Skisaisoneröffnung in Beitostölen
Am vergangenen Wochenende wurde im mittelnorwegischen Beitostölen die (norwegische) Skisaison 2010/2011 im Langlauf und Biathlon eröffnet. Dort habe ich u.a. erste Schritte in Sachen Sekundieren gemacht.
Hei hei!
Die letzte Woche war wieder sehr ereignisreich. Am Mittwoch habe ich mir erst einmal eine Erkältung eingefangen, mit Schnupfen und Halskratzen. An selbigem Tag war ich abends bei Bianca, einer anderen Freiwilligen, die ich vom Ausreiseseminar Münster kenne. Wir haben erfolgreich Kartoffelpuffer für ihre Gastfamilie zubereitet, wenn auch etwas improvisiert, weil keine Eier mehr zur Verfügung standen, oder zumindest keine, die noch gut waren.
Nun ja, am Donnerstagmorgen hat mich Per dann abgeholt, um nach Beitostölen zu fahren. Ich bin später ins Auto von Hermod Björkestöl gewechselt, er ist im Langlaufkommitee, und zusammen mit ihm und Benthe Asp (ebenfalls im Kommitee) haben wir es dann noch zur Pressekonferenz geschafft, während Per auf drei andere aus Tromsö auf dem Flughafen gewartet hat und später kam.
Die Pressekonferenz war jetzt nicht so der Brüller, der Pressesprecher hat ein bisschen was erzählt, alle Trainer kamen zu Wort, aber die Journalisten waren alle recht fragefaul und erst als sie Einzelgespräche mit den Athleten führen durften, konnten sie gar nicht mehr aufhören mit Fragen.
Per, Asgeir Moberg vom Skikreis Troms und ich sind danach erst mal zu unserem Quartier, dem Grönolen Fjellgard gefahren, und haben uns ein bisschen ausgeruht, bevor wir dann nachmittags zum Mannschaftstreffen gefahren sind, bei dem noch einmal alles für den ersten Renntag besprochen wurde.
Anschließend war Abendessen inklusive Sportquiz angesagt (es gewann eine Gruppe aus lauter Journalisten, welch Überraschung). So großen Hunger hatte ich aber ehrlich gesagt nicht, denn ich hatte Schnupfen, etwas Husten und ich war schlapp, kurz gesagt rechnete ich teilweise damit, das gesamte Eröffnungsrennen im Bett verbringen zu müssen.
Glücklicherweise war dem aber später nicht so. Per musste am ersten Renntag gleich zu einem morgendlichen Treffen und ich konnte mich ungestört auf dem Arenagelände umschauen. Zuerst hatten die Biathleten und Langläufer Training, danach folgten die Langlaufwettbewerbe 10km Freistil Frauen und 15km Freistil Männer, bei denen auch viele Biathleten teilnahmen, so zum Beispiel mein Ole Einar, oder auch Emil Hegle Svendsen oder Tomas Sikora aus Polen. - Die (norwegische) Skisaison 2010/2011 war eröffnet!
Bei den Damen gewann Therese Johaug und bei den Herren Alexander Legkov aus Russland - bei den Männern waren die Podestplätze ausschließlich mit Russen besetzt gewesen, was den norwegischen Langläufern doch ein klein wenig weh getan haben dürfte, die norwegischen Biathleten schnitten da weitaus besser ab. Ole landete auf dem 9. Platz. Während des Männerrennens konnte Per mir unerwartet auch ein bisschen Ersthilfe in Sachen Sekundieren geben, d.h. die Zeiten der einzelnen Läufer in einer Uhr zu registrieren und dem Läufer dann mitzuteilen, welche Zeit er hat. Wer von euch ab und zu Wintersport schaut, sieht vielleicht immer die Trainer mit den Läufern ein Stück der Strecke mitlaufen und hört sie etwas zurufen, das ist dann Sekundieren. Außerdem, jaha, konnte ich das erste Mal in diesem Winter Skifahren! Per hat für mich klassische Ski und Schuhe organisiert und wir konnten gemeinsam eine Runde nach Rennschluss durchs Stadion laufen, wobei ich auch einiges an Nachholbedarf in der klassischen Technik habe. Manch einer dürfte sich wohl gewundert haben, warum einer mit offizieller Teamjacke ("Norge" auf dem Rücken) so in der Gegend herumstakst. Na ja, sollen sie sich wundern. :)
Am Abend wurde dann der Stadionsprecherkurs eröffnet, den Asgeir leitete. Per und ich haben ein bisschen zugehört. Zuvor hatte ich übrigens das ganze Bad unter Wasser gesetzt, weil die Dusche dort keinen Vorhang hatte - ansonsten hatte ich ein sehr schönes altes Zimmer, sehr gemütlich.
