Une semaine merveilleuse
Zu Weihnachten kam mich dann meine Familie hier in Frankreich besuchen und ich konnte ihnen zeigen wo ich lebe und arbeite und bekam auch selber nochmal einen Blick auf den Ort in dem ich schon drei Monate lebe
Nachdem meine Eltern und mein Bruder die Irrfahrt durch die Gassen von Digne überstanden hatten konnte ich sie am 22.12. nach fast drei Monaten endlich wieder in die Arme schließen.
Die Irrfahrt hatte sich ergeben da mit Überschreiten der Ortsgrenze das GPS nicht mehr funktionierte und alle keinen Handyempfang mehr hatten und mich somit auch nicht anrufen konnten. Tja und dann war das hier mit den ganzen Einbahnstraßen und der Parkplatzsuche auch nicht gerade einfach. Alles Sachen um die ich mir bis dato keine Gedanken gemacht hatte da ich ja immer zu Fuß unterwegs bin.
Um die Nerven zu beruhigen gab es dann ein von mir gezaubertes französisches Abendessen mit Tapenaden mit einer Art Bierstängel und einer Broccoli-Lauch-Quiche. Meine Eltern waren nach der langen Fahrt dann doch recht erledigt und gingen dann bald in die Ferienwohnung während mein Bruder und ich noch ein bisschen zusammen saßen Ubongo spielten und uns jede Menge erzählen mussten. Denn im Gegensatz zu meinen Eltern habe ich meinen Bruder in den letzten Wochen nicht grad oft gesprochen.
Der nächste Tag war Mamas Geburtstag und den begannen wir erst mal mit einem schönen Frühstück in der Ferienwohnung. Das Leben in zwei Wohnungen stellte uns noch die ganze Woche vor logistische Herausforderung. Frühstück dort, abends wieder bei mir und dann hab ich auch noch die meiste Zeit mit in der Ferienwohnung geschlafen, um nicht allein zu sein. Also ein ganz schönes hin und her.
Erstmal mussten wir dann natürlich los um fürs Weihnachtsessen einzukaufen aber das ist in Frankreich ja selbst an einem Sonntag kein Problem. Wir brauchten ziemlich lang, denn der Carrefour ist echt riesig und es gab besonders zu Weihnachten eine Menge Spezialitäten in den Regalen und da probierten wir uns noch die Woche über ein wenig durch.
Nachmittags gab es dann natürlich zunächst mal eine kleine Stadtführung. Vorbei am centre wo ich arbeite, über die „Einkaufsstraße“, am Fluss entlang bis zum Badesee. Auch ich bekam nochmal einen anderen Blick auf Digne, denn viele Dinge die für mich völlig alltäglich geworden sind fielen meiner Familie total auf. Die Häuser die oft einfach total krumm und schief sind und alle unterschiedlich hoch und die ganzen kleinen Schornsteine drauf. Dann das die Häuser oft etwas heruntergekommen, so auch meins oder das mit der Ferienwohnung und innen sieht alles ganz anders aus. Die Ferienwohnung war sogar total neu renoviert innen was man von außen nicht gedacht hätte.
Da es in der Sonne echt noch warm ist konnten wir danach den Geburtstagskuchen auf dem Balkon der Ferienwohnung anschneiden. Ich hatte eine Bûche gemacht mit Mango-Ananas-Creme. Das ist eine Biscuitrolle die in Frankreich zu Weihnachten unbedingt dazu gehört und in allen möglichen Sorten gemacht wird. Und damit war noch nicht genug geschlemmt abends gab es noch ein leckeres Muschelessen und mein erster eigener Weihnachtsbaum wurde mit den importierten Christbaumkugeln geschmückt. Meine Eltern hatten mir wirklich eine Menge aus Deutschland mitgebracht und das Auto war deshalb auch ziemlich voll gewesen. Unter anderem ein Koffer mit Sommersachen, meine Inliner und natürlich Geschenke.
