Von Feiertagen und Konferenzen
Es ist viel passiert im letzten Monat, wir hatten mehrere Seminare, gleich zwei Konferenzen, einige Workshops zu planen und außerdem Bewerbungen für eine/n neue/n ESK Mitbewohner/in durchzusehen!
Sooo, nach langem Hinauszögern habe ich es nun doch geschafft, wieder etwas zu schreiben!
Daher habe ich auch direkt eine Liste an Dingen, die ich erzählen möchte - los geht’s!
1. Wir haben es letztendlich regeln können, einen Elektriker zu engagieren, um das Licht im Badezimmer zu reparieren!
2. Meine Mutter kam im Oktober zu Besuch und wir haben einen spontanen Trip nach Edinburgh unternommen, wo wir uns unter anderem mit meiner Mitbewohnerin Agnese und ihren Freunden getroffen haben, die zu der Zeit auch zu Besuch waren.
3. Ich war bei einem richtigen Basketball-Spiel!!! Das war mega cool, Newcastle Eagles gegen die Worcester Wolves, die Eagles haben natürlich gewonnen!
4. Das Halloween-Event mit den Klienten war erfolgreich, ich war zwar diejenige die von allen am meisten begeistert war (da ich bekanntlich ein Feiertagsenthusiast bin und Weihnachten und Halloween meine Lieblingsfeiertage sind), aber es war dennoch schön.
Aus Ermangelung eines besseren Wortes könnte man wohl sagen, dass einige Klienten etwas „verwöhnt“ sind. Es ist schwer zu erklären, da sie schließlich kein einfaches Leben führen, nicht viel Geld haben, zu einem Großteil keine gute Bildung genossen haben und in einer schlechten Beziehung zu deren Familien stehen, aber dennoch kommt es einem manchmal so vor, dass sie nicht richtig würdigen, was für sie getan wird, um ihnen das Leben ein wenig schöner zu machen.
Natürlich helfen wir ihnen nicht für die Anerkennung und es geht auch nicht darum, dass sie nicht Bitte und Danke sagen, es geht darum dass sie teilweise noch mehr erwarten, als sie schon von uns bekommen, was von außen betrachtet wohl mit „verwöhnt“ bezeichnet werden könnte. Vielleicht auch deswegen, weil ihnen beispielsweise nicht richtig beigebracht wird, wie sie die Fördergelder, die sie vom Staat bekommen, sinnvoll einteilen und einsetzen können, oder wie ihr Leben weitergehen soll, nachdem sie in eine Support Accommodation eingezogen sind, da einige nur in den Unterkünften leben, ohne aktiv an einem weiteren Plan zu arbeiten. Teilweise sind das aber auch die Klienten, die Lernschwierigkeiten haben und deshalb in anderen spezialisierteren Einrichtungen untergebracht sein sollten, die aktiver mit ihnen zusammenarbeiten und sich auf sie konzentrieren könnten. Es ist allerdings nicht so einfach, diese Umstände zu ändern, einfach weil das Personal dafür fehlt, was das Ganze ein bisschen erschwert.
5. Am 1.11. ging es zu einer „Konferenz“ nach London. Diese diente dazu, dass sich Freiwillige und Mitarbeiter von Depaul aus ganz England treffen, kennenlernen und austauschen konnten (da die Organisation ja mehrere Zweigstellen in ganz England hat).
Warum ich Konferenz in Anführungszeichen setze? Nun ja, unter einer Konferenz stellt man sich im Allgemeinen ein professionelles und ergebnisreiches Treffen vor, bei welchem unter anderem Informationen ausgetauscht und Verbesserungsvorschläge gemacht werden.
Bei dieser Zusammenkunft war das jedoch etwas … anders :D
Hier wurde der Fokus eher auf die vergangenen Erfolge Depauls gesetzt, indem Awards verliehen und Videos gezeigt wurden. Das war zwar alles ganz lustig, aber etwas … nennen wir es „verwirrend“.
Versteht mich nicht falsch, die Ideen und Werte von Depaul sind unglaublich toll, ich handle gerne nach deren Prinzipien und liebe es mit den Klienten zusammenzuarbeiten, weil sie mir sehr wichtig geworden sind, aber an der Umsetzung der Werte und dem Einsatz der Spendengelder müsste meiner Meinung nach ein wenig gearbeitet werden …
6. Dennoch sind unsere Mitarbeiter super lieb und können unsere Sorgen und Bedenken bezüglich der Veränderungen, die momentan stattfinden, ebenso nachvollziehen. In letzter Zeit hatten wir zudem relativ viele Seminare zu denen wir zusammen gegangen sind, beispielsweise über Safeguarding (die Wahrung von Informationen über Klienten, wie man Protokolle angemessen verfasst etc) oder auch professional boundaries (professionelle Grenzen; die Beziehung zwischen Klient und Arbeiter/Freiwilligem), auch wenn viele der Richtlinien Allgemeinwissen sind.
