Turbulente Tage
Ein Wochenende mit Besuch aus Deutschland, Projektarbeit und großen Entscheidungen
# Besuch aus Deutschland
Besuch! Über das Pfingstwochenende kamen mich zwei meiner besten Freunde aus Deutschland besuchen, Vroni und Jojo. Und ich habe mich so gefreut! Zusammen haben wir uns ganz Redon angesehen, von der Innenstadt zum Hafen durch den Wald und wieder zurück. Wir waren Picknick machen und lagen in der Sonne, waren Cidre trinken und reden. Trotz langer Busfahrt sind wir am ersten Abend gleich noch in die Bar mitgegangen, wo schon Begrüßungen zum Kulturschock wurden – ja, „bisous“ gibt es eben bei uns nicht. Aber selbst die Franzosen haben sich bemüht auf Englisch zu reden, was mehr oder weniger gut gelang. Samstagabend haben wir Freiwilligen für Sera eine Geburtstagsüberraschungsparty organisiert, auf der sich dann bald auf vier verschiedenen Sprachen – Französisch, Englisch, Deutsch und Türkisch – unterhalten, und von türkischen über französische bis hin zu ganz neu kreierten Speisen gegessen wurde. Sie hat sich sehr gefreut und wirklich nichts geahnt – ihr Freund Guillaume hatte gut gespielt. Sogar unsere türkischen Bekannten kamen vorbei und so wurde die Küche immer voller. An unserem letzten gemeinsamen Abend sind wir dann in einer kleinen Crêperie echte bretonische Galettes und Crêpes essen gegangen. Und Montagmorgen nach Paris… ♥
# Come On
Unser Projekt ist fertig – und das erfolgreich! Letzte Woche war ich schon im Collège Beaumont gewesen, um unser Fotoprojekt für das Theaterfestival „touSENScène“ mit den Jugendlichen der Mittelstufe vorzubereiten. Diese Woche ging es dann an die Umsetzung. Mit 20 Tablets und 100 Bogen Buntpapier bewaffnet legten wir los. Einige hatten Kostüme und Accessoires dabei, andere sich spezielle Orte ausgesucht. So ergab sich nach und nach buntes Treiben. Ein Junge als Verrückter geschminkt vor einer weißen Wand. Zwei Mädchen in schwarzen und weißen Kleidern mit fröhlicher und trauriger Maske. Zwei Kartons als Köpfe bemalt. Rezitierend auf dem Tisch. Traurige, fröhliche, ängstliche und wütende Selfies. Schwarze Figuren ohne Gesicht. Und dazu viele bunte, große und kleine Sprech- und Gedankenblasen. Ich bin mit meinem Fotoapparat unterwegs gewesen, habe hier und da zugesehen, bin von allen Seiten gefragt worden, ob etwas so passt – und war begeistert von der Motivation. Am Ende hatten wir um die 40 Fotos mit Text und Titel. Und daraus werde ich eine schöne Ausstellung basteln.
# Theater
Endspurt, Endspurt. Heute war ich vor unserer Aufführung zum letzten Mal im Theater mit den Kleinen. Ja, und wir können sagen, es läuft. Wir haben alle Stücke noch einmal durchgeprobt, der Ablauf steht in seiner – hoffentlich endgültig – endgültigen Version und wir haben alle Texte zusammen gesammelt. Und die Kleinen sind Feuer und Flamme. Voller Stolz haben sie uns ihre Kostüme und Accessoires mitgebracht, Prinzessinnenkleid, Hundeohren, Kochmütze, Anzug. Wir freuen uns!
# Réunion d’équipe
Am Freitag hatten wir Konferenz mit allen Angestellten von La Fédé. Die Veränderungen stehen fest. Bruno, unser Direktor, hat sich Zeit genommen und ohne große Umschweife oder Verschönerungen erklärt, wie es jetzt weiter geht. Vier Stellen werden gestrichen und dazu einiges umstrukturiert. Meine Lieblingssportbetreuerin wird gehen, dazu ein weiterer Sportler aus dem Nachbardorf. Praktisch ist dazu, dass ein Mitarbeiter aus der Arbeit mit behinderten Erwachsenen in Rente geht. Und dann hat er sich selbst gekürzt, Bruno, geht, denn die Direktorstelle ist rational zu viel. Bam, bam, bam – Info, Info, Info. Das hat mich ganz schön geschockt. Es ist verdammt stark, aber niemals erwartet. Zwei übernehmen jetzt die Leitung zusammen, ein paar andere lagern ihren Schwerpunkt um. Und ich glaube nicht, dass La Fédé bleibt, was es war. Allein schon, weil Bruno, sein Herz, fehlen wird.
# Theater + Vintage
Freitagabend waren wir in einem genialen Zirkus-Theater, „Tout va bien“ („Alles ist gut“). Direkt am Fluss war ein großes Zirkuszelt aufgestellt worden, auf, vor und in dem das Stück spielte. Es war eine der absurdesten, buntesten, ironischsten und genialsten Shows, die ich je gesehen habe. Alle Akteure haben bizarre bis derbe Charaktere gespielt, bis sich dann nach und nach gezeigt hat, was sie drauf haben. Der Artist, der an Seilen getanzt und gesungen hat. Der Turner, der auf Händen auf Stelzen gelaufen ist. Der Jongleur, der ewige Zeit Bälle balanciert hat. Und Ideen, auf die sonst niemand kommen kann – Apéro im Zirkuszelt, ein Seiltänzer, der durch ein Loch in der Zeltdecke verschwindet, und eine bunte Band von der Spitze des Zeltes.
Und danach sind wir weitergezogen ins „Vintage“, das mittlerweile unsere Stamm-Bar geworden ist.
Jetzt muss ich los, mir noch ein Rezept aus den Fingern saugen und vorbereiten, denn heute Abend ist Garten+Grillparty in der WG von Alex. ♥