Dann war Heilig Abend da und wir konnten unglaublich aber wahr bei schönstem Sonnenscheinwetter eine Wanderung durch die Gorges de Trévans machen. Es war wirklich eine tolle Tour mit beeindruckenden Aussichten auf die Schlucht des kleinen reisenden Flusses Asse. Der Fluss war wirklich total klar und das Wasser schimmerte leicht grünlich und dazu die weißen und manchmal ockerfarben und schwarz gestreiften Felsen. So hatten wir uns dann Hunger angelaufen fürs Raclette abends. Das war eins der Geschenke, das ich schon mal vor der eigentlichen Bescherung bekommen hatte und sofort eingeweiht wurde. Es ist sogar eins mit heißem Stein so dass wir sogar beides machen konnten. Unter anderem grillten wir auch Jakobsmuscheln die wirklich gut waren.
Sonst bekam ich noch eine der tollen Duftkerzen vom Stuttgarter Weihnachtsmarkt, ein Buch mit schwäbischem Krimi, ein Parfum und einen Werkzeugkasten, den ich wirklich brauchen kann, denn mit eigener Wohnung braucht man doch hin und wieder einen Hammer oder Schraubenzieher. Mein Bruder hatte mir voll süß Fotos von uns beiden ausgedruckt, da hab ich mich echt total gefreut.
Dann gab noch eine externe Festplatte für die Fotos die sich mittlerweile so anhäufen und eine sehr interessante magnetische Tischfigur.
Ich selbst verschenkte so einiges was mir an Spezialitäten bis jetzt so über den Weg gelaufen ist. Etwa die Calisson aus Aix, Nougat, Caramel, Seife aus Marseille oder Kräuter der Provence. Der Lacher des Abends wurde der Apfelschäler den ich Papa schenkte den man in Frankreich jedoch in vielen Haushalten findet. Der kann den Apfel entkernen, schälen und in Ringe schneiden. Eine wirklich wie mein Papa sagte einem Foltergerät ähnelnde Apparatur. Für meinen Bruder hatte ich ein Buch importieren lassen und für Mama hatte ich noch eines der Geduldsspiele aus Holz in Aix- en-Provence ausgesucht, das uns die nächsten Tage noch beschäftigte.
Den nächsten Tag verbrachten wir einfach gemütlich. Ich las mit Papa um die Wette, denn Papa hatte das Buch „der Hundertjährige der aus dem Fenster stieg und verschwand“ geschenkt bekommen und ich las es parallel auf Mamas E-book.
Abends gab es dann mit leckeren Doraden wieder ein gutes Weihnachtsessen.
Der zweite Weihnachtstag existiert in Frankreich ja nicht und so konnte ich am Mittwoch Mama das Centre von innen zeigen und mit Kindern. Dann waren wir noch alle gemeinsam auf dem Wochenmarkt der allerdings nicht so wahnsinnig groß ist Mittwochs, was ich ja bis jetzt noch nicht feststellen konnte weil ich da immer arbeite. Also machten wir uns schon bald darauf mit dem Auto auf den Weg um die Gegend mal weiter zu erkunden. Es war auch für mich gut mal wieder Auto zu fahren nach so langer Zeit und unser neues Auto fährt sich auch echt gut. Wir fuhren zunächst nach Sisteron wo wir die Zitadelle besichtigen wollten, die allerdings geschlossen war aber trotzdem hatten wir eine schöne Aussicht von dort auf eine interessante aufgefaltete Felsformation. Lange hielten wir es jedoch nicht aus, denn der Mistral wehte ziemlich heftig und so saßen wir lieber noch unten im Dorf gemütlich in einem Café in der Sonne. Dann fuhren wir wieder Richtung Digne und machten noch in Forcalquier halt. Auch dort stiegen wir noch auf den Berg mit der wesentlich kleineren Zitadelle und konnten über die Ebene bis zu den Bergen schauen. Da man in Digne keine Kirche im Winter besichtigen kann machten wir das eben in Forcalquier und konnten auch noch eine Krippe mit den Santons-Figuren die hier hergestellt werden bewundern. Auf der Fahrt zurück fielen uns einige kleine kuppelförmige Steinhütten am Wegrand auf die wie sich später herausstellte Bories heißen und früher als Behausung, Schafstall oder Heustadel dienten.
Abends musste dann natürlich auch mal wieder eine Runde Canasta sein, unser Familienspiel.
