Shopping, ein Ausflug nach Pamplona und archäologische Ausgrabungen
In diesem Beitrag berichte ich was ich in den zwei vergangenen Wochen erlebt habe.
Viel Spaß beim Lesen!
Hallo ihr Lieben,
hier bin ich wieder! Im Gepäck habe ich zwei Wochen voller Alltag, tollen Ausflügen und abenteuerlichen Erlebnissen.
Vorletzte Woche ging der Alltag normal weiter. Ich arbeite zu den gewohnten Zeiten im Cruz Roja und abends entspannte ich meisten mit einem Film, lesen oder einem Gespräch mit meinen Mitbewohnerinnen. Am Mittwochvormittag gingen Lena und ich zu einer Informationsveranstaltung für Schüler, die sich freiwillig engagieren wollen, in eine Schule. Dort sollten wir eigentlich auch etwas zu unseren Erfahrungen als Freiwillige erzählen. Im Endeffekt saßen wir nur mit am Tisch vom spanischen Roten Kreuz und unterhielten uns mit Vertretern anderer Organisationen aus Tudela.
Im Nachmittagskurs waren die Senioren ziemlich durch den Wind… Die Eine war sehr sensibel und dachte, dass ihr Sohn sie nicht mehr abholen würde und sie alleine nach Hause fahren müsste. (Sie sitzt im Rollstuhl) Allerdings war es erst 18:20 Uhr und der Kurs geht bis Viertel vor sieben. Ich schob sie dann ein bisschen durch den Hof und im Flur herum, da es ihr aber nicht besserging, holte ich dann einen anderen Freiwilligen hinzu, der sich um sie kümmerte. Eine andere Frau, sie ist die Älteste des Kurses mit 101 Jahren, rief die ganze Zeit nach einer Freundin von früher und befand sich gedanklich in der Vergangenheit. Sie wollte immer, dass wir die Tür öffneten und am Ende schob eine Freiwillige auch sie durch den Hof. Eine dritte Frau möchte so gut wie jedes Mal am liebsten direkt wieder nach Hause und hat wenig Lust mitzuarbeiten. Doch dieses Mal war es so schlimm, dass auch sie gegen halb sieben mit einer Freiwilligen durch den Hof spazierte. Unser Pförtner wunderte sich schon, was heute mit den Seniorinnen los sei. Die verbliebenen vier Damen verhielten sich zum Glück ruhig und malten mit Wasserfarben einen herbstlichen Baum mit bunten Blättern.
Nach diesem etwas anstrengenden Nachmittag gingen Lena und ich im Anschluss zu unserer ersten Zumba-Stunde. Ich kannte Zumba nur von einer Sportstunde in der Schule und einem Wii-Spiel, deshalb war ich sehr gespannt, wie es mir gefallen würde. Ich muss sagen, diese Stunde hat mich total begeistert. Die Trainerin ist sehr motiviert und voller Energie, die sie auf mich übertragen konnte. Wir haben fast eine Stunde durchgängig getanzt und die Kombination aus Tanz- und Workout-Elementen hat mir sehr gut gefallen. Desto trauriger war ich, dass der Kurs letzte Woche aufgrund eines Feiertages ausgefallen ist.
Donnerstags abends waren wir bei einer Jonglage-AG, was mir ganz gut gefallen hat, ich aber nicht unbedingt weitermachen möchte. Ich habe auf jeden Fall gemerkt, dass Jonglieren sehr schwer ist und viel Koordinationsfähigkeit erfordert.
Den Freitagabend verbrachte ich mit Lena in der Bibliothek, um mal wieder in Ruhe lesen zu können. Danach gingen wir in eine Bar und ich aß das erste Mal seit ich hier bin „Patatas Bravas“. Sehr empfehlenswert! Auf dem nächtlichen Nachhauseweg trafen wir noch eine Freundin, die uns dann noch jeweils nach Haus begleitete.
Nach einem relaxten Morgen ging es am Samstagvormittag auf einen Straßenmarkt in Tudela. Nach dem Mittagessen holte uns Sabah zu einer Shoppingtour in ein riesiges Einkaufszentrum in Zaragoza ab. Dort verbrachten wir erstmal 1.5 Stunden im Ikea und dann ging es ins Shoppingcenter. Dort fand ich endlich neue Schuhe und noch so einige andere Sachen. Nach fast 5 Stunden Shopping holten wir uns noch ein kleines Abendessen und es ging zurück nach Tudela.
Sonntags ging es früh nach Pamplona. Wir fuhren mit einer Organisation, die Behinderte betreut und ins öffentlich Leben integriert, dorthin. Die Organisation lernten wir mittwochs bei der Infoveranstaltung kennen. In Pamplona wurden wir in Gruppen eingeteilt und betreuten zu dritt eine Gruppe von ungefähr sechs Behinderten. In Pamplona fand an diesem Tag ein 10km-Lauf statt, bei dem wir die Läufer an verschiedenen Plätzen anfeuerten. Nach dem Mittagessen spazierten wir noch ein bisschen durch Pamplona, tranken einen Kaffee und machten uns gegen 16 Uhr wieder auf den Rückweg. Es war eine interessante Erfahrung, Behinderte zu begleiten und betreuen. Von Pamplona sah ich allerdings nur wenig, so dass ich dort gerne nochmal hinfahren möchte. Abends skypte ich noch mit meiner Familie und ließ den Tag ruhig ausklingen.
