Vier Jahreszeiten in einem Monat
Die letzen Wochen haben sich für Trine recht abwechslungsreich gestaltet: Nicht nur, was den Besuch diverser Freunde und Verwandter betrifft oder die Wahl der – mehr oder minder – unfreiwilligen sportlichen Aktivitäten wie Schwimmen und Bergsteigen. Auch das Wetter reichte von sommerlicher Hautverbrennungs-Hitze bis hin zum unwirtlichen Schneegestöber.
Hui, nun ist es tatsächlich schon wieder fast einen Monat her, dass ich geschrieben habe. Und seither ist jede Menge passiert. Edinburgh war super klasse – das Wochenende ging mal wieder viel zu schnell vorüber. Viele liebe Leute und ein herzliches Willkommen in der Studentenwohnung, wie immer.
Als ich dann Sonntag wieder nach Haus gefahren bin, habe ich, wie gesagt, meine groß gewordene Rike und den Freddy am Bahnhof in Stirling getroffen und mit Heim genommen. Es war total schön, die beiden hier zu haben, auch wenn es nur ein paar Tage waren und ich auch arbeiten musste... Freddy hat einen guten Eindruck bekommen von dem Leben und der Arbeit hier und ist auch ein wenig herum gekommen. Am Mittwoch hatte ich frei bekommen, weil ich einen anderen meiner freien Tage für Melis, die krank im Bett lag, gearbeitet habe.
Da sind wir dann auf den guten alten Ben A’an geklettert – auf dem ich nun bestimmt schon sechs Mal war. Es war aber (wie jedes Mal) wunderschön. Und mit zwei Menschen, die ich so lieb hab, noch viel schöner. Ich war sehr stolz auf meine große Elfe, dass sie es dort hoch geschafft hat. Und vor allem wieder herunter, denn ich bin mittlerweile überzeugt, dass der Weg runter viel gefährlicher und anstrengender ist, als der Weg hinauf.
Danach sind wir noch nach Aberfoyle gefahren, um Freddy die Wasserfälle zu zeigen. Wir hatten Amy bei uns, die es genossen hat, dort ein wenig schwimmen zu gehen. Und weil das so schön aussah, wie sie im Wasser planschte, hat wohl irgendwas in mir beschlossen, ihr Gesellschaft zu leisten… So bin ich auch baden gegangen – samt Schuhen, Socken und Hose! Da habe ich hinterher spontan die Barfuss-Saison eröffnet.
Ja, und am Abend des Mittwochs musste ich meine beiden Lieben auch wieder zum Bahnhof fahren und ihnen Cheerio sagen. Als ich mich anschließend ins Auto setzte und mit dem Gedanken „was mach ich denn nun mit meinem freien Donnerstag“ auf den Heimweg machen wollte, klingelte mein Handy. Mein Cousin berichtete mir, er sei in Edinburgh und wolle am nächsten Tag nach Callander fahren und ob er mich besuchen könnte... Ja, wunderbar, da war dann auch mein Donnerstag und sogar mehr geplant, denn Martin blieb bis Montagmorgen.
Auch wenn ich ja arbeiten musste, an dem Wee-stay, der keiner war. Denn die Familien, die für den Kurzurlaub angemeldet waren, waren nicht mehr erreichbar die ganze Woche lang. Dementsprechend sind sie auch nicht aufgetaucht am Freitag.
Also habe ich drei Tage mit drei netten Herren Rasen gemäht. Es waren nämlich Marcin, Alastair und Till mit mir gemeinsam eingetragen, an dem Wochenende zu arbeiten, und unser Rasen war schon langst überfällig... Dementsprechend hat es auch fast zwei Tage gedauert, ihn zu mähen.
