Vom Nachdenken über sinnlosen Konsum, zum inkonsequenten frönen der Lüste
Zwei Wochen in welchen ich Abfall sammelte, einen Ausdauerrekord in Hausaufgaben machen aufstellte und mir ein Bruder Likör auf mein Eis träufelte
Im Winter führt der Fluss das „Schwarze Wasser“, welcher durch Zwolle fließt und es mit der Ijssel verbindet, Hochwasser. Durch dieses Hochwasser werden die Weiden von dem Bauernhof Klooienberg, wo ich auch arbeite, überschwemmt. Das ist an und für sich kein Problem. Die Pferde werden einfach auf eine andere Weide gebracht und die Ziegen bleiben im Winter sowieso lieber in ihrem Stall. Ende April sinkt der Wasserspiegel wieder. Nun Könnte man denken die Weiden seien nun wieder frei benutzbar für die Tiere. Dem ist aber nicht so!
Während des Hochwassers bleibt der Müll, welcher sich im Fluss befindet, in den von Wasser bedeckten Büschen und Sträuchern hängen. Das hat zur Folge, dass wenn wieder abfließt der Müll noch immer in den Pflanzen hängt. Er bleibt aber nicht nur in den Pflanzen hängen. Die Weidenzäune wirken auch wie eine Art Sieb. Alle Plastiktüten, Besenstiele und ähnliches bleiben dort hängen.
Deshalb gibt es jedes Jahr von dem Viertel wo der Bauernhof liegt, einen Tag wo engagierte Mitbürger mit Mülltüten und Greifarmen über die Weiden gehen und den Müllsammeln. Das Material wird von dem örtlichen Mülldienst zur Verfügung gestellt und die Menschen kommen natürlich auch, weil sie eine saubere Nahbarschaft haben wollen.
Da ich am Vortag bereits mehrere Stunden (ich glaube es waren 5 Stunden) Niederländisch Hausaufgaben gemacht habe, dachte ich mir, im Sinne der Prokrastination, könnte ich ja auch was anderes als Niederländisch lernen. So ging ich am einem grauen Samstagmorgen nach Klooinberg um dort zu helfen. Im sinne von „15 Minuten nach der Zeit ist des Konners Pünktlichkeit“, war ich gerade noch Pünktlich um mir einen Greifarm und zwei Müllbeutel zu schnappen und dann ging es auch schon los!
Ich hatte die Weiden immer nur vom Weiten gesehen und fand das schon krass, aber wenn man nah ran geht wird das immer mehr. Insgesamt waren dort vielleicht 20 bis 30 Helfer. Man hätte aber auch genau so gut 40 bis 50 gebrauchen können. Selbst wenn schon zwei Personen vor einem das Stück abgegrast hatten, konnte man noch immer Verpackung finden. Mein Job war es mehr die Nachhut zu bilden. Also ganz viele kleine Schnipsel einzusammeln. So kam es, dass andere Menschen bereits zwei volle Müllbeutel hatten, meiner gerade mal zu 1/3 gefüllt war.
Die Zeit verging wie im Fluge und nach drei Stunden, haben wir dann aufgehört. Die Weiden wurden als sauber genug befunden. So sammelte Gerbrand (mein Chef von Klooienberg) und ich alle Müllbeutel ein und luden diese auf den Trecker. Auf dem Bauernhof, hatte eine Iranerin Linsensuppe und lauter Gebäck vorbereitet. Es war alles auf iranische Art zubereitet und schmeckte köstlich! Danach luden wir alle Abfallsäcke in Müllcontainer. Wir haben Müllcontainer gefüllt.
Beim einsammeln habe ich mir überlegt, wie dieser Müll hierher kommt, wer diesen Müll produziert und warum man das nicht in den Mülleimer geworfen hat. Nachdem ich mir über diese Frage philosophiert habe, kam ich zu der vielleicht wichtigsten Frage:
Wie kann man das vermeiden?
Ich werde hier keine Antworten zu den ganzen W-Fragen niederschreiben. Das kommt erstens:
weil es meiner Meinung nach keine kurzen Antworten gibt auf diese Fragen
und zweitens:
ich mir noch nicht einmal sicher bin ob meine Gedankenkonstrukte funktionieren oder gar richtig sind.
Wieder zu Hause vertrieb ich mich wieder die Zeit mit Hausaufgaben machen. Ich glaube insgesamt machte ich an dem Wochenende 7 Stunden Hausaufgaben. Früher im Mathe Leistungskurs war es normal 1 bis 2 Stunden Hausaufgaben zu haben. Der Unterschied ist, das diese Aufgabe Mitdenken erforderten und nicht so einfach waren. Bei diesem Aufgaben tendiert es manchmal zum stupiden Lücken ausfüllen und andauerndes Wiederholen von der selbe Satzstruktur. Keine Frage, dieses Lernprinzip funktioniert aber der Spaß! Wo bleibt dieser?!
Eine Woche später war Ostern. Was finden die Kinder (also auch ich) am besten an Ostern? Genau die Schokolade! So haben wir unserem Haus lauter Schoko-Eier. Ich, als alter Hase im Schoko-Osterhasen und allgemein Ostersüßwaren essen/genießen/schlemmen, war natürlich sofort Osterfeuer und Flamme für den Kauf von Süßem. Und da hat man es. Eine Woche vorher, hatte ich noch überlegt, wie ich am besten meinem Plastikkonsum regulieren kann und schon war ich wieder damit beschäftigt, kleine Schokoladen Pralinen aus Alu-Folie auszuwickeln. Alu-Folie, welche viel zu viel für dieses kleine Ei ist und auch beim auf machen in Tausende kleine Stücke zerfällt.
Das ist die natürliche Inkonsequenz die jeder von uns in sich trägt. Warum sollte wir altes geliebtes, für eine neue Idee aufgeben, welche noch nicht einmal komplett durchdacht ist?
Sowie ich schon meine Müll-Prinzipien aufgab, sollte ich mein Prinzip des Vegetariers sein aufgeben, beim Abendessen mit den Brüdern. Diese haben uns Ostern zum Abendessen eingeladen. Da wir Spotter zu spät waren mit dem Anmelden, dass wir Vegetarier haben. (klingt ein wenig wie eine Krankheit.“ Herr Doktor, meine Kinder haben die Vegetarier. was kann ich tun?“ „Immer gut mit einem Eisbein kühlen und viel Teewurst trinken. Das Hilft immer. Fall nichts hilft, auch ruhig mal eine Scheibe Bärchenwurst geben. Aber nicht mehr als zwei pro Tag!“)
Welch ein wunderbarer Ausflug in meine Gedankenwelt!
Aber alles in allem war es sehr interessant mit den Brüdern zu quatschen. Man hörte Geschichten und sah sie auf einmal in einem anderem Licht. Es gab auch kostenloses Essen, was ja immer sehr schön ist. Und der Nachtisch war Eis. Einer von den Brüdern, der älteste wohlgemerkt, ist immer ganz verrückt nach Eis. Er isst es aber nur mit seinem Vanille Likör. So hatten wir alle dann Eis mit Vanille Likör!
So ich habe keine Energie mehr zu schreiben und wir bekommen gleich Besuch.
Also ein Frohes Ostern nachträglich!
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