Vama Veche!

1. Mai - Kampftag der Arbeiterklasse? - Nee. Strandtag der Jugend! Weil: in Rumänien ist der 1. Mai der Tag der Eröffnung der Badesaison! Und alle jugendliche Welt fährt ans Meer, manche zwar auch in die Berge, aber die Mehrheit doch ans Schwarze Meer, genauer - nach Vama Veche an der bulgarischen Grenze. Und ich hätte nie gedacht, dass mir Massen so gefallen könnten.

Normalerweise bevorzuge ich die einsame und kontemplative Stille des Meeres, aber in diesem Fall war es anders. Alle Leute sahen nämlich so aus: anders. Ganz besonders anders im Vergleich zu dem, was sonst so in Bukarest herumläuft (knallenge Hosen, superspitz zulaufende, hochhackige Schuhe, rosa und hellblaue Stretchshirts, Pushups wohin man oder frau schaut. Wirklich, ich empfinde es oft als so angenehm, wenn ich mal eine etwas weitere Hose oder sonst wie bequeme Klamotten an einer Frau sehe oder gar jemande, die auch kurze Haare hat.).

Jedenfalls, nur hier in Vama Veche, so sagte mir eine Rumänin, habe sie früher ihre Hippieklamotten getragen. Und so hatte diese ganze jugendliche Masse absolut nichts Verschreckendes für mich, sondern war geradezu erholsam. Gibt es so was in Deutschland? Einen Tag, wo alle mehr oder weniger alternative Welt ans Meer fährt und es sich einfach gut gehen lässt mit Feuern und Tanzen und all dem Kram? Wo mensch am Strand im Zelt für umsonst pennen kann?

Letztes Jahr sollte dem fast der Garaus gemacht werden, als die Regierung (oder wer?) Falschmeldungen über die Zustände in Vama Veche verbreitete und das Zelten verboten und stattdessen teuere Ressorts gebaut werden sollten. Aber dann entwickelte sich eine Bewegung "Rettet Vama Veche", und die schaffte es, die gleichen Leute, die am 1. Mai feiern, zum Ende der Saison an den Strand zurückzuholen zum Säubern und Aufräumen! Und Vama Veche ist erst einmal gerettet.

"Vama Veche" heißt auch eine Band hier, und die ist, nach Angaben eines hier lebenden Ungarn, so ziemlich das einzige, was mensch sich an rumänischer Popmusik anhören kann. Das will was heißen, wenn das ein Ungar hier sagt. Und ich muss ihm da zustimmen. Mit der hiesigen Popmusik verhält es sich nämlich ähnlich wie mit den Klamotten. Aber genug gemeckert, lieber freue ich mich auf meinen nächsten Besuch in und höre ein bisschen Musik von: Vama Veche!