Tutor, Wochenende, Couchsurfing, Mitbewohner
Wie ich meinen Haupttutor zum ersten Mal traf, an einem Couchsurfing-Event teilnahm sowie das restliche Wochenende und was gerade so in meiner WG abgeht ;)
Immer, wenn ich kein W-Lan habe, was in ungefähr 50 Prozent der Zeit, die ich hier bin, habe ich Zeit fürs Bloggen. Also, je weniger W-Lan, desto mehr Blogs. Oder so.
Ich erzähle mal ein bisschen so von meinem Wochenende und von dem, was mich sonst so bewegt (hach, wie poetisch!).
Donnerstag (noch nicht ganz Wochenende) traf ich mich zum ersten Mal mit meinem Haupttutor, Brunel. Ich habe zwei Tutoren, weil Brunel oft im Ausland ist und ich auch einen Ansprechpartner haben soll, wenn er nicht da ist.
Brunel macht irgendetwas mit Basketball und war einen Monat bei einem Projekt in Slowenien. Deswegen bin ich jetzt auch im Besitz eines XXL-Slowenien-FIBA-T-Shirts und slowenischer Schokolade. Er hat mich um Delirium zu einem Bier eingeladen und wir haben ein bisschen gequatscht.
Er hat mich gleich in den Arm genommen, als wir uns ziemlich zufällig doch getroffen haben (Treffpunkt De Brouckere ist ohne Einschränkung nicht zu empfehlen, diese Metrostation hat nämlich sechs Ausgänge). Er erzählte mir auch, dass die EVS-lerin vor mir ihren EVS nach 8 Monaten abgebrochen hat, was zum einen ein bisschen beunruhigend ist, zum anderen auch für mich ein Vorteil ist. Immer, wenn ich bei meiner Arbeit etwas vorschlage (Aktivitäten) oder etwas mache (Flyer, Evaluationsbögen etc.), freuen sich alle total und nehmen meine Vorschläge auch größenteils ernst und versuchen sie mit mir umzusetzen.
Ich habe auch heimlich etwas in dem E-Mail-Postfach meiner Orga (was heißt heimlich? Ich habe das Passwort von meiner Kollegin bekommen) gestöbert und den „Abschiedsbrief“ von der Volontärin war mir gefunden.
Ihre Hauptgründe sind wohl, dass sie sich nicht in das Team integriert fühlte und oft nichts zu tun hatte und dass ihre Mitbewohnerinnen, mit denen sie sich gut verstanden hat, zu eben dem Zeitpunkt, an dem sie auch abgebrochen hat, ausgezogen sind.
Dann stand da noch etwas von fehlender Privatsphäre in der WG. Das mit dem Zu wenig zu tun kann ich ein bisschen nachvollziehen, das hatte ich am Anfang und jetzt auch noch zeitweise auch, aber das lag bei mir einfach daran, dass ich noch nicht eingearbeitet war, während meine Kollegen natürlich schon längerfristig Projekte geplant hatten.
Und scheinbar hatte sie gemeint, dass sie bei Dynamo International nie etwas zu tun hatte, was ich absolut nicht bestätigen kann. Ich habe schon einen Flyer erstellt, einen Blog geschrieben und bin gerade dabei, mit Aude eine Aktivität für den Tag der Kinderrechte vorzubereiten, die auf meiner eigenen Idee basiert. Zu wenig zu tun habe ich definitiv nicht! Es kann bei ihr aber auch daran gelegen haben, dass sie am Anfang kaum Französisch sprach, was sämtliche reinen Textarbeiten natürlich fast unmöglich macht.
Brunel erzählte mir auch, dass die Leute bei Dynamo International ihm in einer ziemlichen Lebenskrise sehr geholfen haben, so dass er jetzt immer für sie da ist. Er meinte, wenn sie oder auch ich ihn anrufen, reist er sofort egal von wo nach Brüssel (Das hat er auch wirklich schon mal gemacht, also nicht fuer mich, aber fuer Dynamo International).
Freitagabend, nachdem wir uns endlich gefunden hatten (Ich stehe hier neben einem Gebäude mit Säulen und wo bist du? Ach, Grand Place? Und wo genau), machte ich mich mit einer anderen EVS-lerin (Lena) daran, eine Tomatentarte zu machen. Das Resultat war ziemlich lecker.
