Ungarische Tänze
In Ungarn gibt es offene Tanzabende, an denen jeder teilnehmen kann und in denen klassische ungarische Tänze getanzt werden. (30.04.2019)
Offener Tanzabend - Táncház
Zu den klassisch ungarischen Kulturveranstaltungen gehört unter anderem auch das Táncház - was wörtlich übersetzt "Tanzhaus" bedeutet. Dabei handelt es sich um einen offenen Gesellschaftsabend, in der Regel am Wochenende, an dem man sich für Gespräche, Wein, Gesang und eben auch zum Tanzen trifft.
Auch meine Organisation veranstaltet immer mal wieder diese Tanzabende, und nachdem wir den Tag über Speisen, Getränke und die Räumlichkeiten vorbereiten, können wir nach Beginn des Táncház auch an den Tänzen teilnehmen, die durch einen professionellen Tänzer angeleitet werden.
Ungarische Tänze
Wenn man "ungarische Tänze" hört, dann denkt man wahrscheinlich zuerst an Brahms und dann an Csárdás. Aber ungarische Volkstänze können grundsätzlich in fünf Kategorien eingeteilt werden, die ich nachfolgend einfach mal ein bisschen genauer vorstelle.
Für alle Tänze gibt es auch sehr schöne Beispiele auf YouTube, wenn man einfach nach dem Namen des Tanzes sucht. Ich habe bei jedem Tanz bereits ein Beispiel verlinkt.
Csárdás
Der Csárdás, wie schon oben erwähnt, ist der wahrscheinlich bekannteste der ungarischen Volkstänze. Csárda ist das ungarische Wort für Wirtshaus oder Dorfschenke, der Csárdás-Tanz kann also als Wirtshaustanz betrachtet werden.
Csárdás ist sowohl Name für die bei diesem Tanz gespielte Musik, den Tanz an sich und den Grundschritt für den Tanz. Getanzt wird in der Regel in Paaren, wobei es auch Solo- und Kreistänze für den Csárdás gibt. Die beiden Grundformen sind seitliche Wechselschritte und Schulter-an-Schulter-Drehungen. Je nach Gegend gibt es noch weitere Formen, die von jedem Paar individuell aneinander gehängt werden können.
An diesen individuellen Formen kann man - als geübter Tänzer - erkennen, woher die anderen Tänzer stammen.
Karikázó
Der Kárikázó ist ein reiner Frauen-Kreistanz, meistens mit Acapella-Gesangsbegleitung der Tänzerinnen. Das klingt vielleicht im ersten Moment nicht sehr beeindruckend, aber der Tanz ist in der Regel relativ schnell und wird mit verschiedensten Körperbewegungen ausgeschmückt - allen voran Hüpfen und Stampfen.
Neben dem Singen müssen die Tänzerinnen daher auch auf den Rhythmus achten, die Geschwindigkeit halten und vor allem synchron bleiben, was die Verzierungen angeht.
Legényes
Der Legényes ist ein Männer-Solotanz, der ursprünglich aus Transsilvanien kommt, nahe verwandt mit dem bayrischen Schuhplattler. Der Legényes wurde grundsätzlich als Duelltanz beim Werben um junge Frauen verwendet, da die Männer bei diesem Tanz zeigen können, was sie rhythmustechnisch so draufhaben.
Je beeindruckender die Sprung-Klatsch-Kombinationen sind, desto eher bekommt man das hübscheste Mädchen für die Paartänze danach.
Die Kombinationen bestehen in der Regel aus 4-8 Phrasen, der erste Teil ist für alle Tänzer gleich, der Rest wird improvisiert. Wiederholungen sind dabei nicht erlaubt.
Die weiblichen Tänzerinnen stehen dabei in einer Linie an der Seite und singen Spottlieder über die Männer, um sie zu noch gewagteren Bewegungen zu reizen.
Ugrós
Der Ugrós ist ein Tanz, der seinen Ursprung im Westen Ungarns hat und wahrscheinlich auf Waffentänze des Mittelalters zurückgeführt werden kann. Es handelt sich dabei um einen rhythmischen Spring-und-Klatsch-Tanz, der sowohl im Kreis, als auch mit Paaren getanzt werden kann.
Gerade, wenn man mehrere Paare hat, beginnt der Tanz im Kreis und es wird im Laufe des Tanzes mehrfach zwischen der Paarform und der Kreisform gewechselt.
Was mir am Ugrós besonders gut gefällt ist, dass alle Tänzer dieselben Bewegungen machen, es ist also egal ob man den Tanz nur mit Frauen, nur mit Männern oder in einer gemischten Runde tanzt und ob der Nachbar oder Partner dasselbe oder das andere Geschlecht hat.
Verbunkos
Der Verbunkos ist ein Tanz, der heute eher für Vorführungen als für reguläres Tanzen verwendet wird. Verbunkos kommt vom deutschen Wort Werbung, es handelte sich dabei um Tänze, die die Hussarenoffiziere bei Anwerbungsprozessen getanzt haben, um die Dorfjugend in die Armee zu locken, als Ungarn noch zum Reich der Habsburger gehört hat.
Angeblich hat auch der Csárdás seinen Ursprung im Verbunkos, obwohl der Legényes dem Verbunkos meiner Meinung nach mehr ähnelt als der Csárdás.
Da der Verbunkos nur für einen relativ kurzen Zeitraum als Rekrutierungstanz verwendet wurde, gelten als Hauptträger mittlerweile die Roma, da sie mit ihrer Musik das heutige Bild des Verbunkos außerordentlich geprägt haben.
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