Time flys by
Ein kleiner Rückblick auf meinen ersten Monat in Lettland :)
Bald ist, kaum zu glauben, ein Monat EFD Erfahrung in Lettland vorbei und ich versuche mich nun an mein ersten Blog. Während es draußen in Strömen regnet versuche ich diesen Monat noch einmal Revue passieren zu lassen und festzuhalten.
Um ehrlich zu sein bin ich ganz nervös. Wer wird den Blog lesen? Interessiert sich überhaupt jemand für die vielen kleinen und großen Dinge die ich erlebt habe? Oder besser: Wie schaffe ich es euch mitzuteilen und mitzuerleben lassen was ich alles erlebt habe? Wie soll ich dieses Wechselbad der Emotionen, das ich erlebt habe in Worte fassen ? Denn eines ist ganz sicher, dieser Monat war ein Wechselbad der Gefühle.
Der Abschied aus Deutschland ist mir sehr schwer gefallen. All den Menschen tschüss zu sagen und zu wissen, dass man sie nun ein Jahr nicht mehr sieht, nicht mal für 10 Minuten zusammen sitzt und sich unterhält und sich umarmt hat mich oft beinahe zum weinen gebracht. Daher flog ich mit sehr gemischten Gefühlen nach Lettland. Dominiert hatte natürlich die Vorfreude auf das Abenteuer EFD, das mich erwartet, aber ich spürte sehr wohl die Trauer mein zu Hause in Deutschland hinter mir zu lassen. In Lettland angekommen wurde ich dann erst mal von all den neuen Eindrücken überwältigt und erfolgreich vom Abschiednehmen abgelenkt. Schon auf der Autofahrt von Riga nach Stelpe wurden ich und Lena (meine Mitfreiwillige, auch aus Deutschland) zum Volleyballturnier am kommenden Wochenende rekrutiert. Ganz nachdem Motto "Dabei sein ist alles" haben wir ganz spontan zu gesagt ohne zu wissen was auf uns zu kommt. Im Nachhinein lobe ich meine Spontanität und wie ich dieses Lebensmotto, das einem in der Vorbereitung auf den EFD von Entsende- und Aufnahmeorganisation so wie allen möglichen Ex-Freiwilligen regelrecht eingebläut wurde, umgesetzt habe. Andererseits meldet sich an dieser Stelle auch immer wieder mein Stolz, da wir dieses Turnier, wie zu erwarten war, haushoch verloren haben. Zum Glück blieb mir nicht viel Zeit mich mit dieser Niederlage ausgiebig zu beschäftigen, denn in einem ganz neuen zu Hause gibt es natürlich viel neues zu entdecken und ich kann mit Erleichterung berichten, dass das peinliche Bild, das die Einwohner aus Stelpe von uns gehabt haben mussten, nur noch als blasse Erinnerung existiert.
Einige Tage später nach besagtem Turnier lernten wir die dritte Freiwillige kennen, die mit uns dieses Jahr verbringen wird. Julia kommt aus der Ukraine und ist 24 Jahre alt, also 6 Jahre älter als Lena und ich. Trotzdem verstehen wir uns ausgezeichnet und finden immer wieder gemeinsame Themen die es zu besprechen gibt. Eines davon dreht sich natürlich, wie kann es auch anders sein, um die männlich Hälfte der lettischen Bevölkerung. Dieses Stichwort führt mich auch schon zu einem meiner Lieblingsthemen: Unsere Wohnsituation. Dieses Thema reizt mich gleichermaßen wie es mich erheitert. Anfangs, als wir hier ankamen, bestand unsere beschauliche Wohngemeinschaft aus einem lettischen Arbeiter, der bei einem deutschen Farmer hier in Stelpe arbeitete, und einem deutschen Praktikanten, so alt wie wir. Obwohl es hier in unserem Haus genau 4 Schlafzimmer gibt wurde uns mitgeteilt, dass Lena und ich uns für die ersten zwei Monate ein Zimmer teilen würden. Ich stellte diese Tatsache nicht weiter in Frage aus verschieden Gründen. Erstens hatte ich kein Problem damit mir ein Zimmer für zwei Monate teilen zu müssen. Zweitens gefiel mir das einzig freie Zimmer nicht so gut wie das, das ich bewohnen sollte und zu guter Letzt leitete mich mein Vertrauen in die Fähigkeiten der Verantwortlichen hier dazu