Samstagmorgen hetzte ich zum Gar du Midi, da netterweise mein Handywecker nicht geklingelt hatte (unglaublich wichtiges Detail). Obwohl ich deutlich zu spät war, bekam ich meinen Zug und fand nach einer längeren Weile auch die Couchsurfinggruppe.
Ich hatte nämlich beschlossen, mangels besserer Pläne und um etwas mehr von Belgien zu sehen, an dem Event „Walking in the Nature“ teilzunehmen.
Insgesamt waren wir eine ziemlich internationale Gruppe, bestehend aus Belgiern, Letten, einem Italiener, Spaniern, Österreichern, Deutschen, einer Französin, einer Taiwanerin und einer Belgotürkin.
Deswegen wurden während der ganzen Wanderung vier Sprachen gesprochen: Spanisch und Deutsch und vor allem Englisch und Französisch. Da ich abgesehen von Spanisch all diese Sprachen beherrsche, war dieser Ausflug nicht nur ein Training für die Beine, sondern auch für mein Gehirn, weil das Hin- und Herwechseln zwischen drei Sprachen nicht ganz so einfach ist.
So habe ich auch mein Projekt in drei Sprachen erklärt und um ehrlich zu sein, nach dem 8. Mal Projektbeschreibung zusammenstammeln, hatte ich keine Lust mehr. Eigentlich schon davor. Mein Projekt ist, wie man auch meiner Projektbeschreibung entnehmen kann, nicht so einfach zu erklären und viele Leute verstehen meine Arbeit falsch, denken beispielsweise, dass die Leute da wohnen müssen usw.
Ein Wort zum Wandern: 17 km ohne Training und ohne Wanderschuhe sind machbar. Mir taten zwar die Füße und der Rücken weh und meine Socken waren komplett durchnässt, aber das Problem hatten einige andere auch. Auch wenn ich die Gegend (vor allem Dinant und den Wald) echt schön fand, hatte ich irgendwann keine Lust mehr. Ich glaube, ich bin einfach nicht geschaffen für lange Wanderungen, irgendwann macht es mir keinen Spaß mehr. Und mit dem Pferd finde ich es sowieso 1000-mal besser! Aber das werde ich hier auch noch machen.
Ich führte ein paar ganz witzige und interessante Gespräche, aber auch viel Smalltalk. Oft redete ich aber auch nicht, sondern dachte einfach ein bisschen nach oder suchte nach einem Gesprächspartner.
Insgesamt kann ich sagen, vielleicht werde ich nochmal an so einer Wanderung oder generell an einem Couchsurfing-Event teilnehmen, vielleicht aber auch nicht. Mal schauen.
Abends war ich, nachdem ich erfolgreich vor meinem etwas irren Mitbewohner Philippe geflohen bin, schon zum 2. Mal kostenlos bei einer ziemlich grandiosen Aufführung der École de Cirque Bruxelles (Vitamin B ;) ).
Danach machte ich mit 3 weiteren EVSlern, Fanny (meine französische Mitbewohnerin, die in der Zirkusschule arbeitet), Carlos (mein neuer spanischer Mitbewohner) und Nadja (einer supernetten Griechin, die leider bald ihren EVS beenden wird) die Nuit Blanche unsicher.
Nun ja, so ganz stimmt das nicht. Wir betrachteten fasziniert die Projektion von riesigen Goldfischen am Aussichtspunkt in den Marollen und suchten nach interessanten Aktivitäten.
Leider waren zu der Zeit und auch in unserer Gegend keine davon und so fuhren wir relativ früh heim. Das war aber nicht schlimm, wir waren alle ziemlich fertig…
Sonntags ging ich mit Fanny und Carlos auf den Sonntagsmarkt am Gare du Midi um einzukaufen und mit Carlos den obligatorischen marokkanischen Crêpe mit Honig und den übersüßen Minztee zu essen und zu trinken. Danach wollten wir eigentlich mit anderen EVS-lern nach Dinant fahren, was aber ausfiel, da einige krank oder zu müde waren. Zum einen fand ich das schade, zum anderen aber auch nicht so schlimm, weil ich ja am Tag davor schon in Dinant gewesen war.
Nachmittags zeigte ich Carlos, der auf unserer Terrasse jonglierte, unsere zweite Terrasse, die man erreichen kann, wenn man von meinem Zimmer aus aus dem Fenster klettert. Er war beeindruckt!