Außerdem hatte ich am Abend von Kollegin Brit eine schöne warme Daunenjacke bekommen. Viele meiner Kollegen hatten schon vorher eine bekommen, aber wir vom Langlauf sollten eine mit den richtigen Sponsoren bekommen. Ich hatte auch meine normale Skijacke dabei, von Aage bekam ich da die Scherzfrage, wo aus Jugoslawien ich herkäme, weil ich noch keine Norwegenjacke hatte.
Der zweite Renntag begann mit Biathlon, das ich mir auch anschauen durfte. Außerdem wollte ich unbedingt den Ebs finden (manch einem auch als Michael Rösch bekannt, Biathlet aus Altenberg), denn als ich ihn kurz zuvor auf der Startliste entdeckt habe, erschien mir das wie ein Wink aus der Heimat. Als er dann kurz vor Rennbeginn kam, nutze ich meine Berechtigung aus, mich fast überall im Stadion frei bewegen zu dürfen und sprach ihn an. Er wusste auch gleich, wer ich bin, denn ich hatte vor ein paar Wochen einen kurzen Eintrag in seinem Gästebuch hinterlassen, in dem ich auch schrieb, dass ich in Beitostölen BEI Oslo dabei wäre. "Bei" Oslo im norwegischen Maßstab gesehen, sind ja nur "drei" Stunden Fahrt. Jedenfalls haben wir uns dann sehr schön miteinander unterhalten, bevor er dann an den Start musste. Für ihn wurde es Platz 22, mit 3 Schießfehlern. Ole sollte eigentlich auch starten, war aber in den Bergen allein (klassische Technik) trainieren. Ich hatte schon befürchtet, dass er ebenfalls krank geworden sein könnte, wie Marit Björgen einen Tag zuvor und Petter Northug. Ja, Mama, und das mit "dem Ebs Feuer unterm Hintern machen", wie du so schön sagtest, wurde schwierig, weil Ebs nämlich kurz vorher ebenfalls krank gewesen war, und eigentlich nicht vorgehabt hatte, zu starten, aber es doch als Trainingsmöglichkeit annahm.
Als dann der Sprintwettbewerb für Frauen und Männer begann, saßen Per und ich mit den anderen Teilnehmern des Kurses im Sprecherhäuschen und haben die Zeiten mit der Sekundieruhr gestoppt. Ging auch wieder ganz gut, auch wenn ich oft die falsche Zahl drücke oder einmal bin ich auch auf den an/aus-Schalter gekommen und habe alles gelöscht... Der Sprint begann jeweils mit dem Prolog, mit dem man sich für das Viertelfinale qualifiziert, dann geht es weiter zum Halbfinale und Finale.
Zur Überraschung aller qualifizierte sich Superstar Petter Northug nicht für den Sprint, er hatte bereits am Vortag im Eröffnungsrennen nur Rang 49 belegt und fuhr dann nach Hause, um für den Weltcup in Gällivare in Schweden am nächsten Wochenende wieder fit zu werden.
Ich konnte dann auch mit Per noch eine zweite kleine Skitour unternehmen, bei der ich ganze zwei Mal hingefallen bin (Per hat es aber nur einmal gesehen, hihi, dafür beim zweiten Mal Langlaufgröße Vegard Ulvang).
Hier seht ihr Skiwachser Öystein aus der Provinz Troms beim Skiwachsen:
Abends ging es dann zum Abendessen mit den "Freunden des Langlaufsports" (Langrennsportens venner), zu dem ich vom Vorsitzenden des Vereins, Frank Pedersen, eingeladen wurde. Per war natürlich auch dabei. Es gab zur Vorspeise Jakobsmuscheln mit Pesto und Salat, als Hauptgericht Gans mit Rotkohl, Kartoffeln, getrockneten Pflaumen (und leider auch Rosenkohl), sowie zum Abschluss ein Dessert mit Multebeercreme. Als der Koch das Menü vorstellte, habe ich allerdings so gut wie nichts verstanden, denn er kam aus Dänemark. Ich habe mich im Laufe des Abends dann nett mit Asgeir, Öyvind Sandbakk (mit ihm schreibe ich immer auf Nynorsk, der anderen Norwegischvariante) und auch Vegard Ulvang unterhalten. Ich hatte zuvor zwar schon von Vegard Ulvang gehört, aber ich wusste nicht viel über ihn und das war mir auch egal, denn ich fand, dass er auch so ein netter Mensch ist. Ich habe dann erfahren, dass er Olympiasieger wurde, als ich geboren wurde, 1992 in Albertville, Frankreich. Ich habe ihn dann auch nach Dresden eingeladen, als er fragte, woher aus Deutschland ich käme, mal sehen, ob wir das hinkriegen.
Mir wurde außerdem bescheinigt, dass ich einen nordnorwegischen Einschlag in meinem Norwegisch habe, nicht mehr nur Deutsch - kommt wahrscheinlich daher, dass ich mit so vielen aus dem Norden geredet habe: Asgeir, Ingrid (auch vom Langlaufkommitee), Torbjörn und Vegard.