nicht weiter zu hinterfragen. Sie würden schon wissen, was sie tun. Rückblickend war diese Entscheidung goldrichtig! Unsere ersten Gäste war ein Trupp von drei lettischen Arbeitern, die bei dem deutschen Farmer Silos aufbauen sollten. Scherzend meinte ich in diesem Moment noch zu Lena, dass ich meiner Mama lieber nicht erzählen werde, dass ich hier mit ihr und 5 weiteren erwachsenen Männern lebe. Ironisch wenn ich bedenke, dass diese Situation nur eine Woche hielt. Die Arbeiter wurden gefeuert weil sie nicht schnell genug arbeiteten. Wir bekamen Besuch von 2 weiteren deutschen Praktikanten, die für 3 Wochen auf der deutschen Farm arbeiten wollten, sowie von einem weiteren lettischen Arbeiter. Ein paar Tage später folgte der nächste Trupp an Arbeitern für die Silos. Diesmal 5 Arbeiter. Um kurz zu wiederholen: ich lebte nun mit Lena und 10 erwachsenen Männern in einem Haus. Gleichzeitig zu diesen Turbulenzen in unserem Haus bekamen wir endlich was zu tun. Unsere erste große Aufgabe als Freiwillige stand uns bevor. Wir sollten für ein Sportfest einen Stadtionenlauf für Kinder gestalten und dies so gut es geht, da wir uns mit diesem Projekt profilieren und einen Ruf als engagierte und motivierte Freiwillige aufbauen sollten. Wir arbeiteten also sehr engagiert und motiviert an diesem Projekt und es wurde dann auch ein voller Erfolg. Auch wenn nicht so viele Kinder als erwartet aufkreuzten ernteten wir viel positives Feedback. Ich persönlich freute mich v.a. über die neuen Freunde, die ich während der Vorbereitungszeit gewann: die Familie Neliuss. Eine ganz besondere Freundschaft verbindet mich mit dem jüngsten Sohn Dag. Er ist total aufgedreht, weil er zu viele Süßigkeiten isst und für sein alter zu viel Koffein konsumiert. Aber jedes mal wenn wir uns treffen freut er sich mich zu sehen und hat so viel zu erzählen, dass er redet wie ein Wasserfall. Manchmal kaufe ich ihm Süßigkeiten oder er spendiert mir ein Stück Kuchen was sehr großzügig ist da er meistens nur 1 oder 2 Euro besitzt. Seine Mutter Sandra hat das Sportfest organisiert und wurde dabei tatkräftig von ihrem Ehemann Egil, ihrem "Adoptivsohn" (eigentlich ihrem Neffen) Karlis, Dag, Julia, Lena und mir unterstützt. Die Familiensituation ist etwas ungewöhnlich, denn Julia ist die Nichte von Sandra und Egil und die Schwetser von Karlis. Sie sind alle sehr herzlich und haben uns mit offenen Armen in ihrer Familie aufgenommen. Nach dem Sportfest haben wir dann einen Ausflug gemacht. Wir fuhren in eine andere Gegend von Lettland und übernachteten dort für das Wochenende. Ich habe das erste mal in meinem Leben russisch sauniert. Russische Sauna ist feuchter als z.B. finnische aber das mildert trotzdem kaum die Hitze. Daher hielt es Lena und mich nicht sehr lange in der Sauna und wir haben uns recht schnell im See abgekühlt. Das Wochenende war bis jetzt mein Highlight in Lettland. Ich kann gar nicht genau sagen, was so besonders war, aber die vielen, schönen, kleinen Dinge wie z.B. das Puppenmuseum (siehe Bilder) haben es zu etwas ganz Besonderem gemacht.
Zwischen diesen unglaublich schönen Erfahrungen hatte ich aber auch immer wieder Tiefs z.B. im eingewöhnen einen Haushalt führen zu müssen und für sich selbst zu sorgen oder mit unserer Wohnsituation weil so etwas wie Privatsphäre natürlich nur schwer zu finden ist. Trotzdem klappt es immer besser und das Positive überwiegt bei weitem. Ich bin gespannt auf die nächste Zeit, denn heute hat die Schule wieder angefangen, was endlich Arbeit für mich bedeutet. Ich hoffe ich finde bald wieder Zeit und v.a. Disziplin ein bisschen zu berichten, denn Blog schreiben macht echt Spaß :D Bis dann!
Commentaires