Am Sonntag haben wir dann nur vormittags gearbeitet, was mir zumindest noch einen Nachmittag mit Martin ließ, an dem wir uns dann aufmachten nach Glen Coe, um ein wenig spazieren zu gehen. Eigentlich wollte ich nämlich nichts zu sehr Anstrengendes tun, weil ich mich am Samstagmorgen erkältet hatte. Da waren wir alle morgens um halb 4 ans Loch Lomond gefahren, raus auf eine Insel, um Vögel zu beobachten – dabei hab ich auch drei Fischadler gesehen und zwei weiße Dammwildweibchen. Na ja, unser kleiner Spaziergang artete jedoch in ein großes Abenteuer aus. Nachdem wir bei dem Versuch, um einen Berg herum zu gehen, plötzlich vor einer 800 Meter hohen Felswand standen, haben wir beschlossen, dann könnten wir auch auf den Berg klettern, der war eh nur 200 Meter höher. Also starteten wir die Aktion „Trine erklimmt ihren ersten Monrou“. Oben angekommen dachten wir uns dann, es sei wesentlich schöner, auf der anderen Seite des Berges herunterzusteigen und dann um den Berg herum zurück zum Auto zu gehen. Dann geht man nicht den gleichen Weg zurück, den man gekommen war.
Na ja, der Weg runter wurde irgendwie immer steiler und steiler, es begann zu schneien und es stürmte ganz furchtbar. Und ich bekam ehrlich Angst um mein Leben. Aber Martin war diesen Berg – er heißt übrigens „Stob Dearg“ – schon einmal heraufgeklettert, von eben der Seite, an der wir nun herab wollten. Und wir dachten die ganze Zeit, wir wären genau dort, wo auch der offizielle „Weg“ hinauf war... Aber als es dann noch steiler wurde und immer steiler und irgendwann zu steil, beschlossen wir, umdrehen sei vernünftiger. Also kletterten wir den Berg im Schneesturm halt noch mal halb hoch – denn wir waren sicher etwa schon 400 oder 500 Meter weit herabgeklettert – und nahmen dann den Weg zurück, den wir auch raufgeklettert waren.
Als wir wieder sicher, heil und von einer Tasse Kaffee aufgewärmt im Auto saßen und um den Berg herumfuhren, haben wir uns dann mal angeschaut, wie lebensmüde wir waren. Wir hatten tatsächlich versucht, eine nahezu 90-Grad-Wand herabzuklettern... Und den offiziellen Weg haben wir arg verfehlt, dafür hätten wir noch ein wenig weiter nach Westen gehen müssen. Tja…
Aber wir leben beide noch und ich habe mich gefreut, auch mal meine Grenzen kennen zu lernen – der nächste Tag war doch arg schmerzhaft, besonders in Knien und Waden... Aber es war auch eine wichtige Erfahrung für mich, denn nun weiß ich, dass ich auf keinen allzu hohen Berg allein klettern werde, denn das kann doch arg gefährlich sein.
Ja, nach dem aufregenden und Kräfte zehrenden Wochenende brauchte ich ein wenig Erholung, und die bekam ich auch – denn unser letzter Stay bestand lediglich aus sechs Personen, drei Müttern mit jeweils einem Kind, zwei davon waren grad mal ein Jahr alt, das letzte fünf Jahre. Hinzu kam, dass wir bombastisches Wetter hatten – und so galt es für uns und die Mütter „Chill out!“
Einen Nachmittag, zum Beispiel, lagen wir im Garten in der Sonne und haben geschlagene 2 ½ Stunden Scrabble gespielt – und uns ordentlich die Haut verbrannt! Nun hab ich viel Farbe und bin erholt, obwohl ich gestern erst aufgehört habe, zu arbeiten und noch drei freie Tage vor mir habe. In denen werde ich nach Glasgow fahren und David mal wieder besuchen. Denn mittlerweile hat sich die Sonne verabschiedet und wurde vom guten alten schottischen Nieselregen abgewechselt...
Na ja, zwei Tage Glasgow können auch mal ganz nett sein. Außerdem werde ich mich vermutlich piercen lassen. Ja, Mama, ich weiß... Diesmal die Augenbraue – zumindest, wenn es der Piercer ohne Termin macht. Wenn nicht, dann eben nicht – dann eben ein anderes Mal.
In diesem Sinne: noch einen schönen Restmai und bis bald!