Toledo, Toledo, Toledo!!!
Marius flüchtet vor seinen neuen Mitbewohnern nach Toledo. Und macht schon einmal ein paar Gedanken über die traditionellen Osterumzüge, die nächste Woche halb Spanien in Aufregung versetzen.
Jetzt muss ich mich aber sputen. Fast hätte ich schon vergessen mein Tagebuch weiterzuführen. Dabei hab ich einiges zu erzählen. Und damit ich nicht alles wieder vergesse, mache ich mir gleich ein paar Anfangsnotizen. Und zwar war ich die vergangene Woche in Toledo, davor in Granada; ich habe neue Mitbewohner bekommen und Semana Santa steht vor der Tür. Dann fangen wir mal an und arbeiten uns vom Negativen zum Positiven.
Meine neuen Mitbewohner. Was soll ich großartig sagen. Ich bin zur Zeit dabei mir eine neue Wohnung zu suchen und wünsche mir jeden Tag, dass meine alten Mitbewohner zurückkehren. Mit denen lief es ja wenigstens “irgendwie”. Ich wohne jetzt drei Wochen mit den neuen zusammen, und wenn die nicht am Samstag gehen würden… - Meiner Ansicht nach kann man tun und machen was man will, wenn man sich ein Haus für sich selbst kauft und alleine wohnt, aber wenn man in Gesellschaft lebt, sollte man doch gewisse Regeln einhalten. Die letzte Woche in Toledo kam mir dann ganz gelegen. So musste ich nicht schon wieder am eigenen Leib erfahren, wie man sich morgens fühlt, wenn man zur Arbeit muss und die Mitbewohner gerade nach einer Hausparty zu Bett gehen.
Aber gut, wie dem auch sei, das vorletzte Wochenende bin ich ins Hotel Baez Flores nach Granada geflüchtet und habe mich sehr gut erholt. Natürlich wieder ein bisschen Granada City besichtigt und ordentlich Gratistapas gegessen, hehe. Die vergangene Woche war ich dann zum Seminar in Toledo. Eine wunderschöne Stadt südlich von Madrid. Wenn man dort nachts durch die Gassen geht, fühlt man sich ins Mittelalter versetzt. Wir haben dort mit knapp 60 Freiwilligen aus 18 Nationen in einer Burg gewohnt und es ist uns sehr gut bekommen. Am ersten Abend haben wir eine Stammkneipe ausgemacht, die gerade für alle Freiwilligen und Tutoren Platz hatte. Besonders für mich und die, die ihren Dienst alleine leisten, war es wertvoll, mal wieder Erfahrungen, Probleme und sonstiges auszutauschen.
Hier in Málaga ist es zur Zeit sehr regnerisch. Der Fluss, der normalerweise trocken liegt, hat sich in ein fließendes Gewässer verwandelt, und in einigen Wohnungen kommt das Wasser schon durch die Wand. Aber man sagt, es soll besser werden. Wir hoffen noch!
So, was fehlt denn noch? Ich glaube, das war’s auch schon. Nebenbei bemerkt, ich habe mir die Haare schneiden lassen. Erst wollte ich mich mit dem Friseur prügeln, aber es war nur eine Frage der Gewohnheit, und jetzt bin ich ganz zufrieden, und natürlich haben so kurze Haare auch ihre Vorteile. Morgens kann ich jetzt länger schlafen, und wenn erstmal die andalusische Sonne rauskommt, lebt es sich mit kurzen Haaren bestimmt auch besser.
Am Sonntag beginnt die Semana Santa (Osterumzug). Ein Riesenspektakel gerade in Málaga. Strassen voll von Menschen, Throne mit Heiligenfiguren, Prozessionen, und das hoffentlich bei gutem Wetter. Denn wenn es regnet, gibt’s keine Prozession. Unsere Lehrerin hat gesagt, dass die Semana Santa in Málaga mehr dem Karneval gleicht, aber dass der religiöse Gedanke in den Dörfern und in anderen Städten richtig zu spüren ist.
Einer muss immer den Thron durch die Strassen tragen. Unter der Plattform auf der die Figuren stehen, sind Stangen befestigt, die sich die Spanier auf die Schultern setzten. Mich haben sie gefragt, ob ich den Thron tragen will, da dachte ich mir: Wer trägt denn freiwillig so ’n Ding? Ich glaube, es sind so 100 Leute, die jedes Jahr einen Thron tragen, obwohl dich, wenn du unterm Thron bist, nicht einmal einer sieht. Auf jeden Fall bezahlen die Spanier dafür, dass sie einen Thron mehrere Stunden durch die Strassen tragen dürfen. Und sie zahlen nicht nur mit einer kaputten Schulter - man bedenke, dass man die Schulter nicht tauschen kann - sondern sie zahlen auch Geld dafür.
Und es ist nicht so, dass man Freiwillige suchen müsste. Die stehen Schlange. Ich weiß von einem Deutschen, der extra dafür nach Málaga kommt, nur um den Thron zu tragen. Für mich hätte das ja nicht so einen Reiz. Die ganz Gläubigen laufen sogar barfuss und mit gefesselten Händen hinter dem Thron her.
Aber bevor ich mir die Finger wund schreibe, warte ich erstmal ab und schreibe euch nach der Woche, wie das ganze ausgegangen ist. Ich glaube, das war’s auch erstmal. Also, macht’s gut und bis bald.