Außerdem haben wir schon nach Terminen für unser Midterm-Training geschaut, also eine Art Halbzeit-Seminar, welches wir nach unserem 6-monatigen Aufenthalt absolvieren müssen. Und die Termine sind bereits im Februar/März! Die Zeit vergeht so schnell, es ist unglaublich …
Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ich danach nur noch ein halbes Jahr übrig habe … aber gut, weiter im Text!
7. Vom 21. zum 23.11. waren wir bei einer „Klientenkonferenz“ in Sheffield (wie ihr seht, wird der Begriff Konferenz irgendwie missbraucht, da es sich eigentlich um einen Ausflug handelte, bei denen sich Depaul-Klienten aus den verschiedenen Regionen Englands treffen konnten :D). Wir hatten wirklich sehr viel Spaß und haben teilweise stundenlang bis in die Nacht hinein mit einigen Klienten zusammen Tischtennis gespielt. Also kein normales Tischtennis, sondern zu viert und unter Einbeziehung von Wänden und Deckenbalken oder unter vollständigem Redeverbot, da wir leise sein mussten und ein Spiel daraus gemacht haben (denn glaubt mir, es war wirklich schwer, nicht zu lachen, bei dem Unsinn den die Klienten gemacht haben).
Abgesehen davon enthielt das Programm für diesen Ausflug Bogenschießen, Klettern, kreative Workshops, aber auch Peer Support (wir haben uns in Gruppen mit Klienten zusammengesetzt, die dann erzählt haben, inwiefern andere Klienten ihnen geholfen haben, inwieweit sie das gerne erwidern würden und welche Hilfe von Depaul sie dabei erwarten) und Orienteering (wir sollten in Gruppen verschiedene versteckte Aufgaben in dem Gelände außerhalb der Herberge finden und somit im Team zusammenarbeiten).
Alle haben sich wirklich gut verstanden und bis auf den sehr geringen Schlaf und einer nächtlichen Feueralarmunterbrechung gab es keine weiteren Zwischenfälle.
Achso und Sheffield selbst, beziehungsweise Edale, der kleine Ort eine halbe Stunde entfernt von Sheffield in dem unsere Unterkunft lag, ist genau das, was man sich unter England im 19. Jahrhundert vorstellt :D Überall weite und hügelige Wiesen mit Schafsherden und den kleinen Steinmauern, außerdem Cottages mit Steinwänden und dunstiger Nebel im Horizont. Traumhaft!
8. Das ist eigentlich auch schon der letzte Punkt und er handelt von Weihnachten (wie bereits erwähnt wird der Dezember also eine wunderbare Zeit für mich :D)
Zwar bin ich nicht zuhause jetzt wo die Adventszeit beginnt, aber ich habe schon begonnen, unser Haus zu dekorieren, plane bereits einen Weihnachts-Workshop für die Klienten, werde diese Woche das Drop-In Centre mit den Klienten dekorieren und habe außerdem zwei Weihnachtspakete mit Adventskalendern bekommen.
Ich bin also ganz gut vorbereitet, außerdem ist es auch nicht mehr lange bis Weihnachten, wenn ich für einige Tage nach Hause fliege :)
Oh und ich bin auch schon kurz über einen Weihnachtsmarkt hier gelaufen, allerdings im Regen (wie üblich), daher konnte ich es nicht wirklich genießen – obwohl man Weihnachtsmärkte bei dem Gedrängel und den Preisen sowieso nicht genießen kann.
Überraschenderweise gibt es hier viele deutsche Einflüsse, bisher habe ich nur deutschen Glühwein gesehen und auch oft deutsche Bratwurststände :D
Ich muss trotzdem sagen, dass ich deutsche Weihnachtsmärkte bevorzuge, einfach wegen der allgegenwärtigen Musik, den Holzschnitzereien, Schwibbbögen, Räucherkerzen und den typischen Ständen.
Etwas richtig traditionell Britisches habe ich bisher noch nicht entdeckt, abgesehen von heißem Cider, welcher hier neben Glühwein verkauft wird und den ich auch probiert habe, sehr lecker!
Das einzige worauf ich jetzt noch warte ist Schnee. Weihnachten und Winter in Großbritannien habe ich mir immer sehr schön vorgestellt, bisher ist es auch nicht schlecht, aber ohne Schnee ist es einfach nicht komplett. Wahrscheinlich sollte ich es mir nicht ganz so sehr wünschen, da die Winter hier wohl ziemlich streng werden können, aber was soll's :D
Früher oder später werde ich meinen Schnee schon noch bekommen …
Bis dahin, eine schöne Adventszeit euch allen und Merry Christmas!
P.S.: 9. Abgesehen von Goofy, der Katze aus meinem letzten Blog, haben wir eine weitere Katze „adoptiert“, sie heißt Whiskers, ist sehr verschmust und schläft gerne auf meinem Schoß! :)
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