Silvester und ein Neujahrsstart mit Höhen und Tiefen
Die ersten zwei Wochen im neuen Jahr haben schon wieder einiges neues gebracht aber auch wenn der Winter hier sonnig ist ist halt Winter und da überkommt mich schon hin und wieder das Heimweh...
Aber irgendwie gibt es noch immer noch so viel zu entdecken wie etwa Aix-en-Provence das ich dann doch wieder bessere Laune habe. Aber lest selbst...
Silvester verlief für mich dieses Jahr ziemlich ruhig aber trotzdem schön in Marseille mit drei anderen Freiwilligen. Wir haben einfach gemütlich gegessen, Karten gespielt und uns über die verschiedenen Silvesterbräuche unterhalten. In Portugal etwa ist man zwölf Rosinen und wünscht sich für jeden Monat des Folgejahres etwas und in Griechenland gibt es einen Kuchen in dem eine Münze eingebacken ist und derjenige wo sie findet bekommt ein kleines Geschenk vom Gastgeber.
Dass Mitternacht war, war gar nicht so offensichtlich wie in Deutschland, da es einfach kein Feuerwerk gab. Denn in Frankreich gibt es keine Freiverkäuflichen Feuerwerkskörper.
Der erste Tag im neuen Jahr verlief dann nicht so glücklich für mich denn ich rutschte in Marseille voll aus und landete so richtig in der Taubenkacke. Tja zwar meinte jeder das bringt Glück fürs neue Jahr aber bis jetzt bin ich da noch nicht so überzeugt…
Am nächsten Tag begann dann hier gleich wieder das Ferienprogramm, aber mit deutlich weniger Kindern als sonst in den Ferien, da viele wohl Ski fahren oder bei ihren Verwandten waren. Ich machte echt schöne Sachen mit den Kindern die mir und ihnen Spaß machten. Wir bastelten Schneekugeln, am zweiten Tag Regenmacher und buken am dritten Tag Pizzaschnecken. Nur der Tag mit den Regenmachern war extrem anstrengend da Nachmittags kam noch eine Frau, die mit den Kindern Pralinen machte und das war einfach zu viel Bastelei für die Jungs und sie benahmen sich unmöglich. Dann gab es einen Tag noch ein großes Loto für fast alle Altergruppen. Dafür scheinen die Franzosen sowieso ein Faible zu haben, denn im Ort hängen ständig Plakate für solche Veranstaltungen bei denen man dann Reisen und was weiß ich noch alles gewinnen kann. Jeder hat dabei eine Karte mit drei Zahlenreihen mit jeweil sechs zahlen. Nach und nach werden dann Zahlen aus einer Lostrommel gezogen und man markiert sie wenn man sie auf seiner Karte hat und hofft eine Reihe vollzubekommen.
Tja und dann von wegen Glück ist mir noch was Dummes im neuen Jahr passiert. Ich bin morgens aus dem Haus und hab den Schlüssel in der Wohnungstür stecken lassen und dann stand ich echt dumm da und keiner von meinen Nachbarn machte auf. Ich musste dann zwischendrin von der Arbeit heim um nochmal bei meinen Nachbarn zu klingeln und dann hat zum Glück jemand aufgemacht. Gerettet.
An Heilige drei Könige kam Vero dann aus Deutschland wieder zurück, was für mich zunächst etwas seltsam war, denn ich hatte mich schon etwas ans allein sein gewöhnt. Aber trotzdem war ich auf jeden Fall froh, dass sie zurück ist, denn seit Jahresbeginn hab ich schon ein bisschen so Heimwehtage und zu zweit lässt sich das besser ertragen.
Letzte Woche Dienstag musste im Centre dann die Inventur durchgeführt werden. Das hieß alles zählen was sich so in den Schränken und Räumen befindet. Zunächst sorgte das für ein ordentliches Chaos aber am Ende war dann mal wieder alles aufgeräumt.
Außerdem suchten Vero und ich nach Ideen wie wir die Spielebibliothek streichen wollen, denn so langsam wird es Zeit, dass wir es so weit schaffen, dass man die Bibliothek vielleicht in zwei Monaten eröffnen kann.
Am Mittwoch startete ich dann auch in einem neuen Betreuerteam in einer neuen Altersgruppe, denn ich habe jetzt zu den sechsjährigen gewechselt. Eins fiel mir sofort auf, die sind einfach viel ruhiger und hören noch deutlich besser zu als die siebenjährigen. Ich glaub mit denen werde ich echt eine schöne Zeit haben. Aber die Wochen müssen erst noch zeigen ob das wirklich so Engel sind.
Das Wochenende wollten Vero und ich eigentlich gemeinsam erst nach Aix-en-Provence fahren und dann am Samstag zur Eröffnung der Kulturhauptstadt nach Marseille. Doch die Aussicht darauf mehr oder weniger zwei Nächte durch zu machen schien mir dann echt nicht so verlockend. Ich hatte anderes im Sinn und wollte unbedingt mal wieder mit Freunden skypen, gemütlich lesen und ins Schwimmbad gehen, was ich dann auch am Samstag machte. Am Freitag kam dann auch noch meine Postkarte die ich an mich selbst beim Vorbereitungsseminar in Deutschland geschrieben hatte an. Es war echt witzig zu lesen was ich vor etlichen Monaten geschrieben hatte. Und ich konnte echt feststellen, dass ich einige Ziele schon erreicht habe. Ich hab schon einige Orte hier besichtigt, habe mittlerweile einige Menschen hier kennen gelernt und bei der Arbeit mit den Kindern einige Ideen eingebracht.
Gestern bin ich dann früh morgens nach Aix-en-Provence gefahren um mich dort mit Vero zu treffen und eine Stadttour zu machen. Da Aix-en-Provence ja die Heimatstadt des Malers Cézanne ist machte ich mich auf den Cézanneweg um die Stationen seines Lebens in Aix zu besuchen und dabei auch die Stadt besser kennen zu lernen. Aber dabei bin ich dann an einer Kirche hängen geblieben wo gerade der Gottesdienst begonnen hatte und wo ich mich kurzerhand mit reinsetzte. Ich verstand zwar nicht alles aber dennoch war es interessant, dass der Ablauf der Messe einfach genau gleich war wie in Deutschland und ich deshalb erahnen konnte was gesagt wurde. Außerdem war die Kirche total schön mit cremefarbenen Wänden und bunten Fenstern. Danach war ich nur ganz schön durchgefroren und zog es deshalb vor ins Kunstmuseum Musée Granet direkt um die Ecke zu gehen statt die Stadttour fortzusetzen. Dort wurde gerade heute eine neue Ausstellung eröffnet und dort konnte ich auch Bilder von Cézanne bestaunen und fand sogar eines von Monet meinem Lieblingsmaler.
Danach traf ich mich dann mit Vero und wir gingen gemeinsam weiter den Cézanneweg entlang. Zufällig stießen wir dabei auf einen Stand von dem aus eine Schnitzeljagd startete wir dachten uns warum nicht und machten mit. Aber der Text war verdammt schwer und wir kamen nicht wirklich voran und es war kalt und dann fing es auch noch an zu regnen. Also landete ich zum zweiten Mal an diesem Tag im Museum, denn da war es auf jeden Fall warm und heute war auch der Eintritt umsonst. Um sechs konnten wir uns dann gemütlich in den Bus hocken und dann noch zwei Stunden heimfahren. Aber ich fand den Tag auf jeden Fall lohnend und da wir die Stadttour nur halb geschafft haben werde ich bestimmt nochmal hin fahren.