Ted' jsem tady ja.
Suboptimales Abzählen in Vortrauer: Noch 77 Tage
Ende April. Nicht, dass ihr und ich es nicht selbst wüssten, aber nochmals: Es ist Ende April. Und man merkt, worauf ich als relativ leicht durchschaubarer "Blogger" (obwohl der Titel bei meiner Faulheit mehr als nur unpassend ist) hinaus möchte. Irgendwie war das unerwartet. Die Zeit vergeht so schnell, besonders wenn man sich langsam eingelebt hat in das Ganze: Die Arbeit im Projekt, das Zimmer, die Stadt und die Menschen. Während ich im letzten Eintrag im November noch rumgenörgelt habe über alles und jeden und über Heimweh, kann ich jetzt nicht mehr aufhören, darüber zu nörgeln, dass ich bald weg muss. Von meinem geliebten Prag und den Freunden, die ich dann doch gefunden habe, weg von meinem geliebten Projekt, in dem ich endlich Wege gefunden habe, mich ordentlich zu engagieren, einfach weg.
Mir tuen meine Mitmenschen leid, die sich täglich meine überhebliche Dramatik mitanschauen müssen. Naja, zugegebenermaßen dann irgendwie doch nicht, denn ich höre damit ja nicht auf. Und ich plane es auch nicht, nicht für die wenigen 77 Tage, die noch übrig sind. Natürlich ist das EFD keine Endstation. Tschechien liegt gleich neben Deutschland. Aber man gibt am Ende seines Freiwilligendienstes doch (fast) alles auf, was man sich als blutjunger und schmerzlich unerfahrener Abiturient aufgebaut hat.
Meine innere Drama-Queen hat inzwischen so weit die Überhand übernommen, dass ich mir sogar einer dieser Bucket-Lists für die restliche Zeit des EFDs angeschafft habe. Wenn auch nicht aus kompletter Eigeninitiative, da es eine Aufgabe während des Mid-Term Seminars war. Ich hätte mich als erwachsene Frau natürlich weigern können, aber - und das ist das Stichwort - war der Druck, was zu vergessen oder zu verpassen, zu groß. Und jetzt stehen da absurde Dinge wie "Schuhe von Botas 66 kaufen" natürlich neben essentiell wertvollen Erfahrungen wie "jemanden auf tschechisch beleidigen" oder "Niklas die beste Gay-Bar Prags zeigen".
Und jetzt würde ich mir meinen fiktiven Philosophenbart ankleben. Nicht, dass ich Stereotypen gegenüber besagter Berufsgruppe unterstütze oder gar indirekt Philosphen ohne Bart diskriminieren will. Es passt mir gerade nur ins Bild, denn ich hatte schon immer ein Faible für flauschige Gesichtsbehaarung. Aber zurück zu meinen vermeintlichen Lebensweisheiten (ich lebe ja schon soo lange): Was soll's. Die Absurdität des Erlebnisdruckes kann man sich doch gönnen und solange sie einem nicht zu Kopfe steigt, ist es in Ordnung. Ich möchte meinen restlichen Freiwilligendienst nicht zu ruhig und entspannt verbringen. Und wenn ich es nicht schaffe, die Bucket-List abzuarbeiten wird, es auch in Ordnung sein. Ein bisschen mehr Wehmut schadet nie. Dann weiß man zumindestens, dass es gut war.
Die Liste enthielt übrigens auch "weiteren Blogeintrag auf youthreporter.eu schreiben". Ted' jsem tady ja. Jetzt bin ich hier.