Tiempo libre
Wie ich meine Freizeit verbringe, in der Stadt, in der es so viele Möglichkeiten und kulturelle Angebote gibt.
Das Schöne am Praktikum ist ja, dass man nach der Arbeit nach Hause kommt und dann frei hat und einfach nicht mehr an die Arbeit denken muss. Denkt man jedenfalls, bevor man merkt, dass Arbeit auch ein bisschen anstrengend ist. Und dann sehnt man sich doch wieder ein bisschen nach dem leichten Studentenleben.
Trotzdem bleibt natürlich etwas Freizeit, abzüglich der neun Stunden in der Arbeit, wenn man den Fahrtweg dazu rechnet, zehn einhalb bis elf Stunden. Die kann man mit lieben Freunden verbringen, die zu Besuch kommen und mir die Anfangszeit versüßt haben. Die kann man im Schwimmbad verbringen, wenn man schon mal den absoluten Luxus hat, ein privates Freibad mitten in der Stadt zu haben und das schöne Wetter dazu. Ich war auch manchmal nach der Arbeit schwimmen, aber seit Anfang Oktober ist es einfach zu kalt dazu. Inma sagte, ich wäre ein mutiges Mädchen, dass ich bei solchen Temperaturen noch schwimmen gehe. Aber es ist einfach perfekt: ein leeres Becken, letzte Sonnenstrahlen und ruhig die Bahnen ziehen und abschalten können. Mittlerweile habe ich mit Yoga angefangen, das zweimal die Woche in der Bibliothek stattfindet. Ich kriege das noch nicht so gut hin mit dem Atmen und mit dem über existenzielle Sachen nachdenken, während man sich verrenkt, aber die Bewegung tut gut und nach der Arbeit würde ich nicht dazu kommen.
Kultur wird hier ganz groß geschrieben, das merkt man an der Anzahl der Ausstellungen, Museen, Theatern, die es hier gibt. Kultur ist auch so präsent wie ich es noch nirgends erlebt habe. Und noch dazu gibt es immer wieder Tage und Uhrzeiten mit freiem Eintritt, was die Beliebtheit unter Einheimischen und Touristen natürlich steigert. Im Prado war ich schon, die anderen hebe ich mir auf, wenn Besuch kommt oder ein Regenwochenende dazwischen kommt. Manchmal muss man ein Stück fahren, um Kulturschätze zu sehen, wie zum Schloss Aranjuez, aber es lohnt sich! Die Esskultur darf man natürlich nicht vergessen. Davon bekomme ich zuhause jeden Tag sehr viel mit, aber auch auswärts muss man einfach mal was Neues probieren, z.B. senegalesisch.
Was mir besonders gefällt: rauszukommen. Deshalb war ich schon zweimal wandern, einmal mit einem, der sich auskennt und das zweite Mal auf einer selbst organisierten und etwas improvisierten Tour, die vielleicht gerade deshalb ein Erlebnis war. Die Sierra de Guadarrama ist perfekt zum Wandern, dort wurde viel in den Nationalpark investiert und die Wege sind gut ausgeschildert. Unterwegs trifft man nette Leute, die ihre Wanderkarte teilen und genauso schwitzen, wenn es über steile Steinpässe nach oben geht. Leider war es beim letzten Mal schon recht kalt und vermutlich reicht meine Ausrüstung nicht für eine weitere Tour, da es in Madrid nun auch kalt wird.
Letzten Donnerstag habe ich es zum ersten Mal zu einem International Meeting geschafft, das ich über Couchsurfing gefunden hatte. Ich hatte nette Gespräche mit zwei Spaniern und einer Deutschen und habe ein großes Kompliment bekommen: dass ich ja kaum deutschen Akzent hätte. Wir haben Nummern getauscht und wollten mal zusammen kochen und einen typischen Film aus den 70ern angucken, mal gucken, ob sich da noch was ergibt.
Morgen werde ich zu einem Vortrag über Nietzsche gehen, der im Goethe-Institut stattfindet, praktischerweise direkt nach der Arbeit. Der Referent ist Fernando Savater, ein berühmter Philosophieprofessor und eigentlich gehe ich nur wegen ihm hin. Danach steht erst einmal nicht viel in meinem Terminkalender, weil Getafe Negro, das Krimifestival anfängt und ich teilweise zu dortigen Veranstaltungen gehe oder ziemlich damit beschäftigt bin, sodass ich zuhause vermutlich nur noch ins Bett falle.