„Sugar Smartness“ in England
Wie lässt sich der Zuckerkonsum der englischen Bevölkerung senken und Aufmerksamkeit auf das Thema lenken?
Ein europäisches Problem
Im Kampf gegen die weit verbreitete Fettleibigkeit und den übermäßigen Zuckerkonsum steht England nicht alleine da. Auch in Deutschland und anderen Staaten ist es ein „big issue“. Der Website der „World Health Organisation“ (WHO) für Europa entnehme ich folgende Zahlen: 2008 seien in einigen europäischen Ländern über 50% der Männer und Frauen übergewichtig und ungefähr ein Fünftel adipös gewesen. Die Zahl von übergewichtigen Kindern sei zudem im Zeitraum von 1990 bis 2008 stetig gestiegen. Das Ausmaß des Problems ist also groß und die Zahl der Betroffenen steigt weiter. Die anschaulichen Infografiken zu diesen Zahlen habe ich in die Bilderschau eingefügt.
Momentan wird über verschiedene Wege in England versucht, dieses Problem anzugehen. Im Folgenden möchte ich über ein Programm des National Health Service (NHS), das staatliche Gesundheitssystem Großbritanniens, berichten. Zudem möchte ich diese beiden Artikel (von 2013 und 2016) teilen, die über den Plan Großbritanniens, eine Zuckersteuer einzuführen, informieren.
„Let’s get sugar smart“
2009 wurde vom „Department of Health“ in Zusammenarbeit mit der NHS ein Programm namens „Change4Life“ ins Leben gerufen. „Change4Life“ versucht mithilfe von Marketing-Kampangien Fettleibigkeit von Grund auf her zu bekämpfen. Die Kampagne setzt sich aus folgenden drei Unterkampagnen zusammen: „Eat Well“, „Get Going“ und „Choose Less Booze“. Ich möchte hier über die Kampagne „Let’s get sugar smart“ („Eat Well“) berichten.
Die gleichnamige App soll es den Nutzern, vor allem den Kindern, erleichtern den Zuckeranteil von Lebensmitteln und Getränken, die sie konsumieren, zu ermitteln. Mithilfe der App kann der Barcode des jeweiligen Produkts eingescannt werden und der Zuckeranteil – als Zuckerwürfel dargestellt – erscheint auf dem Display. Die App wird durch ihre leichte Bedienung und der einfach zu verstehenden graphischen Darstellung, die bewusst so gewählt wurde, um die Hauptzielgruppe Kinder effektiv anzusprechen, beworben.
Auf ihrer Website nennt die NHS die Auswirkungen von zu viel Zuckerkonsum (Karies, Gewichtszunahme, Diabetes Typ-II, Herzerkrankungen, Krebsrisiko) und erklärt - als Reaktion auf die Tatsache, dass die Zuckereinnahme von Kindern dreimal so hoch ist, wie sie eigentlich sein sollte - welche Produkte Eltern ihren Kindern nicht geben sollten, wie sie sich verhalten sollten (Vorbildfunktion, gemeinsames Kochen) und wie viel Zuckerkonsum zulässig ist. Tipps für den Einkauf und das Erkennen von Fallen, Vorschläge für eine bessere Ernährung mitsamt Rezepten werden gegeben.
Ich selbst denke, dass diese Kampagne sehr erfolgreich sein kann. Es wird versucht genau dort anzusetzen, wo das Problem entsteht: Beim fehlenden grundlegenden Verständnis von einem vernünftigen und gesunden Lebensstil. Die vielen Erklärungen begründen die gemachten Vorschläge, was meiner Meinung nach dazu führt, dass das Problem besser verstanden wird, länger präsent bleibt und dementsprechend das Bewusstsein von Kindern und Erwachsen steigert. Die Tipps und Rezepte vermitteln zugleich das Gefühl, etwas in der Hand zu haben und ohne Umwege den ersten Schritt zu gehen. Dennoch muss ich sagen, dass der Lösungsweg über die App ein exklusiver ist. Auch wenn heute fast jeder Engländer in Besitz eines Smartphones ist, fehlt mir die Alternative für diejenigen, die keines haben. Von der Kampagne habe ich im Stadt-Magazin Portsmouths im „Flagship“ erfahren.
Weitere Informationen
- http://www.eufic.org/article/en/expid/basics-obesity-overweight/ (Hintergrund-Informationen vom “European Food Information Council”)
- https://www.nhs.uk/change4life-beta/campaigns/sugar-smart/home (Die Website von „Let’s get sugar smart“
- http://www.nhs.uk/change4life/Pages/change-for-life.aspx (Die Website von „Change4Life“)
- https://www.gov.uk/government/organisations#department-of-health (Die Struktur des Gesundheitsministeriums)