und so manch einer wird gar übermütig (Bermudahosen-Flipflops-Style). Die Anzeichen sind unverkennbar: Der Sommer steht vor der Tür und ich kann es kaum erwarten, ihm zu öffnen.
Da der letzte Tagebucheintrag schon etwas zurückliegt, folgt nun eine kleine Zusammenfassung der Geschehnisse der letzten Wochen(-enden). Neben einer Reunion der Malteserfreiwilligen-Gruppe, einem feuchtfröhlichem Kanuausflug, der Verfolgung der ungarischen Parlamentswahlen, einem Abstecher nach Miskolc und zwei mal Besuch aus Deutschland ist wieder eine ganze Menge passiert.
Am zweiten Märzwochenende machte sich die Malteser-Gruppe in voller Besetzung auf den Weg nach Debrecen zu Lotte, um dort in angemessener, ausgiebiger Weise die Geburtstage von Henning und Theresa nachzufeiern. Ursprünglich wollten wir die beiden in ihren Orten besuchen, doch aufgrund organisatorischer Komplikationen wurde das Wochenende kurzerhand in die zweitgrößte Stadt Ungarns verlegt und ich stattete dem schönen Debrecen zum zweiten Mal einen Besuch ab. Nach einem gemütlichen Freitagabend in Lottes Wohnung, der mit Sahnetorte und Geschenke auspacken anfing, sich jedoch im weiteren Verlauf nicht dem Einfluss des mitgebrachten Portwein geschweige denn des Pálinkas entziehen konnte, folgte am Samstag ein sehr entspannter Tag in Debrecens Innenstadt bei Temperaturen an die 20 Grad. Am Abend konnten wir dann ein bisschen Debrecener Nachtleben schnuppern. In einer, der sich dort befindenden Menschenmenge nach zu urteilen, angesagten Kneipe tanzten wir bis in die Morgensstunden. Naja, fast..
Das darauf folgenden Wochenende hatte uns Zsófia, unsere Koordinatorin, zu einer Kanutour (ähnlich wie wir sie im Sommer schon gemacht hatten) eingeladen. Von Dömös aus wollten wir am Donauknie vorbei bis kurz vor Szentendre fahren. In aller Frühe machten Charlotte, Pauline (Deutschland-Besuch von Charlotte) und ich uns Samstag Morgen also auf nach Szentendre, wo wir uns zunächst mit Zsófi trafen. Nach einer knapp einstündigen Busfahrt kamen wir am Startpunkt des Ausflugs an, wo sich bereits einige sportlich wirkende Kanufahrer versammelt hatten. Lieder sah es bereits nach baldigem Regen aus. Der Tag fing jedoch vielversprechend mit Soproni und Jägermeister an, welche lediglich dazu beitragen sollten, uns warm zu halten..versteht sich. Wir drei wurden bald darauf auf verschiedene Kanus mit kompetenteren Insassen aufgeteilt und es ging los. Nach einer knappen halben Stunde folgte jedoch schon die erste, unfreiwillige Pause, da eine der teilnehmenden Familien ernsthafte Probleme hatte. Das Wetter veränderte sich außerdem weiterhin zum Negativen. Neben den Sturmböen, kamen nun auch die ersten Regentropfen herunter. Nach dem Versuch, die Fahrt trotz der schwieriger werdenden Wetterlage fortzusetzen, mussten wir jedoch bald einsehen, dass es keinen großen Sinn ergab und entschlossen uns, auf Rat des Kanuvereinvorsitzenden, abzubrechen. Völlig durchnässt und etwas resigniert wurden wir, nachdem es nochmal etwa zwei Stunden dauerte bis wir uns wiederfanden und meine Nerven mehr als blank lagen, von einem freundlichen Ungarn zurück nach Budapest gefahren. Mission ''Sonniger-Kanuausflug'': gescheitert.
Den Freitag darauf war es dann soweit: Mein erster Besuch aus Deutschland trudelte am Abend am Budapester Ferihegy-Flughafen ein! Natürlich ließ ich mir es nicht nehmen, die beiden direkt nach dem Verlassen des Sicherheitsbereiches in die Arme zu schließen. In den Tagen darauf haben Lea und Svenja dann selbstverständlich die touristischen Highlights Budapests zu Gesicht bekommen.Unter anderem standen das Burgviertel, die große Synagoge, der Géllert Hegy, die Margareteninsel und die Markthalle auf dem Programm. An unserem letzten gemeinsamen Tag haben wir es sogar auf den János Hegy, den höchsten Punkt Budapests, geschafft. Es war das zweite Mal, das ich dort oben war. Diesmal allerdings mit Sessellift und bei Sonnenlicht (mehr als ratsam!). Zudem hatten die beiden das Vergnügen, am Dienstag die liebe Ági kennenzulernen, sie sich sehr über das Interesse der beiden an ihrer Person und Geschichte gefreut hat. Und auch den beiden konnte ich auf dem Heimweg nach unserem knapp vierstündigem Besuch bei Ági anmerken, dass sie diese Begegnung sehr gerührt und zum Nachdenken gebracht hat. Neben einem gemeinsamen Friseurbesuch zeigte ich den Zweien noch meine Lieblingskneipen und Cafés und ich glaube, sie werden Budapest in guter Erinnerung halten. Insgesamt war es wirklich eine sehr schöne Woche, wenn auch in der Tat erst etwas gewöhnungsbedürftig, Menschen aus meinem ,,alten Leben“ auf einmal hier in der Wohnung zu haben und mit ihnen an die Orte der Stadt zu gehen, die ich bisher nur mit Ereignissen und Menschen in Verbindung gebracht habe, die ich seit letztem Sommer erfahren bzw. kennengelernt habe. Umso schöner, nun auch ein paar Erinnerungen mit alten Freunden in neuer, mittlerweile jedoch auch schon vertrauter, Umgebung gesammelt zu haben. Lieben Dank ihr zwei! Ich hab mich gefreut, dass ihr hier wart.
