Tipps zur Ausrüstung für Outdoor EVSler
Du findest in diesem Artikel Tipps für Arbeitsbekleidung, für einen EVSler, der hauptsächlich draußen arbeitet. Denn es muss nicht immer die teuerste Ausrüstung sein!
Vorwort
Herzlichen Glückwunsch! Du hast einen Platz als EVSler in einem super coolen Projekt und deine Hauptaufgaben bestehen aus Outdoor-Arbeiten. An sich freust du dich total auf deinen Freiwilligendienst, gäbe es da nur nicht das Problem, dass du eigentlich bisher nie „draußen“ gewesen bist, geschweige denn gearbeitet hast. Ich kann, will und werde dir in meinen Artikeln nicht erklären wie man Kettensägen benutzt, Traktoren fährt oder ein guter Vogelbeobachter wird. Erstens sind das alles Dinge, die du selber lernen und ausprobieren musst (ich weiß ja nicht was dich genau in deinem Projekt erwartet) und zweitens, siehe erstens.
Einleitung
Ich möchte mich viel mehr mit für mich grundlegenden Fragen und Problemen beschäftigen, der richtigen Kleidung. „Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur die falsche Ausrüstung“. Und an der sollte finde ich nun wirklich nicht dein persönlicher Erfolg deiner EVS Zeit scheitern.
Generell ist das meiste der Klamotten, die für „Outdoor Zwecke“ verkauft werden, auch dafür geeignet. Also los zum nächsten Globetrotter, Fjällräven Hosen für 100 Euro aufwärts kaufen, eine Haglöfs Regenjacke für ca. 250 gleich noch mit dazu, gute Stiefel von HanWag oder Meindl für…und spätestens jetzt hast du entweder sehr spendable Eltern oder bist pleite, hast aber noch nicht mal Unterwäsche oder ein T-Shirt.
Bekleidungsschicht (eher relevant für die kalte Jahreszeit)
Es gibt haufenweise fantastische Outdoor Unterwäsche, mit der sich Berge im Tiefschnee besteigen lassen ohne dass du frierst, die im Sommer kühlend wirken, den Schweiß nach außen transportieren damit die Haut trocken bleibt und so weiter und so fort. Gebraucht habe ich das nie, und ich arbeite seit einem halben Jahr die meiste Zeit draußen, und wenn ich im Winter mal gefroren habe nur, weil ich meine Handschuhe vergessen hatte.
Ich persönlich habe auch im Winter nie lange Unterwäsche getragen, sondern nur „Standart“ Boxershorts und T-Shirt, allerdings friere ich auch nicht besonders schnell. Sofern ihr keine alten T-Shirts besitzt, die kaputt oder dreckig werden dürfen, empfehle ich entweder einen Besuch im nächsten Second-Hand Shop, oder Ausschau nach 10er Paketen einfarbiger T-Shirts zu halten. Sowas gibt’s oft in Arbeitsklamottenläden (z.B. die mit dem Strauß im Logo…) für Preise die durchaus bezahlbar sind. Ein paar meiner Kollegen haben im Winter lange Unterhosen getragen, da reicht aber Tchibo oder sonst was völlig aus und schont nebenbei den Geldbeutel.
Bei den Socken kommt es ziemlich auf die Schuhe an die ihr tragt. Im Winter sind Omis gestrickte Wollsocken aber unheimlich gut (warm!), auch wenn die Farben oder Muster nicht eurem persönlichen Geschmack entsprechen. Ansonsten Skisocken, Kuschelsocken (ich hoffe das ist der richtige Fachausdruck für die flauschigen (Strick-?)Socken, die bevorzugt von Damen im Winter im Haus anstelle von Hausschuhen getragen werden) oder 2 Paar Socken anziehen, allerdings sind dicke Socken doch etwas angenehmer und wärmer. Im Sommer sind normale Socken, kurze Socken, ganz kurze Socken, etc. völlig ausreichend.
Es gibt für den Oberkörper phänomenale Funktionsshirts, die eng anliegen, den Schweiß absorbieren, ratz fatz trocknen, wärmen und sehr angenehm zu tragen sind. Sowas gibt’s bei jedem Armee Ausstatter (einfach mal googlen, die gibt’s im Internet zu genüge), Sportgeschäft und hin und wieder auch bei Aldi oder Lidl. Sowas im Winter zu haben ist echt angenehm, allerdings auch wiederum nicht unbedingt nötig. Wenn ihr sowas nicht sowieso habt, investiert das Geld lieber in die
Bekleidungsschicht
Hier sollte in erster Linie Funktionalität und Stabilität im Vordergrund stehen.
