Ty jsi Petr, ty jsi skála!
Vom 26. bis zum 28. September besucht Papst Benedikt XVI. Tschechien und Prag. A_Waitler_in_Prag ist mit vielen anderen dabei, als der Papst in einem bekannten Wallfahrtsort eine Messe abhält.
Wie ich ja noch am Ende meines ersten Berichts geschrieben habe, fand Ende September, vom 26. bis 28.9., eine riesige Veranstaltung in Prag und in Tschechien statt: Der Besuch des Svatý otec, des Heiligen Vaters Papst Benedikt XVI.
Dabei hat er am letzten Tag seiner Reise in Stará Boleslav, unweit von Prag, eine Messe vor 50 000 Gläubigen zelebriert. Ich bin bereits einen Tag vorher mit Jára (das ist eine Abkürzung fúr Jároslav), einem der Salesianer, und noch ein paar Leuten zuerst mit Metro und Autobus zu einem Sammelpunkt in einen kleinen Ort am Rande Prags gefahren. Von dort aus sind wir mit schätzungsweise hundert anderen Jugendlichen zwölf Kilometer nach Stará Boleslav, auf Deutsch Altbunzlau, gegangen.
Stará Boleslav ist einer der wichtigsten tschechischen Wallfahrtsorte, da dort Svatý Václav, der Heilige Wenzel von Böhmen den Märtyrertod erlitten hat. Wenzel bemühte sich in seiner Regierungszeit sehr um die Christianisierung seines Landes, weshalb ihn, neben weiteren Gründen, sein Bruder Boleslav der Grausame am 28. September 935 ermordete. Heutzutage ist Václav übrigens einer der beliebtesten tschechischen Vornamen. So tragen beispielsweise ja auch die zwei bisherigen Staatspräsidenten der Tschechischen Republik, Václav Havel und Václav Klaus, diesen Namen. Aber auch junge Leute, wie zum Beispiel einer der Studenten, mit denen ich hier im Salesianerzentrum wohne, heißen so. In Deutschland dagegen kenne ich niemanden, der mit Vornamen Wenzel heißt.
Owa zumindest im guadn oidtn Kezding kenn ma alle ebban, dessen Nachnam (fast) genauso is =))) Měj se hezký, můj kamarád!
Am Vorabend der Messe war in Stará Boleslav natürlich auch schon einiges los. Auf den Straßen des Ortes war eine große Pout', ein Kirta, wie ich ihn schon in Osek und in Mariánské Radčice gesehen habe (siehe mein erster Beitrag) und in der Ortsmitte war noch eine große Bühne aufgebaut. Die Nacht haben wir dann auf freiem Feld verbracht. Dabei hätten wir zwar auch ein Zelt dabeigehabt, aber weil es, als wir schlafen gingen, schon recht spät und der Abend nicht direkt unerträglich kalt war, war Jára der Meinung, dass wir es jetzt nicht mehr unbedingt aufbauen müssen. Also haben wir unsere kárimatka (Isomatte) auf dem Boden ausgebreitet und den spacak (=Schlafsack) ausgepackt. Aber als ich nach ein paar wenig geruhsamen Stunden Schlaf um fünf Uhr in der Früh aufgewacht bin, war mir dann doch ein bißchen kalt... Aber mei, ein paar Strapazen gehören zu so einer Pilgerreise wohl auch dazu!
Vor der Messe unseres bayrischen Papstes hab ich daraufhin noch meine weiß-blaue Rautenfahne an einem circa zwei Meter langen Ast befestigt. Diese Leukoplast-Konstruktion hat die ganze Zeit über erstaunlich gut gehalten. :-)
Die Messe selbst kann man sich dann ungefähr so vorstellen wie den Gottesdienst, den Benedikt XVI. im September 2006 beim Besuch in seiner bayrischen Heimat auf dem Islinger Feld bei Regensburg gefeiert hat. Damals durfte ich schon einmal an einer solchen Messe teilnehmen und in Stará Boleslav sind viele Erinnerungen dazu in mir hochgekommen. Denn es ist schon ein ganz besonderes und unvergessliches Erlebnis, gemeinsam mit so vielen anderen Menschen seinen Glauben zu bekennen. Wer damals auch in Regensburg war, weiß, was ich meine.