Später klopfte Fanny an meine Zimmertür und meinte ihr sei langweilig. Deswegen begannen wir zusammen ein Monster zu nähen, was ich günstig im Colruyt erstanden hatte (eben für solche Momente der absoluten Langeweile). Ich weiß nicht, wie irgendwelche Kinder das hinbekommen sollen, wir brauchten dafür zwei Stunden. Aber jetzt wohnt ein kleines süßes Monster bei uns.
Zum Schluss möchte ich noch ein paar Worte über meine WG verlieren. Ich glaube, dass wir jetzt mit Carlos eine ziemlich coole WG sind und auch öfter mal was zusammen machen werden (wie dieses Wochenende). Es gibt nur ein Problem: Mein Mitbewohner Philippe. Er ist eigentlich Praktikant, ist aber wegen dem Konsum nicht ganz jugendfreier Filme während der Arbeitszeit da rausgeflogen und sollte deshalb die WG schon Ende Juni verlassen, weil die für die WG Verantwortlichen das natürlich nicht so toll finden.
Er klagte vor dem Gericht bei ihnen und bekam Recht, weshalb er noch bis Ende September bleiben durfte. An sich ist er ganz nett, aber meine Mitbewohner ignorieren ihn die meiste Zeit, mit gutem Grund, meiner Ansicht nach. Er zahlt weder Miete, noch macht er irgendwie den Haushalt, hinterlässt die Küche eigentlich immer dreckig und sitzt fast den ganzen Tag im Wohnzimmer und hört für alle hörbar Musik. Davon abgesehen, stellt er manchmal etwas komische Fragen. Fanny meinte, er macht die Stimmung in der WG kaputt, weil wir fast nie etwas zusammen im Wohnzimmer machen, weil er eben immer da ist. Ich denke das auch.
Das Problem ist, dass nun Anfang Oktober ist. Und das größere Problem ist, dass der arme neu angekommene Carlos zurzeit Zimmernomade ist, weil Philippe nicht auszieht.
Dienstag bis Freitag schlief er im Wohnzimmer auf einer Art Matratzensofa (ich hatte ihm angeboten, mein zweites Bett ins Wohnzimmer zu stellen, aber er hat gemeint, das passt schon so). Über das Wochenende bekam er das Zimmer von Angélique, weil sie bei ihrem Freund in Liège ist und nächstes Wochenende bekommt er das von Fanny, weil sie heimfährt. Unter der Woche wird er aber wohl im Wohnzimmer schlafen müssen, außer Philippe zieht heute noch aus, weil er denkt, die Polizei kommt. Man hat ihm gesagt, wenn er nicht auszieht, kommt die Polizei am 6.10. (der heute ist), was aber nicht stimmt. So hofft man, dass er davor noch „freiwillig“ ist. Jetzt ist aber noch 22:15 und er macht keine Anstalten, auszuziehen.
In drei Wochen, wenn wir vier EVS-ler unser On-Arrival-Seminar haben, wird die Polizei wirklich kommen und dann ist er hoffentlich weg.
Mein Mitbewohner A. (Belgo-Italiener, Fußballtrainer, wohnt schon seit anderthalb Jahren dort) hat mir, wie mir Fanny erzählte, schon versucht Philippe rauszuschmeißen, indem er ihn zum Flughafen gefahren und da sozusagen ausgesetzt hat. Philippe hat daraufhin die Polizei gerufen, die dann natürlich mit Arrigo geredet hat. A. wurde, weil er ihnen die Situation erklärte, zwar nicht bestraft, Philippe durfte aber trotzdem bleiben (auch weil sein Visum noch nicht abgelaufen war, zu dem Zeitpunkt). Ja, man kann so einiges erleben mit Mitbewohnern, der Fall „Philippe“ ist auch unter meinen Kollegen schon ziemlich bekannt.
Aber wie schon gesagt, ich glaube, nachdem er endlich weg ist, werden wir glaube ich, eine ziemlich coole WG.
Fanny hat beschlossen, dass wir unser kleines Monster als Voodoo-Puppe für Philippe verwenden… Nein, sie hat wirklich nichts gegen ihn ;)
Ich werde euch berichten, wie der Fall „Philippe“ ausgegangen ist, wenn ich Neuigkeiten habe. Hofft mit mir und vor allem für Carlos, dass er bald auszieht!
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