Das Parlamentswahlen-Wochenende Ungarns waren sowohl Theresa als auch Henning in Budapest. Am Samstag haben Theresa und ich einen sehr lagen Spaziergang durch die Innenstadt gemacht, der uns vom Kossuth Lajos Tér, vorbei am Denkmal ,,Schuhe am Donauufer“ (wo wir zufällig auf eine bekannte Freiwillige aus Debrecen trafen) bis zur Markthalle brachte, von dort aus zurück zum Déak und in den Gozsdu Udvar, in welchem wir uns den Kaffee dann auch verdient hatten. Sonntag fuhren wir zu dritt zum Ecseri-Flohmarkt, der etwas außerhalb von Budapest liegt und in vielen Reiseführern als auch auf Foren im Netz als sehenswert und spannend angepriesen wird. Vielleicht waren wir am falschen Tag dort, doch die Stände, von denen gerade maximal ein Drittel geöffnet hatte, konnten uns nicht wirklich überzeugen. Zurück in der Stadt trafen wir uns mit ein paar anderen Freiwilligen, die gerade Urlaub in Budapest machten, noch auf einen Kaffee.
Vorletztes Wochenende ging es dann, nachdem wir es uns schon lange vorgenommen hatten, nach Miskolc zu Theresa. Den ersten Abend verbrachten wir gemütlich bei ihr im Kollegium. Am Samstag machten wir uns dann zunächst auf den Weg zum Supermarkt, vor welchem wir auf Theresas Ungarisch-Lehrerin trafen, die sie mir vorstellte und mit der wir uns daraufhin eine Weile unterhielten. Als sie erfuhr, dass ich aus Münster komme, folgte als Reaktion ,,Ah Münster, waren Sie auf dem Paulinum?“ Mit einem Schmunzeln bejahte ich diese Frage, worauf sie mir ihre Verbindung zu meiner ehemaligen Schule erklärte (in perfektem Deutsch). Sie ist Mitgründerin eines Kollegiums, das in der Nachbarschaft von Theresas Schule in Miskolc liegt. Dieses Kollegium organisiert seit mittlerweile mehreren Jahrzehnte ein Austauschprogramm mit dem Gymnasium Paulinum in Münster. Dann erwähnt sie noch, dass man die wohlerzogenen Stadtkinder vom Paulinum immer direkt von den Dorfkindern aus anderen Partnerstädten unterscheiden hätte können. Ich musste lachen. Ein weiterer Beweis: Diese Welt und ganz insbesondere der winzige Kontinent, auf dem wir leben, ist ein Dorf. Am selben Tag gingen Theresa und ich dann noch Bobbahnfahren, was ein Riesenspaß war. Abend trafen wir uns mit Henning in Miskolc. Sonntag verließ ich die Stadt dann schon wieder am frühen Nachmittag und machte mich auf den Weg nach Budapest. Zurück in der Wohnung blieb mir dann nicht viel Zeit. Um 20.55 Uhr landete am Ferihegy-Flughafen schließlich die germanwings-Maschine aus Köln. Zwei ihrer Insassen: Laura und Anna! Deutschland-Besuch Nummer 2!
Es folgten sechs wunderbare Tage, die neben dem Must-See Touriprogramm mit mir als mittlerweile quasi schon routinierten Tourguide, auch von Schwelgen in Erinnerungen und Nachdenken über alte Zeiten und ein wenig Melancholie geprägt waren. Während ich arbeiten musste, haben die zwei die Stadt ohne mich unsicher gemacht und waren insgesamt denke ich nicht weniger beeindruckt von der Schönheit dieser Stadt als der erste Besuch. Favorisierte Kneipen und Cafés standen natürlich wieder auf dem Programm. Am Mittwochabend kam Theresa auch nach Budapest, da diese über Ostern ebenfalls Besuch aus Deutschland bekam. Also legten wir an einem Abend unsere Freundeskreise mehr oder weniger zusammen und gingen gemeinsam aus. Nachdem wir am letzten Tag dann endlich mal ein bisschen Glück mit dem Wetter hatten, mussten sich die beiden leider Samstagmorgen schon zu unmenschlich früher Stunde zum Flughafen begeben. Die Zeit ist einfach mal wieder viel zu schnell vergangen. Danke für diese unvergessliche Woche, ihr zwei!
Das Osterwochenende habe ich dann recht entspannt in Budapest verbracht. Nachdem Anna und Laura wieder in Deutschland waren, nahm Charlotte, die über die Feiertage aus Kecskemét kam, ihren Platz in der Wohnung ein. Ostersonntag veranstalteten wir ein ausgiebiges Osterfrühstück und am Nachmittag trafen wir uns unter anderem mit Lotte, die mit ihrem Vater in der Stadt war und Theresas Freunden. Ostermontag machten wir auf Charlottes Vorschlag hin einen Ausflug zum ,,Sisi-Schloss“, dem Schloss Gödöllő in gleichnamiger Stadt. Die größte barocke Anlage Ungarns war natürlich gut besucht. Der Ausflug dorthin hat sich dennoch absolut gelohnt.
Unmittelbar nach Ostern geht es nun direkt mit dem Besucher-Marathon weiter! Morgen habe ich schon Lea hier bei mir, die sich dann auch innerhalb einer Woche einen Eindruck von meinem Leben hier verschaffen kann. Ich freu mich!