Die Gebete waren dann übrigens alle in lateinischer Sprache, also so richtig mit "In nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti" oder dem "Pater noster", was für mich, wenn ich mich recht entsinne, auch dass allererste Mal so war. Dafür hat jeder ein Heftchen bekommen, in dem neben der Liturgie auch die Liedtexte standen. Dabei habe ich, auch wenn ich zugegebenermaßen diese Gebete daheim natürlich schon unzählige Male in der Kirche auf Deutsch gehört habe, dank fünf Jahren Latein in der Schule noch relativ viel verstanden. Die Lieder, die zwei Lesungen, das Evangelium und die Fürbitten waren dann aber schon auf Tschechisch, ansonsten versteht's ja niemand.
Die Predigt dagegen verlas Benedikt zuerst auf Italienisch, das er ja fließend spricht, was dann ins Tschechische übersetzt wurde. Dass er nicht in deutscher Sprache gepredigt hat, liegt vielleicht zum Einen an den allseits bekannten negativen Erfahrungen des tschechischen Volkes in der Protektoratszeit von 1939-45, zum Anderen aber wohl auch an noch viel weiter in die Geschichte zurückgehende Erinnerungen. Denn vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Ersten Weltkrieg, also 300 Jahre lang, litt Böhmen und Mähren unter der Fremdherrschaft der katholischen und deutschsprachigen Habsburger aus Österreich
(Einen hochinteressanten Artikel dazu findet ihr hier:
http://www.kath.net/detail.php?id=23995)
Am Ende des Gottesdienstes wandte sich Benedikt dann aber doch noch "an die Pilger aus den deutschsprachigen Nachbarländern" und insbesondere an die Jugend.
Was mir aus irgendeinem Grunde auch noch sehr stark im Gedächtnis haften blieb, war der Einzug des Papstes mit dem Papamobil, währenddessen alle Gläubigen in häufiger Wiederholung gemeinsam aus der Bibel zitierten: "Ty jsi Petr, ty jsi skála! = Du bist Petrus, der Fels!"
Auch die Kommunion war sehr beeindruckend: Ganze Scharen von Priestern schwärmten auf dem riesigen Gelände aus, die jeweils von einem Ministranten begleitet wurden, der mit Hilfe eines Regenschirms den Standort des Priesters in der unüberschaubaren Menschenmenge anzeigte.
Nachdem ich während der Messe schon ganz fest meine bayrische Fahne geschwenkt habe, sah ich nach dem Ende auf einmal sehr viele weiß-blaue Flaggen auf einem Fleck, woraufhin ich mir den Weg dorthin bahnte, um meine Landsleute zu grüßen. Dort war dann sogar das Bayrische Fernsehen mit einem Kamerateam anwesend! Außerdem hatten sich an diesem einen Ort ebenfalls viele Polen, die ja als ein sehr gläubiges Volk bekannt sind, eingefunden, mit denen wir auch gleich, im Gedenken an die traditionell guten bayrisch-polnischen Beziehungen, ein „Landshuter-Hochzeit-Gedächtnisfoto“ machten
(http://de.wikipedia.org/wiki/Landshuter_Hochzeit) ;-)
Hier sind noch zwei interessante Videos bei Youtube zum Papstbesuch:
http://www.youtube.com/watch?v=Zx99IV3KhOs
http://www.youtube.com/watch?v=WkGPGca7RFE&feature=related
Hmm, eigentlich wollte ich ja hier über die ganze Zeit nach meinem letzten Beitrag schreiben. Aber ich glaube, ich höre jetzt doch lieber auf und fange einen neuen Text an.
Und für diesen Eintrag würde ich mich über viele Kommentare freuen!
Chrištoph
„Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich?
Simon Petrus antwortete: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!
Jesus sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel.
Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.“ (Matthäus 16, 15-18)
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