Am nächsten Tag machten wir mal wieder eine Wanderung diesmal auf meinen Hausberg, den ich bis dato noch nicht bestiegen hatte. Es ging erstmal ganz schön steil rauf aber die Aussicht auf Digne in seiner gesamten Länge war auch echt toll. Denn Digne erstreckt sich ziemlich lang am Fluss Bléone entlang. Dann hieß es erst mal mein Haus aus der Vogelperspektive entdecken und dann das mit der Ferienwohnung. Nachmittags war ich noch mit Mama auf Einkaufstour und ich durfte mir noch ein paar Sachen aussuchen die ich noch für nötig hielt, wie etwa ein paar Aufbewahrungskisten. Danke nochmal dafür!
Am Freitag fuhren wir dann mal Richtung Norden in den Schnee und zu den Skistationen. Barcelonette, das in den Reiseführern als mexikanisch angehauchter Ort beschrieben wird war aber einfach nur ein Alpenort wie viele. Die Häuser waren natürlich nicht mehr so provenzalisch sondern eher wie in der Schweiz. Wir fuhren dann noch hoch bis zur größten Skistation Pra-Loup wo wir mit Entsetzen die hohen Bettenburgen erblickten die mitten in die Landschaft gepflanzt worden waren. Da es dort oben unmöglich war einen Parkplatz zu bekommen fuhren wir wieder ein Stück runter und machten noch einen kleinen Schneespaziergang und fuhren dann wieder zurück. Wir legten noch einen Zwischenstopp am Lac de Serre-Poncon ein, dem größten Stausee Frankreichs der wirklich schön ist und zu dem ich auf jeden Fall nochmals zurückkehren möchte. Auch die Felsformationen Demoisselles Coiffées sahen wir uns noch an. Also insgesamt eine schöne Tour die wir abends mit einem Essen im Restaurant in Digne beendeten. Wir waren die einzigen Gäste und witziger weise hatte der Restaurantchef einige Jahre in Deutschland verbracht und konnte uns so ein wenig die Speisekarte erklären. Denn so spezielles Vokabular ist dann doch etwas schwierig.
Im Laufe des Abends lernten wir dann noch das der Champagner vom Aldi wirklich sehr gut ist wie der Restaurantchef meinte und noch so das ein oder andere. Das essen war auch wirklich gut aber mit vier Gängen ganz schon reichlich. Aber in Frankreich ist es wohl auch recht üblich im Restaurant ein Menü zu bestellen und wenn man nur einen Hauptgang bestellt, wie mein Bruder, wird man gefragt ob man denn keinen Hunger hätte… Die Frage bleibt wie die Franzosen bei der ganzen Esserei so schlank bleiben können. Aber dieses Rätsel versuche ich schon seit drei Monaten erfolglos zu lösen. Ich tippe ja irgendwie doch das es mit den Genen zusammenhängt. Aber wer weiß…
Dann war leider schon der letzte Tag da und den begannen wir gleich mal damit nochmal auf den Markt zu gehen der dieses Mal wieder so groß war wie ich ihn kenn, mit den ganzen Ständen mit den diversen Spezialitäten, womit sich meine Eltern auch etwas eindeckten.
Dann machten wir uns noch auf den Weg zum Réserve Géologique wo ich bis jetzt auch noch nicht war. Aber irgendwie verfehlten wir den richtigen Weg hatten aber trotzdem einen schönen Spaziergang und sahen Digne nochmals aus einer anderen Perspektive. Anschließend konnten wir nochmals auf dem Balkon Kaffée/Kakao und süße Stückle vom Bäcker genießen. Weil einen Teil der kleinen Leckereien die man hier so bekommen kann musste ich meine Familie unbedingt probieren lassen.
Abends stand noch eine letzte Canastarunde an bevor es dann hieß Abschied nehmen. Für mich war es wie immer schwer, denn Abschiede kann ich wirklich nicht leiden und als ich dann plötzlich wieder so ganz allein war war es echt schrecklich.
Aber irgendwie habe ich mich dann die Tage drauf gefangen, denn es war ja Silvester und dann war wieder Ferienprogramm im Centre angesagt. Aber dazu im nächsten Beitrag mehr.