Aber, aber, das Wichtigste hätte ich beinahe vergessen - mein (wenn auch kurzes) Treffen mit Ole Einar Björndalen!!!
Vor dem Mittagessen standen wir nämlich alle im Untergeschoss des Hotels in einem Vorraum und warteten mit dem Glas in der Hand, dass wir uns setzen konnten. In einem anderen großen Raum lagen auf Tischen lauter Plakate verteilt, auf denen das norwegische Biathlonteam für 2010/2011 zu sehen war und bei näherem Hinsehen konnte ich feststellen, dass einige darauf unterschrieben hatten, aber nicht alle. Irgendwann kam dann einer herunter und unterschrieb auf den Plakaten und ich dachte mir, DAS könnte er sein! Genauer hingeschaut: Ja, er ist es! Nach kurzem Hin- und Herüberlegen beendete ich ein Gespräch und begab mich in den anderen Raum hinüber. Nach einem kurzen "Hei" ging ich direkt auf Ole zu und fragte, ob ich ihn begrüßen dürfe, ich durfte. Ich habe mich dann vorgestellt und ihm auch gesagt, dass ich schon seit ich ein kleines Mädchen bin, ihn mir zum Favoriten ausgewählt habe, oder besser gesagt mein Bauchgefühl und das ich das nicht so richtig anders begründen kann, sondern einfach ein gutes Gefühl dabei habe - ist ja auch schon ewig her, dass ich ihn mir auserkoren habe, ob er mir nun einfach sympathisch ist, die Art, wie er auftritt oder auch seine sportlichen Erfolge, das fällt da alles zusammen.
Ich bin auf jeden Fall sehr froh, dass ich das gemacht habe, ich dachte mir nur, jetzt oder nie! So schnell habe ich die Chance sicher nicht wieder, ohne dass ein Haufen anderer Leute um ihn herum sind.
Da war es auch schon Sonntag, der letzte Wettkampftag. Eine schöne Überraschung erlebte ich, als Mama mich morgens aus Neuseeland anrief, da war es bei ihr und Papa bereits spät abends.
Schon früh ging es los mit dem 10km Langlauf klassisch, der Frauen und 15km klassisch, der Männer. Ich durfte mich wieder im Sekundieren üben, gemeinsam mit unter anderem Sportchef Aage Skinstad.
Danach gab es wieder Biathlon und Ole wurde Vierter, weil er sich im Zielsprint Frode Andresen geschlagen gab. Es gewann Emil Hegle Svendsen vor Alexander Os. Ebs hatte eigentlich auch ein sehr gutes Rennen geliefert, lag zwischenzeitlich auf dem dritten Rang. Nach dem vierten Schießen lag er auf Platz 6, kam aber nicht unter den besten zehn ins Ziel, auch nicht unter den besten 20. Später stand "Rennen nicht beendet" auf der Resultatliste, und ich bin mir sicher, dass er nicht einfach aufgegeben hat, sondern irgendetwas passiert ist, sodass er aufhören musste, denn auch wenn er müde gewesen wäre, hätte er es noch unter die besten 20 geschafft. Er hatte ja auch nur zwei Schießfehler, ganz im Gegensatz zu Ole mit sechs Schießfehlern.
Genaueres habe ich darüber bis jetzt nicht in Erfahrung bringen können, denn wir mussten danach auch gleich zurück nach Oslo fahren, die dreistündige Fahrt erschien mir diesmal zeitweilig etwas endlos. Wir haben dann Asgeir auf dem Flughafen abgeliefert und ich bekam zu Hause bei Per noch ein warmes Abendessen.
Asgeir wollte ja auch unbedingt wissen, was ein "Aasgeier" ist, weil es seinem Namen so ähnlich klingt. Vor einigen Tagen habe ich es ihm erklärt und er zeigte sich leicht schockiert, aber belustigt. Er kann ja auch etwas Deutsch und sagte dann im Auto immer einen Satz mit "Verkehrsampel" auf und ab, frei nach dem Motto: Bei Rot steh, bei Grün geh! Wobei Per "Verkehrapfel" verstand... Asgeir bezeichnete sich auf dem Flughafen bei der Parkplatzsuche dafür als "Parkjungfrau". :=)
Nun ja, Leute, dass soll's auch gewesen sein. Das nächste Wochenende bin ich noch nicht auf Reisen, da werde ich den Langlaufweltcup in Gällivare im Fernsehen anschauen, da läuft auch Ole, er hatte vor vier Jahren dort seinen ersten und einzigen Weltcupsieg im Langlauf geholt, zusätzlich zu den 91 Weltcupsiegen im Biathlon...
Aber am Wochenende darauf geht's nach Gaalaa, da werde ich dann auch noch mehr über's Sekundieren lernen.
Bis bald,
eure Henni
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