Und dann stellte er einfach ein „Achtung! Nasser Boden!“ – Schild auf die Tanzfläche
Ein augenzwinkerndes Plädoyer zum Hang der Engländer zu (übertriebenen) Sicherheitsvorkehrungen
Klar, auch bei meinem Handy ist hin und wieder der Akku leer und ebenfalls klar, dass ich es in solchen Fällen an das Stromnetz anschließe (samt Adapter versteht sich). So auch heute. Da ich generell noch etwas Zeit hatte, kochte ich mir anschließend was zu essen, erledigte den Abwasch und setzte mich eine Runde aufs Sofa um zu lesen. Etwa eine Stunde später hupte es vor der Haustür – ein klares Zeichen dafür, dass unsere Koordinatorin da war um uns abzuholen. Also schnappte ich meinen Rucksack und mein Handy das natürlich nicht (!) geladen hatte.
Und da haben wir sie schon: Eine der typischen Situationen für Nicht-Briten im englischen Ausland.
Die Erklärung für das ungeladene Handy ist simpel und dennoch könnte ich wetten, dass sie eine Menge Vorfälle dieser Art verursacht. Denn englische Steckdosen muss man am jeweils dafür vorgesehenen Schalter anknipsen, bevor man sie benutzen kann. So einfach ist das. Theoretisch!
Dass dies auch für Küchenherde gilt, mussten wir gleich in unserer ersten Woche hier unter dem Schmunzeln unserer Kolleginnen lernen. An besagtem Tag versuchten wir in der Mittagspause verzweifelt einen Topf Nudelwasser zum Kochen zu bringen. Da uns dies partout nicht gelang, fragten wir um Rat und nahmen von dort an auch die roten Schalter an der Küchenwand wahr, die die Stromzufuhr zu den Küchengeräten regeln. Äußert amüsant für den Rest – uns haben immerhin die Nudeln geschmeckt.
Die vom Aufeinandertreffen von Strom und Wasser ausgehende (ach so bedrohliche) Gefahr verortet der Engländer jedoch nicht in der Küche, wie man jetzt vermuten könnte. Zumindest nicht in erster Linie. Als viel bedenklicher wird hierzulande das Betreten eines Badezimmers angesehen. Die Angst vor einem ins Wasser fallenden Fön ist so groß, dass man in keinem Badezimmer des Königreichs Steckdosen findet (egal ob mit oder ohne Schalter). Um die Sicherheitsrisiken weiterhin zu senken, besitzen englische Badezimmer übrigens auch keine Lichtschalter. In der Regel werden die Lampen durch das Ziehen an einer neben der Tür hängenden Schnur bedient (was mich auf skurrile Weise an alte Spülmechanismen erinnert).
Auch der englische Fußboden scheint den hiesigen Sicherheitsbedürfnissen angepasst zu sein. So findet man zum einen überall Teppichboden. Die Treppe in unserem Haus ist zum Beispiel komplett damit ausgekleidet, genauso wie die Kirche über unserem Jugendzentrum und ganze Züge. Wenn man drauf ausrutscht, landet man wenigstens vergleichsweise weich. Verrückt, nicht? Und wenn sich mal kein federnder Teppich zu den eigenen Füßen befindet, gerät man in Situationen wie wir vor gut zwei Wochen, die ebenfalls eine ganz eigene Aussagekraft haben.
Als ich an diesem Abend mit meinen Mitbewohnern einen Club in der Nachbarstadt betrat, war die Tanzfläche trotz relativ früher Stunde bereits gut gefüllt und die Stimmung ausgelassen. Was wohl auch dazu beitrug, dass eine der Clubgäste versehentlich ihr Getränk auf der Tanzfläche verschüttete. Das Gedränge nicht beachtend, machte sich der Mitarbeiter (des Monats) daraufhin daran, sich mit seinem Wischmopp zwischen den Tanzenden hindurch zu drängen und den Boden zu säubern. Dieser ganz eigene Tanz-mit-Mopp zwischen den Feiernden bot schon ein befremdliches Bild. Als er jedoch nach getaner Arbeit allen Ernstes ein Hinweisschild auf der Tanzfläche platzierte, das auf den nassen Boden hinwies, konnten wir nicht mehr anders als festzustellen, dass die Engländer spinnen. Auf eine liebenswerte Weise.