St. Bridgid - Wer ist das?
St. Bridgid ist die Zentralheilige Irlands. Der 1. Februar ist ihr gewidmet. Doch wer war sie? Was hat sie getan?
Sie ist die zentrale Heilige Irlands und eine der bemerkenswertesten Persönlichkeiten der Insel. Wie so meist bei Heiligen ranken sich auch um St. Bridgid unzählige Geschichten und Wahrheiten beginnen zu verschmelzen, werden ausgeschmückt und gleiten über in das wundersame Reich der Sagen und Mythen. Was damals im fünften Jahrhundert wirklich geschah? Es wird wohl für immer im Dunkeln bleiben.
Der Legende nach war es um 450 n. Chr., als in dem kleinem, an der irischen Ostküste gelegenen Ort Faughart bei Dundalk dem Herrscher Dubhthach von Leinster und dessen Nebenfrau und Sklavin Brocca ein kleines Mädchen geboren wurde. Ihr Name war Bridgid, was als „Strahlende“ gedeutet wird. Wurde der Name gar von „Brigantia“, der „Erhabenen“ abgeleitet? Dieser keltischen Stammesgöttin der Briganten und Göttin des Feuers, die in Liedern, Kunsthandwerk und Lyrik manifestiert wird und als Flamme des Wissens galt? Oder stimmt gar die Legende, dass der Name keineswegs willkürlich gewählt wurde, sondern Dubhthach eine Vision hatte, die ihm schon früh die zukünftige Kraft und Bedeutung und den Namen seiner besonderen Tochter offenbart haben soll? Vielleicht. Doch vielleicht haben die Eltern den Namen ihrer Tochter auch aus unscheinbareren Gründen erwählt und die Andersartigkeit und Heiligkeit ihres Mädchens erst später erkannt. Vielleicht dann, als Dubhthach Männer in weißen wallenden Gewändern sah, die seine Tochter salbten und so ihren Auserwähltheitsstatus bezeugten? Oder war es gar ganz anders? War Bridgid in den Augen ihres Vaters lange Zeit nur ein unscheinbares Mädchen, dass in seinem Haushalt als Dienerin arbeitete? Oder berühren doch diejenigen Mythen die Wahrheit, die zu berichten wissen, dass Dubthachs Hauptfrau die ungeliebte Konkurrenz aus dem Haus verbannen wollte und Brocca mitsamt ihrer Tochter an einen Druiden verkaufte? Oder wurde Bridgid gar in der Gefangenschaft des Druiden geboren? War die Geburt auf einer Türschwelle, weil die Mutter eigentlich gerade zum Melken ging und Bridgid somit gebadet im ersten Sonnenschein des Tages das Licht der Welt erblickte? Oder war sogar Bridgids Vater selbst nicht der Herrscher von Munster, sondern der Druide persönlich, der sie auch in diesen Lehren ausbildete? Doch wenn ihr Vater ein Druide war, der die Mutter wohl nach der Geburt fortschickte, wie kann dann die Geschichte mit der Ziege wahr sein? Die Geschichte mit der Ziege, in welcher die Mutter Bridgid losschickt, um einen Becher Milch von dem Tier zu melken. Doch Bridgid verschenkte die Milch an eine arme Frau, und dann noch einen Becher an jemand Bedürftigen und noch einen bis das Euter der Ziege leer war. Da erinnerte sich das Mädchen des Auftrags der Mutter, Sie bat Gott um Hilfe und siehe da, daraufhin füllte sich das Euter des Tieres erneut mit Milch. Dann ist da ja noch die Geschichte mit dem Fleisch, welches die Diener und Bridgid für einen Gast des Vaters zubereiteten. Doch Bridgid schnitt ein großes Stück davon ab und gab es dem hungernden bettelnden fremden Hund vor der Tür. Als das Mahl dann aufgetragen wurde, fehlte jedoch kein Gramm des guten Bratens. War ihr Vater also doch der Herrscher und nicht ein Druide? Eine schwierige Frage.
Eine weitere Legende ist überzeugt davon, dass Bridgid strahlend schön gewesen sei und ihr Vater sie verheiraten wollte. Doch das Mädchen hatte ihr Leben schon Gott versprochen und bat diesen darum um die Gnade, sie hässlich erscheinen zu lassen, sodass niemand mehr Interesse an ihr zeigte. Und so geschah es wohl. Dann gibt es ja noch die vielen Wundergeschichten aus ihrer Jugend über die Wieder-ins-Leben-Rufung eines toten Babys und ihrer ganzen Großzügigkeit gegenüber den Armen. Das alles soll angeblich den Druiden, (also doch ein Druide?), bei dem ihre Mutter und sie lebten und gefangen gehalten wurde, so beeindruckt haben, dass es beide frei ließ und sich taufen ließ. Was ist nun wahr? Welche Geschichte erzählt Bridgids Geschichte? Haben sie alle einen wahren Kern oder glorifizieren sie die Heilige nur?
Fragen über Fragen, Legenden über Legenden, Mythen über Mythen.
