So long, and thanks for all the fish!
Ein letztes Kapitel zur Vervollständigung meiner Erlebnisses und meines Jahres in Schottland!
Zuerst einmal muss ich mich wohl entschuldigen. Vor allem mir selbst gegenüber. Ich habe nun in der ganzen Zeit seit dem letzten Beitrag kein Wort mehr geschrieben, vielleicht weil ich tatsächlich keine Zeit hatte (was meine bisherige Entschuldigung war, aber wohl kaum der Wahrheit entsprechen kann) oder aber weil mein Geist von seinem ruhigen, ausgeglichenen Zustand schlagartig umgesprungen ist (ich trauere selbst darum) und plötzlich keinerlei Interesse am Niederschreiben des Erlebten mehr hatte, sondern viel mehr wie im Rausch alles nur noch mehr und intensiver erleben wollte. Dieser Sommer war verrückt und voll mit Gefühlen, Regen, Reisen, Kontrasten, Gesprächen, Kaffee und bedingungsloser Feierei. Meine Erlebnisse auf den Shetlandinseln liegen mittlerweile schon wieder so fern und bedeutungslos zurück, dass ich mir selbst ab und an Fotoshows meiner Aufnahmen angucken muss, um das Erlebte nicht allzu schnell zu vergessen. Die lange Fahrt mit diversen Fähren um am Ziel (Unst, der nördlichsten Insel Großbritanniens) anzukommen, die etlichen Stunden Arbeit im nördlichsten Hotel, die zahllosen Stunden Langeweile im Hotelzimmer, die wunderschönen Erkundungsspaziergänge auf der Insel mit gelegentlichen Begegnungen mit Shetlandponies, Puffins und sogar Menschen (oho!), das schreckliche Essen, das ewige Bedürfnis nach Abenteuer um stattdessen nur Alltag zu bekommen, dies alles brachte mich zu dem Entschluss doch schon nach knapp 3 Wochen abzureisen und schlussendlich zurück ins heißgeliebte Edinburgh zurückzukehren. Ich hatte dort über Freunde ein winziges Zimmer im Stadtzentrum zu einem guten Preis bekommen und konnte auch zufälligerweise früher einziehen! Nach der längsten Zeit meines Lebens (1 1/2 Monate), die ich NICHT in einer größeren Stadt gewesen war, kam mir nun alles wunderbar und unglaublich frei vor. Ich stand morgens früh auf, fuhr durch die Stadt, machte Fotos, trank Kaffee, schlief, aß, las, beobachtete die Stadtgesellschaft. Es war Sommer! Mir war alles egal, ich habe alles geliebt und das Geld verprasst. Bald darauf find dann Anfang August auch das Edinburgh Festival an, bestehend aus 6 verschiedenen, stadtübergreifenden Festivals, die sich vor allem auf Theater, Comedy, Tanz, Kunst und ähnliches beziehen. Die Stadt war auf einen Schlag bis zum bersten gefüllt und pulsierte für den ganzen Monat als die Kulturmetropole des Vereinigten Königreichs. Man ging also von vormittags bis spätabends von Show zu Show, manche umsonst, manche für Geld, kam dabei in Locations, die vorher verramelte Bruchbuden waren und plötzlich wie die Pilze aus dem Boden schossen und zu zentralen Schauplätzen der Theaterwelt aufstiegen. Auch das Ausgangs- und Aussschanksgesetz war plötzlich aufgehoben, man konnte tatsächlich (auch wochentags!) jeden Abend bis um 5Uhr in Clubs und Bars ausgehen, anstatt der üblichen 3Uhr. Auch wenn das Wetter nur unteres Mittelmaß war, war die Zeit herrlich! Wir tanzten, tranken, badeten, puzzelten, kletterten, stritten, liebten, lachten. Es bildeten sich so etwas wie Freundschaften. Vor Ort, aber auch alte Freunde aus der Heimat kamen zu Besuch und brachten alles noch ein wenig mehr durcheinander, das Chaos war perfekt. Ein Hoch und ein Tief. Denn wir wussten alle, dass diese Zeit schon bald ein Ende haben würde, und so kam es dass Ende August die ersten abreisten und ein paar Tage später auch ich meinen Abschiedsabend beweinte. Halb betrunken, halb weinend stieg ich in meinen Flugzeug mit Destination Berlin, wer hätte gedacht, dass ich mich mal so schlecht fühlen könnte nach Hause zu kommen?
Doch die Begrüßung war genau wie sie sein musste und es war unglaublich wieder alles beim alten vorzufinden. Ich muss sagen, ich bin und bleibe wohl für immer treuer Berliner, diese Stadt ist meine Wurzel und was auch immer gesagt wird oder gesagt werden wird, es wird sich nicht ändern. Sie ist ein Teil von mir und ich auch ein Teil von ihr. Trotzdem habe ich mich entschieden, mein Studium anderswo aufzunehmen und so finde ich mich nun in Halle wieder, der Stadt, die völlig unterschätzt wird, aber um die Massen, die gerade Berlin überfallen nicht hier her zu holen, werde ich mich hüten, genaueres zu schreiben. :) Mein Kapitel Ausland ist somit vorläufig abgeschlossen, ich genieße nun erst einmal das Studentenleben.
Aber da ich kaum jemand bin, der lange irgendwo bleiben kann, bin ich schon ab nächstem Wintersemester für ein Studienjahr in Paris! Dann geht es weiter mit interkulturellen Erfahrungen und Sprachenlernen! (Was übrigens auch mein Studienfach ist)
Viel Spaß der neuen EVS Generation und DANKE allen für ein aufregendes, wundervolles letztes Jahr, ich werde diese Erinnerung in mir tragen und nicht mehr hergeben.