Je nachdem, ob ihr separate Winter- und Sommer Bekleidung kaufen möchtet, gibt es für den Winter gute Thermoarbeitshosen (die mit dem Strauß Logo am Bein sollen ganz gut wärmen), oder ihr schaut beim Armeeausstatter vorbei. Generell gibt es die meisten Armee-/Bundeswehr- Klamotten auch in Oliv oder Schwarz, das sieht dann nicht ganz so „militärisch“ aus. Wollt ihr für Sommer und Winter nicht unterschiedliche Ausrüstung, empfiehlt es sich im Winter nochmal den Teil zur 1. Bekleidungsschicht zu lesen.
Hose
Eine vernünftige Outdoorarbeitshose sollte extrem robust sein, außenliegende aufgesetzte Taschen haben und im Optimalfall noch wasserresistent sein. Dann hat man nicht gleich nasse Beine, wenn man durch nasses hohes Gras, oder Gestrüpp läuft. Natürlich kann man auch in normalen Jeans arbeiten, schließlich wurden diese ursprünglich als Arbeitshosen konzipiert. Allerdings ist die Qualität der meisten „modischen“ Jeans katastrophal, weshalb ich diesen Hosen im Folgenden keine weitere Beachtung mehr schenken werde. Gut sind in der Tat die Fjällräven Hosen aus G 1000 Material, da sie stabil, mückensicher und richtig gepflegt auch wasserresistent sind. Zudem sind die Hosen in allen möglichen Varianten und Farben zu erhalten, von schlicht oliv, bis rot und gelb! Allerdings finde ich den Preis nicht wirklich gerechtfertigt. Man bezahlt halt wie so oft viel für den Namen. Ich persönlich habe gute Erfahrungen mit Engelbert-Strauß Hosen gemacht. E.S. ist ein Arbeitsklamottenausstatter, die für einen bezahlbaren Preis eine extrem gute Qualität bieten. Ich habe von Hosen gehört, die auch bei ständigem Einsatz Jahre lang gehalten haben und immer noch halten. Ich habe an einer meiner Hosen bisher nur eine ausgerissene Ecke an einer Beintasche, weil ich hängen geblieben bin und an der Tasche wirklich SEHR kräftig gerissen wurde. Ansonsten halten die Hosen und halten und halten und halten…Ein weiterer Vorteil dieser Hosen sind die bei den meisten Modellen zahlreichen Beintaschen. Das macht die Hose zwar optisch zu einer „Arbeitshose“, allerdings bietet sich nahezu unendlich viel sicherer Stauraum für ein Handy, Messer, Zollstock, Bleistift, eine Sonnenbrille samt Hülle, eine halb Liter Trinkflasche, Geldbeutel, Handschuhe…gleichzeitig! Und dann bleibt noch Platz für…Bis auf die Trinkflasche lässt sich alles absolut sinnvoll, störfrei, sicher und schnell erreichbar verstauen. Die Trinkflasche passt zusammen mit dem Zollstock in eine Beintasche, keine super Lösung aber es funktioniert. Der Preis dieser Hosen liegt bei etwa der Hälfte der Fjällräven Hosen. Es gibt günstigere und teurere Modelle, wobei es das günstigste im 2er Pack für ca 30 Euro gibt. Die Hosen mit mehr Taschen, Funktionen, halt die die mehr können, kosten natürlich entsprechend mehr, liegen aber immer noch deutlich unter den Fjällräven Preisen (ca. die Hälfte).
Mir ist es wichtig zu sagen, dass es keine non-plus-ultra Outdoorarbeitshose gibt, dass Fjällräven durchaus sehr gute Bekleidung herstellen und dass nicht alles, wo E.S. drauf steht für Outdoor Arbeiten sinnvoll ist. Es gibt sicherlich 1000 Hersteller, die das genauso gut können oder noch etwas günstiger sind. Ich persönlich habe mit E.S. bisher nur gute Erfahrungen gemacht und wollte lediglich davon abraten, ohne Nachzudenken zu kaufen, was der Verkäufer im Outdoorausrüster empfiehlt, wenn die Klamotten kaputt gehen können und eigentlich mehr oder weniger nur ein Jahr halten müssen.
