Verkleiden ist nur was für Kinder? – Von wegen!
Karneval ist in einigen Teilen Spaniens für alle Generationen ein bedeutendes Fest. Ein Eindruck aus Xinzo de Limia.
Während die Festtage in Santa Cruz de Tenerife mit ihren farbenfrohen und prächtigen Kostümen dem brasilianischen Karneval ähneln, stehen in Cádiz vor allem Satire und Witz im Vordergrund. Neben diesen beiden berühmten Karnevalshochburgen sollte man allerdings auch den eher traditionellen Karneval in Galicien nicht vergessen. Vor allem in den Dörfern Xinzo de Limia, Verín und Laza, die südöstlich von Ourense liegen und auch als Karnevalsdreieck bekannt sind, spielt der „Entroido“ eine große Rolle.
In Xinzo so groß, dass es sogar eine digitale Anzeigetafel gibt, die das ganze Jahr über die verbleibende Zeit zum Karnevalsbeginn anzeigt. Für die letzten Minuten versammeln sich dann viele der Bewohner und zählen, ähnlich wie an Silvester, laut die Sekunden herunter. Obwohl die hauptsächlichen Feiertage das Wochenende und der Dienstag vor Aschermittwoch sind, werden auch die Wochenenden vorher schon verkleidet und mit verschiedenen Ritualen zelebriert. In diesem Jahr wurden übrigens rund 40.000 Besucher erwartet, in Xinzo de Limia wohnen 10.000 Personen.
Die Verkleidung ist Ehrensache, jeden Tag wird ein anderes Kostüm getragen und manche Leute ziehen sich sogar mehrmals am Tag um. Die Tendenz geht dabei zu gekauften Kostümen, es gibt aber auch ein paar aufwendig selbst gestaltete Verkleidungen, die dann umso mehr hervorstechen. Damit auch jeder weiß, mit wem man unterwegs ist, sind Gruppenkostüme sehr beliebt, ob im Familienverband oder im Freundeskreis.
Es ist auch ratsam sich zu verkleiden, denn sonst wird man von den traditionell verkleideten „Peliqueiros“ gejagt. Diese tanzen, hüpfen, laufen durch die Straßen und schlagen dabei aufgeblasene Schweineblasen gegeneinander, was ein lautes Knallen erzeugt. An ihrer Kleidung sind viele Glöckchen befestigt, man hört sie also schon von weitem. Finden sie eine Person ohne Kostüm, wird diese -ob sie will oder nicht- mit in die nächste Bar genommen, wo sie Kurze für alle ausgeben muss. Und da die Peliqueiros in Gruppen unterwegs sind, wird das nicht günstig… In Laza wird man hingegen zur Strafe mit einer Mischung aus Mehl und Ameisen beworfen, die bessere Alternative ist also in jedem Fall eine Verkleidung!
Wie immer, wenn in Spanien gefeiert wird, dürfen Musik und Tanzen nicht fehlen und auch traditionelles Essen ist wichtig. Zur Karnevalszeiten gibt es mehrere (überwiegend süße) Spezialitäten, zum Beispiel die Orejas (Ohren). Der dünne Teig mit leichtem Zitronen- und Anisgeschmack wird frittiert und zum Beispiel mit Zimt und Zucker bestreut. Ihren Namen verdanken die Orejas der Form, die an ein Ohr erinnert.
Karneval in Galizien ist ein ausgelassenes Straßenfest, bei dem sich jeder, egal ob jung oder alt, verkleidet und so eine tolle Atmosphäre entsteht!