Doch auch das spätere Leben Bridgids ist nicht weniger sagenumwoben und wohltätig. Bridgid wurde wohl die erste Nonne und Bischöfin Irlands und sobald sie das heilige Gelübde abgelegt und ihre weiße Kleidung in Empfang genommen hatte, gab Gott ihr angeblich die einstige Schönheit zurück und ließ sie noch strahlender erscheinen. Von nun an kurierte Bridgid unermüdlich Kranke, Stumme und Blinde, wobei selbst ihr Schatten heilende Kräfte besaß. Sie ließ das Licht und die Wärme der barmherzigen Sonne nach Sturm und Gewitter wieder scheinen, half trotz des unglaublichen Tobens der Elemente und des Hagelschauers ringsumher die Ernte trocken einzufahren, ließ einfaches Wasser zu erfrischenden Bier werden, was nun irgendwie typisch irisch erscheint. Durch unermessliche Liebe, tröstendes Mitleid, unglaubliche Barmherzigkeit und Güte wurde sie zu einer der bedeutendsten Persönlichkeiten ihrer Zeit und wird sogar ehrfurchtsvoll mit dem Titel „Maria der Gälen“ geschmückt. Als Streiterin und Helferin der Armen half sie den Bedürftigen, wo es nur ging und strafte all jene, die herz- und erbarmungslos dringend nötige Unterstützung verweigerten. Einem geizigen Wirt verschwand so der gesamte Biervorrat und der Apfelbaum einer Frau, die die Früchte den Armen verwehrte, wurde mit einem Fluch belegt.
War da dann nicht noch die Geschichte mit der Klostergründung und dem Mantel? Richtig! Bridgid war auf der Suche nach einem Ort, an dem sie ihr eigenes Kloster gründen konnte. Als geeignet erschien ihr ein idyllisches Stückchen Land bei dem heutigem Kildare, dort, wo eine alte Eiche stand - ein Ort, der schon von den Druiden, (schon wieder Druiden?), verehrt wurde. Bridgid ging zum König von Leinster. Ob sie den Herrscher lediglich um das Land bat oder ihn auch von seinen angeblich sehr großen Ohren heilte und als Gegenleistung sich so viel Land erbat, wie ihr Mantel bedecken kann, wird unterschiedlich überliefert. Jedenfalls stimmte der König der Bitte am Ende zu, da Bridgids Kleidungsstück wohl nicht besonders viel Fläche zu bedecken können schien. Doch was geschah? Als Bridgid gerade ihren Mantel schwungvoll ausbreitete, bedeckte dieser keineswegs nur ein kleines Stückchen Erde. Nein! Er wurde größer und größer und deckte immer mehr Land mit seinem fließenden Stoff zu! Das war der Ort, wo Bridgid ihr erstes Kloster gründete, direkt im Schatten der alten ehrwürdigen Eiche. Und darum heißt der Ort noch heute so: Kildare – cill dara - Eichenkirche.
Bridgid starb schließlich 1. Februar 523 n. Chr. in Kildare. Doch damit war ihre Reise noch nicht zu Ende. 878 wurden ihre Gebeine nach Downpatrick gebracht, wo nun alle drei Heiligen zusammen begraben sind: St. Bridgid, St. Patrick, der Nationalheilige Irlands, und St. Columcille, der ungefähr zur selben Zeit gelebt und ebenfalls viele Klöster in Irland gegründet hat.
St. Bridgids Schädel jedoch sollte noch die Weite Reise nach Lissabon antreten, wo er nun in der Kirche St Joao Baptista zu finden ist.
In Erinnerung an diese bedeutende Frau, an die Heilige St. Bridgid wird am 1. Februar in Irland der St. Bridgid's Day gefeiert, der interessanter Weise auch als Frühlingsanfang gilt. Warum man zwar ausgerechnet jetzt die ganze Zeit schon anfängt vom Frühling zu reden, verstehe ich beim besten Willen nicht, denn die Temperaturen hier sind immer noch eisig, aber ich möchte den Iren ja nicht die Illusion rauben, dass das Wetter nach dem 1. Februar spürbar besser wird.
Jedenfalls werden am Bridgids Tag traditionell Kreuze aus Binsen geflochten. Der Legende nach hat Bridgid eines dieser Kreuze am Bett eines sterbenden Mannes, vielleicht sogar ihres Vater, gewebt, der Angst vor dem Tod hatte. Nachdem sie dem Mann das Kreuz erläutert hatte, trat dieser in seinen letzten Stunden noch zum Christentum über und ließ sich taufen. In Andenken an diese Geschichte wird jedes Jahr zum Bridgids Tag ein neues Kreuz gewebt und über die Tür gehangen, um das Haus vor Bösem und Feuer zu schützen. Das alte Kreuz vom Vorjahr wird verbrannt.
Und so wird der Brauch von Jahr zu Jahr weiter gegeben und die Geschichte der St. Bridgid dabei immer wieder neu erzählt und Geschichten werden zu Mythen, Legenden entstehen und Wahrheiten verschmelzen.
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