Für den Oberkörper habe ich im Winter sehr gute Erfahrungen mit Wollpullovern/Trojern gemacht. Reine Wolle kostet allerdings relativ viel (ca 90 Euro). Die Bundeswehr bietet ihre Variante für die Hälfte an (neu), allerdings nur mit 80% Wolle. Ansonsten, wenn es kalt ist, einen dicken normalen Pulli anziehen, eine Fleecejacke oder eine Sweatjacke drüber und gegen Feuchtigkeit noch eine Regenjacke obendrauf. Der Vorteil dieses „Zwiebellooks“ ist, dass man sehr gut auf Wärme und Kälte reagieren kann und einfach eine Schicht ausziehen kann, allerdings muss die Regenjacke entsprechend groß genug sein, damit all die Pullis auch drunter passen. Für mich hat meistens entweder der Wollpulli oder ein Pulli mit Regenjacke drüber gereicht, auch bei Schnee und Minusgraden. Ihr arbeitet ja schließlich und steht nicht rum. Wer friert arbeitet nicht hart genug ;)
Natürlich ist es immer besser eine richtige Winterjacke zu haben. Allerdings sind Mäntel absolut ungeeignet, und wenn die Winterjacke grade erst gekauft und noch dazu teuer war, möchte man sich die ungern gleich ruinieren…Allerdings gibt es auch hier wieder bezahlbare, Praxis erprobte Modelle vom Bund oder alternativ mit einem kleinen Strauß am Arm…
Im Sommer werdet ihr wahrscheinlich nur in T-Shirt arbeiten. Tipps dazu gibt’s in Abschnitt 1. Für Frühling und Herbst bieten sich stabile Stoffjacken/Feldblusen/Feldjacken an, die es zum Teil gebraucht für 1 Euro (!!!) beim Bundeswehr Händler eures Vertrauens gibt. Drunter entweder einen Pulli oder nur ein T-Shirt, fertig. Feldblusen/Jacken haben meistens aufgesetzte Taschen, in denen sich nochmals mehr Werkzeug oder Kleinkram verstauen lässt.
Bekleidungsschicht
Sofern du auch bei Regen und/oder Schnee draußen arbeiten willst, ist es wichtig, dass deine Jacke Wasserdicht oder zumindest sehr stark wasserresistent ist. Es gibt nichts Schlimmeres als eine undichte Regenjacke, wenn der Tag grade erst angefangen hat…Hier lohnt es sich tatsächlich auf Qualität zu setzen, allerdings muss die keine 200 Euro kosten. Geh doch mal zum nächsten Sportgeschäft und lass dir verschiedene Regenjacken zeigen, die in deinem Preisrahmen liegen. Ansonsten bietet die Bundeswehr Nässeschutzanzüge (Jacke und Hose) für ca 15 Euro an, wobei ich eine Regenhose für vollkommen überbewertet finde, wenn deine Hose wasserabweisend ist.
Für den Winter machen Schal und Mütze Sinn, aber bitte nichts, das noch einen halben Meter zu jeder Seite umher baumelt. Mützen und Schals gibt’s im Winter überall und sofern du nicht bei Polartemperaturen draußen bist, kauf was gefällt. Mützen dürfen nicht rutschen sonst verdecken sie dann die Sicht, wenn du keine Hand frei hast um die Mütze zu verschieben. Schals dürfen nicht zu lang sein, sonst kniest du dich drauf, bleibst im Wald an jedem zweiten Baum hängen,…
Arbeitest du im Sommer in der prallen Sonne, empfiehlt es sich einen Hut oder eine Kappe zu tragen. Einen Strohhut gibt es im Sommer oft gratis zu jedem 3. Cocktail oder als Werbegeschenk. Und wenn der mal kaputt oder verloren geht ist das wirklich kein Beinbruch.
