Semana de la Educación
Berufsorientierung für Schüler in Madrid
Vom 2. bis zum 6. März zog es in Madrid wieder mehrere hunderttausend Schüler und deren Eltern bzw. Lehrkräfte auf das Messegelände am Rande der Stadt. Mit der 'Semana de la Educación' einer Messe, in der sich alle privaten und öffentlichen Universitäten der Umgebung präsentieren und mögliche Ausbildungsstellen vertreten sind, schaffen Stadt und Inhaber der Messe IFEMA jährlich ein Forum für viele mehr oder weniger verzweifelte spanische Schüler. Während viele Besucher sich darauf beschränken von jedem Stand die durchdachten Werbeprodukte zu ergattern, gab es auch eine große Anzahl von interessierten Jugendlichen, Lehrern und Familien, die mit dem Besuch Zukunftspläne und -ideen anregen bzw. vertiefen wollten. Und an dieser Stelle trat auch mein derzeitiger Arbeitgeber ins Spiel. Die Fundación IUVE beteiligt sich nun schon seit mehr als 10 Jahren an der Organisation der Messe, indem sie sich der Koordination des 'Espacio de la Orientación' widmet. Dieser private Beitrag bereichert die Messe insofern tiefgehend, als dass er nun auch den Schülern einen erfolgreichen und befriedigenden Besuch ermöglicht, die noch mehr oder weniger planlos in ihre Zukunft blicken. Neben all den Universitäten und Ausbildungsstellen, die sich ausschließlich darauf beschränken ihr eigenes Programm und Angebot in den Mittelpunkt zu stellen, meiner Meinung nach eine notwendige Maßnahme, um den Jugendlichen und ihren Begleitern einen objektiven Überblick über ihre Möglichkeiten zu liefern. Auch dieses Jahr nahmen wieder mehr als 2000 Schüler (exkl. Eltern und Lehrer) unsere Dienstleistung in Anspruch und von ihnen bewerteten 87 % die Beratung bzw. Berufsorientierung mit 5 Sternen. Im Zuge der individuellen Gespräche wurde schnell deutlich, dass eine Großzahl der Jugendlichen in ungefähr den letzten drei Jahren ihrer Schullaufbahn noch sehr unentschlossen ist, welchen Weiterbildungs- bzw. Berufsweg sie einschlagen sollen. Deutlich wurde leider auch der immer noch starke Einfluss der spanischen Wirtschaftskrise. So gaben beinahe 45 % der befragten Schüler an, ihre Zukunftsentscheidungen hauptsächlich auf die wirtschaftlichen/ finanziellen Möglichkeiten zu stützen, um dem immer noch wachsenden Armutszustand vieler spanischer Bürger zu entkommen. Besonders auffällig war für mich auch die Abwärtsspirale, die die kreativen Berufszweige zu verbuchen haben bzw. verbuchen werden müssen, denn während der Einzelgespräche berichteten viele musikalisch oder künstlerisch-interessierte Jugendliche sich im Hinblick auf ihre berufliche Zukunft gegen ihre Passion zu entscheiden, um das Risiko einer Arbeitslosigkeit zu senken. Einen weiteren wichtigen Faktor im Rahmen der beruflichen Entscheidungen stellt hier ganz besonders die Meinung der Familie dar. So reflektierten unsere angestellten Berater, dass sich die spanischen Erziehungsberechtigten noch sehr oft und stark in die Frage nach dem richtigen Studium oder der richtigen Ausbildung einmischen. Dies basiert natürlich in den meisten Fällen nur auf positiven Absichten und ist generell auch ein internationales Problem, kristallisiert sich nach meinen bisherigen Erfahrungen und Vergleichswerten in der spanischen Familienstruktur jedoch sehr extrem heraus. Alles in allem für mich eine sehr interessante Woche in einer beeindruckenden und sehr modernen Messe, die für mich aber auch einige noch sehr zentrale gesellschaftliche Probleme widerspiegelte.