Umzug
Die Fasnet kennt hier in Finnland leider niemand. Genau das ist jetzt aber die Jahreszeit, in der ich Deutschland am meisten vermisse. Viel mehr als an Weihnachten, denn das gab es hier ja schließlich auch, aber ein Jahr ganz ohne Fasnet, ohne Umzüge und ohne den Schmotzigen, das fällt mir schon schwer. Ich bin genau jetzt in der Fasnetswoche aber mit etwas ganz anderem beschäftigt und zwar dem Umzug ins nächste Zimmer.
Die Wohnung, in der Silvia und ich das letzte halbe Jahr gelebt haben, gehört nämlich eigentlich Teija. Teija ist auch eine Mitarbeiterin im Jugendcenter, die das letzte halbe Jahr jedoch in Thailand in einem sozialen Projekt mitgearbeitet hat. Die leerstehende Wohnung haben wir zwei solange bekommen... Jetzt zieht Silvia in eine kleine Einzimmerwohnung und ich werde mir hier mit Teija die Wohnung teilen. Darüber bin ich wirklich froh, denn mir gefällt die Wohnung total und ich fühle mich hier auch wirklich daheim. Trotdem ziehe auch ich um, auch wenn es nur ins nächste Zimmer ist, denn bisher habe ich in Teijas Schlafzimmer gewohnt und das möchte ich ihr frei räumen. Aber trotzdem ist mein Umzug echt anstrengend. Vielleicht war auch einfach nur meine Idee, alles einzeln umzuziehen schlecht, denn so laufe ich gefühlt tausend mal zwischen beiden Zimmern hin und her. Alles in den Koffer zu packen, nur um dann ein Zimmer weiter zu ziehen, das kam mir nämlich wirklich komisch vor. Erst danach ist mir aufgefallen, wie viele Sachen sich doch in den paar Monaten schon angesammelt haben, woher auch immer...
Genau am Schmotzigen kommt dann schließlich Teija nach Hause. Mit selbst gebackenen Pulla, einem typisch finnischen Gebäck, und einem kleinen Willkommensschild auf dem Küchentisch begrüße ich Teija, die mittags schon heim kommt und bis ich abends vom arbeiten komme schon schläft. Gespannt bin ich schon, mit wem ich jetzt zusammenwohnen werde und in wessen Wohnung ich schon das letzte halbe jahr gelebt habe...
Wir beide treffen uns schließlich am nächsten Morgen beim Frühstück. Ich hinterlasse wohl gleich einen super ersten Eindruck, als ich um halb zehn noch gar nicht richtig wach und im Schlafanzug zum Frühstücken in die Küche tapse und dort die schon total fitte Teija treffe, die wegen der Zeitverschiebung schon seit vier Uhr auf ist... Aber wir verstehen uns auf Anhieb super und ich verpasse fast meinen Bus zum finnisch Kurs, weil wir einfach viel zu viel reden beim Frühstücken. Das war ich bisher nicht gewohnt... Auch übers ganze Wochenende sitzen wir beide immer mal wieder stundenlang zusammen in der Küche und unterhalten uns, wir verstehen uns schon jetzt prima...
Ansonsten habe ich es dieses Wochenende endlich mal geschafft zum Langlaufen zu gehen. Ski ausleihen ist überhaupt kein Problem und dann gehts auch gleich los in die Loipe. Hier merke ich sofort, dass ich total außer Übung bin und auch einfach keine Kondition mehr habe, aber nach einer halben Stunde fühle ich mich doch wieder etwas sicherer und alles wird einfacher... Langlaufen ist in Finnland um einiges beliebter als bei uns daheim und so sind richtig viele Leute in der Loipe unterwegs, was aber keineswegs stört und dass es schon dunkel wird macht auch überhaupt nichts, denn schließlich sind alle Loipen beleuchtet. Total fertig, aber froh dass ich jetzt endlich mal Zeit gefunden habe zum Langlaufen zu gehen, komme ich am Abend heim und am nächsten Morgen ist dann auch schon der Muskelkater da...
Und dann haben wir noch die ystävänpäivädisco, also die Disco für den Valentinstag gemacht. In Finnland hat der Valentinstag aber eine ganz andere Bedeutung, denn wörtlich übersetzt heißt ystävänpäivä nämlich Tag der Freunde und genau so wird das dann auch verstanden. Am Valentinstag macht man guten Freunden eine kleine Freude, mit verliebt sein und Pärchen hat das nichts zu tun... Außer unserer Disco für die 3. bis 7. Klässler habe ich im Nebenraum witzige Bilder von guten Freunden gemacht, die sie dann am nächsten Tag bekommen haben. Dafür haben wir einen Bilderrahmen und verschiedene Brillen, Hüte, Bärte... vorbereitet. Die Kinder, aber auch ich hatten beim Bilder machen so viel Spaß zusammen.
Die nächsten Tage verbringe ich damit, mein „eigenes Projekt“ im Jugendcenter zu planen und zwar werde ich einen Kochkurs anbieten. Ich bin also dabei alles abzuklären, Plakate zu gestalten und und und. Der Kurs wird wohl eine ganz schöne Herausforderung für mich werden, denn ich werde den Kurs größtenteils alleine leiten und ganz auf mich gestellt sein. Da bin ich dann vor allem auf meine finnisch Kenntnisse angewiesen. Ich bin schon mal gespannt...