Schuhwerk
Ich persönlich trage fast immer Stiefel. Die haben ein rutschfestes Profil (auch bei Schnee oder Matsch), sind gut gepflegt wasserdicht oder zumindest seeeeehr wasserresistent, halten im Winter warm und du kannst den ganzen Tag hin und her laufen ohne Blasen oder Schmerzen an oder in den Füßen zu bekommen. Die Stiefel brauchen normalerweise weder Stahlkappe noch Stahlsohle, das macht die Treter nur unheimlich schwer. Ansonsten sind Trecking- oder Laufschuhe mit grober Sohle sinnvoll, allerdings haben beide den Nachteil, dass schnell Wasser von oben rein laufen kann und dass der Knöchel nicht so stabilisiert ist, wie in Stiefeln. Dafür sind die Füße im Sommer kühler. Allgemein sollte das Schuhwerk aber stabil und sehr wasserabweisend sein und eine vernünftige Sohle besitzen. Und bitte vergiss nicht, dass dein Schuhwerk nur solange taugt, wie du es pflegst!
Handschuhe
Womöglich brauchst du gar keine eigenen weil dir in deinem Projekt welche gestellt werden. Generell sollen Handschuhe deine Hände vor Hitze und Verletzungen schützen und im Winter zusätzlich dazu noch vor Kälte und Nässe. Hier kommt es sehr darauf an wie empfindlich du selber bist. Schmutzige Finger wirst du ohnehin bekommen, da helfen auch die Handschuhe nichts. Handschuhe sollten ziemlich genau passen damit du auch wenn du sie trägst, trotzdem noch gutes Gefühl in den Fingern hast für das, was du tust. Je nachdem wie vielfältig die Arbeiten in deinem Projekt sind, wirst du unterschiedliche Handschuhe brauchen. Mit Handschuhen zum Schweißen ist es unheimlich schwer Reifen zu wechseln oder Holz zu Spalten…richtige Allrounder gibt es bei Handschuhen nicht. Wichtig in meinen Augen ist aber, dass die Handschuhe aushalten, wovor sie schützen sollen. Für Holzarbeiten, Gartenarbeit oder ähnliches halte ich grobe Strick/Webhandschuhe aus dem Baumarkt für gut geeignet, allerdings gehen die mit der Zeit schon recht schnell kaputt und halten keinen großen mechanischen Belastungen Stand. Gute Mechaniker Handschuhe sind ziemlich robust, dafür aber um einiges teurer. Ein gutes Preisleistungsverhältnis bieten Feinstrickstrechhandschuhe mit gummierter Innenseite. Das klingt ziemlich kompliziert, beschreibt aber eigentlich nur einen etwas besseren Gartenhandschuh. Die lassen sich ohne Probleme in der Waschmaschine waschen, halten durch die Gummierung erstaunlich viel aus und wenn sie doch mal kaputt oder verschütt‘ gehen, waren sie nicht so wahnsinnig teuer (keine 5 Euro). All diese Handschuhe bieten allerdings im Winter wirklich nur mangelhaften Kälteschutz, der sobald sie nass sind gleich Null kommt. Bei Winterhandschuhen ist darauf zu achten, dass sie sehr stark wasserresistent sind (nasse Handschuhe mal eben trocken kriegen ist schwer), für die zu erwartenden Temperaturen ausreichend sind und zumindest in der Handinnenseite in irgendeiner Form stabil mit Leder oder ähnlichem verstärkt sind. Gleichzeitig ist es aber immer noch wichtig, dass du Gefühl in ihnen hast…Es ist also gar nicht so einfach hier etwas Gescheites zu finden, aber auch hier lohnt es sich mal beim Arbeitsklamottenausstatter vorbei zu schauen. Man kann natürlich auch ein paar Arbeitshandschuhe über dünne Winterhandschuhe drüber ziehen, wobei dann das Fingerspitzengefühl wohl endgültig fort ist…
Schlussgedanke
Ich möchte am Schluss noch einmal erwähnen, dass meine Empfehlungen und Bemerkungen auf meinen Erfahrungen basieren und ich nicht behaupte, dass das das einzig Richtige sei. Wenn ich Empfehlungen ausgesprochen habe, nur, weil ich davon überzeugt bin und nicht weil ich von der Firma mit Geld überzeugt werde. Ich habe versucht, absoluten „Outdoor-Anfängern“ zu helfen, die richtige Bekleidung für ihre Arbeit zu finden. Im Zweifelsfall gibt es natürlich für mehr Geld bessere Ausrüstung. Allerdings halte ich letztere für deinen EVS nicht für nötig.
Ich hoffe ich konnte dir weiter helfen und wünsche dir viel Spaß und alles Beste für deine Arbeit und deinen EVS!