Die letzte Woche gestalte sich ähnlich wie die vorherige, nur hatten wir am Mittwoch einen Feiertag.
Montags kam eine Teilnehmerin der Gesundheitsspaziergänge vorbei und brachte Lena und mir ein Geschenk vorbei. Sie schenkte uns ein Gedichtband einer aus Tudela stammenden Autorin.
Mittwochs war wie gesagt Feiertag und wir fuhren mit Loli nach Corella zum Fest eines Fahrradclubs in dem sie Mitglied ist. Als erstes machten wir eine Radtour durch Corella und die Umgebung und danach ging es in einen großen Hof. Dort wurde bereits eine riesige Paella vorbereitet, die lecker war! Nach dem Essen spielte ich noch Volleyball und gegen 17 Uhr machten wir uns auf den Rückweg nach Tudela. Passend dazu fing es auch an zu regnen, was sich bis zum nächsten Morgen auch nicht änderte. Abends ging ich mit Lena und Miryam ins Kino. Wir sahen den Film „Sieben Minuten nach Mitternacht“, der im spanischen Fernsehen sehr gelobt wird. Der Film war wirklich sehr schön, ein bisschen traurig, aber mit einer schönen Nachricht an die Zuschauer.
Am Donnerstag ging ich nicht zur Aula de Respiro, sondern ging mit zwei anderen Freiwilligen in eine Seniorenresidenz. Dort erklärten wir sieben Senioren, wie ihr Smartphone funktioniert und halfen ihnen bei Problemen. Abends wollte ich eigentlich zum Pinxopote gehen, doch grade als wir das Cruz Roja verlassen wollten, gab es einen Wolkenbruch und es regnete aus Eimern. Ich machte mich schnell auf dem Heimweg und verbrachte einen ruhigen Abend mit einem guten Buch.
Freitags bekam ich im Nachmittagskurs nochmals ein Geschenk. Einer sehr lieben Seniorin war ihr Halstuch runtergefallen und als ich es ihr wiedergeben wollte, schenkte sie es mir kurzerhand. Damit ich mich immer an sie erinnern würde, auch wenn ich wieder in Deutschland sei. Dieses Halstuch bedeutet mir sehr viel, denn es macht mir klar, wie sehr ich diese alten Menschen innerhalb von sechs Wochen ins Herz geschlossen habe und sie mich ebenfalls.
Nach der Arbeit gingen Lena und ich noch ins Schwimmbad und relaxten unter anderem im Whirlpool und im Dampfbad.
Nach einer kurzen Nacht ging es morgens um acht in ein Dorf in der Umgebung. Dort halfen Lena, Miryam und ich bei archäologischen Ausgrabungen. Die Archäologen haben schon eine römische Straße gefunden und wir halfen bei der Suche nach einer Wand, eines römischen Landhauses. Die Ausgrabung machte sehr viel Spaß. Wir durften alles ausprobieren und landen sogar in der spanischen Zeitung, denn während des Vormittags kam eine Reporterin um Fotos zu machen.
Als mir ein anderer Helfer erzählte, dass es nachmittags noch eine Ausgrabung in einer Kirche in Tudela gäbe, bei der nach Skeletten gesucht wird, war meine Neugier geweckt. Nach einem großen und sehr leckeren Mittagessen bei Miryam ging ich also zu dieser Kirche und buddelte in einem Loch nach Skeletten. Diese Kirche gab es in drei Ausführungen: im Mittelalter, um 1600 wurde dann eine andere Kirche darüber gebaut und im 1800 nochmal eine andere Kirche an ihrer Stelle errichtet. Dementsprechend wurden schon Skelette aus allen drei Zeitperioden gefunden. Was mich sehr schockiert hat, ist, dass sich an den Wänden der „neusten“ Kirche mehrere Hakenkreuze befinden. Natürlich habe ich im Spanischunterricht gelernt, dass Franco und Hitler ein Abkommen hatten und teilweise gemeinsame Sache gemacht habe, wie zum Beispiel die Bombardierung und komplette Zerstörung der Stadt Guernika 1937. Das dann aber live zu sehen ist doch nochmal etwas Anderes.
Bei meiner Ausgrabung stieß ich tatsächlich auf mehrere Knochen und am Ende sogar auf Babyknochen, was ziemlich selten und interessant ist. Abends traf ich mich noch mit Freundinnen und wir gingen Essen.
Ich verbrachte einen ruhigen Sonntag zu Hause, kochte und schaute einen Film mit Lena. Abends stand dann noch das wöchentliche Skypen auf dem Plan und sonst machte ich nicht mehr viel.
Hiermit verabschiede ich mich jetzt und hoffe ihr hattet einen guten Start in die neue Woche.
Bis bald uns viele Grüße aus Tudela
Eure
~ Lea ~