Sometimes two homes are better than one.
Manchmal sind zwei Zuhause besser als eines.
Vom nach Hause kommen. Unter anderem.
Sehr lang habe ich keinen neuen Blogeintrag mehr geschrieben und das liegt daran, dass einfach alles schon so „normal“ geworden ist. Für mich ist das Leben hier in Amsterdam mittlerweile Alltag und deshalb sah ich in letzter Zeit sozusagen keinen Anlass, hier etwas zu schreiben. Was aber natürlich nicht heißt, dass ich nichts Interessantes erlebt hätte. Es sind trotzdem unglaublich viele Dinge passiert, die ich mal versuche zusammenzufassen:
Im Centro Cultural gab es mal wieder personelle Veränderungen, nämlich sind Lara und Boulbeba (der Freiwillige aus Tunesien) mittlerweile nicht mehr da, dafür ist seit dieser Woche ein Freiwilliger aus Albanien dazugekommen und in nächster Zeit werden wohl noch einige mehr neu anfangen. Die ersten Tage ohne Lara waren schon etwas seltsam, weil sie eben ein fester Bestandteil des Alltags im Centro Cultural war und ich nun die einzige Frau war. Aber nichtsdestotrotz macht mir meine Arbeit weiterhin viel Spaß. Im November und Dezember war ich mit meinem Englisch Kurs und der Vorbereitung von anderen Workshops gut beschäftigt. Zum Beispiel habe ich einmal mithilfe von zwei Freundinnen, die gerade zu Besuch waren, einen „wir-machen-einen-typisch-deutschen-Nachtisch-und-reden-dabei-Englisch“ Abend gemacht (in Wirklichkeit hieß das natürlich etwas anders und es war auch eher ein typisch schwäbischer Nachtisch, nämlich Ofenschlupfer, aber gut). Ich habe im Centro komischerweise einen Ruf, der dazu geführt hat, dass Sachen, die mit süßem Essen zu tun haben, immer mir überlassen werden. Ich weiß auch nicht woran das liegt… Diese Woche werde ich einen weiteren Workshop dieser Art machen, diesmal gibt’s was Schokoladiges. Mmmmmmh.
Mein Englisch Kurs ist mir immer mehr ans Herz gewachsen. Es hat sich eine richtig gute Gemeinschaft in der Gruppe entwickelt, obwohl ja theoretisch jeder kommen kann wann er will und immer Leute dazukommen. Eine überaus interessante Erfahrung war das Exam, das wir vor einigen Wochen geschrieben haben. Die Idee kam von meinen „Chefs“ und sollte vor allem dazu dienen, die Anzahl der Kursteilnehmer meines Levels zu reduzieren und herauszufinden, wer in das höhere Level wechseln könnte. Also habe ich eine Art Klassenarbeit vorbereitet und als ich dann eines Nachmittags im Klassenraum saß, circa zwanzig Erwachsene bei einer Klassenarbeit beaufsichtigend, dachte ich mir: „so schnell kann’s gehen“. Vor vier Monaten war ich noch am Abitur machen, heute sitze ich da und korrigiere eine Klassenarbeit meiner eigenen Schüler. Absurd, aber wahr.
Schnell war es plötzlich Dezember und trotz des Adventskalenders meiner Eltern wollte die Weihnachtsstimmung noch nicht so richtig aufkommen. Ich glaube die kam erst, als ich eines Nachmittags zusammen mit Natalia Unmengen an Ausstecherplätzchen gebacken und verziert habe. Am nächsten Tag haben wir dann auch noch eine typisch kolumbianische Weihnachtsspezialität zubereitet und beides mit zur Jahresabschlussfeier des Centro Culturals genommen. Das war eine echt schöne Veranstaltung, jeder der wollte hat etwas zum Essen mitgebracht und es wurde sich unterhalten und alle waren glücklich.
Am nächsten Morgen nach einer langen Nacht habe ich dann meine Heimreise angetreten. Im Zug ging es Richtung Süddeutschland und als ich zu Hause ankam, war alles wie immer. Ich hatte gedacht, dass es bestimmt seltsam sein würde, nach vier Monaten wieder in einem Auto zu fahren oder Erhebungen von mehr als ein Meter Höhe zu sehen. Aber nö, alles war wie immer - ich war zurück daheim. Die drei Wochen, die das Centro Cultural geschlossen hatte, verbrachte ich zusammen mit meiner Familie, feierte das typische Weihnachten wie ich es gewohnt bin, traf meine Freundinnen und stattete sogar meiner Schule einen Besuch ab. Im Januar kam dann noch Natalia für ein paar Tage zu Besuch. Das war auch eine superschöne Zeit, das coolste war die Schneegestöberwanderung, die wir mit ihr gemacht haben, denn sie hatte davor noch nie Schnee gesehen.
Mit drei Kilo Spätzle im Handgepäck (für das nächste Englisch Dinner, diesmal mit schwäbischem Essen) ging es dann wieder nach Amsterdam. In Stuttgart am Flughafen haben wir noch zufällig Gavino getroffen (meinen deutschen Mitfreiwilligen), der natürlich den selben Flug hatte wie wir. Zurück in Amsterdam habe ich erstmal einen kleinen Hitzeschock bekommen, weil der Sprung von minus sieben auf plus sieben Grad war schon ein deutlich spürbarer Unterschied.
Und es nahm wieder alles seinen gewohnten Lauf. Als die Kurse letzte Woche wieder angefangen haben, haben viele meiner Schüler gesagt, dass sie so froh wären, dass es jetzt endlich wieder weitergeht und ihnen diese Routine, zum Englisch Kurs zu gehen, in den drei Wochen gefehlt hat. Vor allem jetzt, wo mir wieder klargeworden ist, dass es zu Hause auch sehr schön ist, ist es sehr motivierend so etwas zu hören. Das hat mir gezeigt, dass meine Arbeit hier wirklich sinnvoll ist.
Ich bin jetzt in der zweiten Hälfte des Freiwilligendienstes angekommen, was ein etwas beängstigendes Gefühl ist. Denn wie jeder weiß, geht die zweite Hälfte immer viel schneller rum als die erste. Natalia und ich fangen schon an, die Wochenenden zu zählen, die uns noch bleiben. Aber ich habe mir vorgenommen, die Zeit einfach weiterhin zu genießen und nicht so sehr an den Abschied zu denken. Wir werden auf jeden Fall versuchen, so viel Dinge wie möglich zu unternehmen. Jedenfalls haben wir einiges geplant. Gestern zum Beispiel sind wir mit Marina und Natalias Vater zu den Deichen gefahren, also zu der Konstruktion die es möglich macht, dass wir hier teilweise sechs Meter unter dem Meeresspiegel leben.
Immer, wenn ich am Blog schreiben bin, dann wird mir irgendwie erst wieder richtig bewusst, was ich hier alles Cooles erlebe. Auch wenn mein wirkliches zu Hause natürlich immer noch in Deutschland ist, hatte das Gefühl bei der Rückkehr nach Amsterdam auch etwas von nach Hause kommen.