Santé, Arbeit und Tourisme
Bianca scheut keine Mühen, wenn es darum geht, ihre zahlreichen Projekte publik zu machen. Da wird schonmal kurzerhand das Französische Fernsehen angeschrieben - und kommt tatsächlich!
Normalerweise sind keine Neuigkeiten gute Neuigkeiten. Diesmal jedoch erklärt sich mein langes Schweigen nicht etwa aufgrund zuvieler Freizeitaktivitäten, sondern aufgrund eines eher unangenehmen Einbruchs meiner Gesundheit, der mich immer wieder ans Bett gefesselt, ins Krankenhaus und in die Notaufnahme gezwungen hat. Aber von Anfang an, denn nicht alles, was ich bis hierher zu berichten habe, ist negativ. Man muss ja nicht gleich übertreiben ;-)
Vielleicht ist es mal an der Zeit, von meiner Arbeit zu berichten, denn beim nochmaligen Lesen meiner E-Mails könnte man den Eindruck gewinnen, dass ich hier für’s Nichtstun bezahlt werde. Nein, das ist definitiv nicht der Fall.
Im Moment habe ich drei Ateliers auf lokaler Ebene organisieren können, darunter ein Gesangsatelier, ein Kreativatelier und ein Tanzatelier, die regelmäßig in der JH stattfinden/stattfinden werden. Nachdem die Partner dafür erst mal gefunden waren, ging es an die PR. Diese Phase ist beim Gesangsatelier bereits erfolgreich abgeschlossen: elf Einschreibungen! Für die anderen beiden läuft die Kampagne noch an. Da werde ich noch weniger Probleme haben, denke ich, denn ich habe einfach mal die Dreistigkeit bewiesen, an France 3 zu schreiben, einen Fernsehsender, um eine Reportage vorzuschlagen. Was könnte es für eine bessere Werbung geben? Und Fragen kostet ja auch nichts. Eine Woche später die unerhoffte Antwort per Anruf : „Was Sie schreiben klingt interessant. Sind Sie gerade an der Arbeit? Können wir vorbeikommen? Wir sind in zwölf Minuten da!“ Keine Zeit zu überlegen, schnell die Unordnung auf meinen Schreibtisch ein wenig geordnet und gewartet. Das wurde ein aufregender Tag. Auch für die Studenten, mit denen ich an meinem internationalen Projekt arbeite, denn im Verlauf der Dreharbeiten haben wir auch sie im Lycée aufgesucht. Also wie gesagt, die Promotion läuft besser als ich je zu hoffen gewagt hätte!
Zu den Studenten kurz ein Wort: die sind mir wirkliche eine große Hilfe und ich bin sehr dankbar, dass der Kontakt zu Stande gekommen ist. Es handelt sich um BTS-Studenten Tourismus, passt also perfekt. Das Dossier über meine Projekt ist fertig und liegt der Europäischen Kommission vor (bilingual natürlich, 17 Seiten in Französisch und Englisch). Man kann wirklich nicht behaupten, dass ich mich nicht reinhänge. Ich habe Kostenvoranschläge eingeholt, ein Budget angefertigt und Subventionsanträge gestellt. Bleibt nur zu hoffen, dass mein Projekt auch bewilligt wird!
Was meine Entdeckungsreisen hier angeht, habe ich inzwischen Turenne und Colonges-la-Rouge besichtigt, zwei Dörfer die sich mit dem Titel schönstes Dorf Frankreichs rühmen dürfen. Warum? Turenne hat eine einzigartige Lage an einem Berg und ist wundervoll anzusehen, wie es sich in der Abendsonne an den Berg schmiegt. Colonges hat eine Einzigartigkeit bezüglich der Farbe seiner Häuser, wie der Name schon sagt. Alle Häuser sind aus einem signifikant roten Backstein geklinkert und mit Schieferdächern ausgestattet. Ein wirklich harmonisches Bild. Als ich auf dem kleinen überdachten Marktplatz stand, vor mir ein riesiger Gemeinschaftsofen, wo anno dazumal die gesamte Dorfbevölkerung ihr Brot herstellte, fühlte ich mich wirklich ins Mittelalter zurückversetzt. Ich habe beschlossen, im Frühling noch mal hierher zurückzukehren, um Fotos zu machen, wenn das Grün der Pflanzen mit dem Rot der Häuser zu konkurrieren beginnt. Ist ja nur fünf Minuten von hier.
Eine letzte erfreuliche und überraschende Nachricht: Wir hatten einen Schneesturm und 30 Zentimeter Neuschnee! Das führte zwar dazu, dass ich vergeblich versuchte, meinen Vater pünktlich zum Geburtstag zu gratulieren, aber es war so schön friedlich! Hier unten ist niemand auf eine solche Menge Schnee vorbereitet, die Straßen waren nicht geräumt, die Geschäfte waren zwei Tage geschlossen und überall sah man Kinder im Schnee spielen, Schneeballschlachten und Schneemänner. Ich machte da keine Ausnahme und tobte ausgelassen mit Sonia im Schnee! Ich wage nicht zu behaupten, dass ich gewonnen habe. Ich war komplett durchnässt. Wir haben uns im Anschluss erst mal einen „Vin chaud“ gemacht, einen Glühwein.
So, nun zu den unerfreulichen Ereignissen. Augenscheinlich ist die Infusion die ich bis dato bekommen habe nicht mehr effizient. Eine Woche nach meiner mensuellen Auffrischung im Krankenhaus bin ich in einer Nacht- und Nebelaktion in die Notaufnahme zurückgekehrt. Krampfartige Bauchschmerzen. Röntgen, Blutabnahme, Schmerzmittel. Kein Bett frei. Ich war die Nacht über bei Paul, der über mich gewacht hat und versuchte, meine Schmerzen so gut es ging zu lindern. Nächster Tag. Der behandelte Arzt ist eingeschneit, hält mir aber für alle Fälle ein Bett frei. Montag. Neuerlicher Anruf vom Arzt. Die Radio zeigt eine „Occlusion“, eine Engstelle. Ach wirklich? Das hatte ich mir schon gedacht. Leider weiß ich jetzt nicht, wie es weitergehen soll. Amuira? Prednisolon? Trichuris suis ova? Einfach wird es jedenfalls nicht, soviel steht fest. Die Möglichkeiten sind erschöpft. Freitag habe ich ein neuerliches Gespräch, ich hoffe, dann sehe ich weiter.
Zu Hause habe ich von den Problemen von Jen Wind bekommen, die in Hamburg im Moment sehr unter ihrer mangelnden Gesundheit leidet. Jen, ich denke stark an Dich und drücke Dir alle Daumen. Ich weiß, dass ich mich da wiederhole. Trotzdem!
Allez, je vous embrasse très forte! Pensez à moi de temps en temps! Bianca J.