S'agapo
Emilys Freiwilligenzeit ist am Ende; dabei sind ihr die Kinderchen doch so ans Herz gewachsen... Sie macht sich abreisebereit und plant ein Insel-Hopping.
…auf Deutsch: „Ich liebe dich.“ Wie können diese Worte einem den Tag versüßen. Aber bevor ihr jetzt alle spekuliert, in wen ich mich so kurz vor Projektende verliebt haben könnte: Die Worte wurden mir gestern von einer bezaubernden fünfjährigen ins Ohr geflüstert. Diese lieben, lieben Kinder von fünf bis 16 Jahren, mit denen ich in den letzten sechs Monaten gearbeitet habe… Sie sind mir alle so ans Herz gewachsen und es fällt mir schwer, mich von ihnen zu verabschieden. Glücklicherweise nehme ich neben den vielen Zeichnungen, Basteleien und Kuscheltieren, die ich während meiner Zeit hier geschenkt bekommen habe, auch haufenweise Erinnerungen an lustige und herzerwärmende Augenblicke mit. Wie eben dieser Augenblick als Paraskevi mir gestern ihre Liebe gestand :-).
Seit meinem letzten Eintrag sind die Tage mal wieder verflogen. Neben Arbeit, Freunde treffen, Karneval, Konzerte und so weiter halte ich immer mal wieder die Luft an, um an meinen Patenonkel zu denken. Nachdem ich die erste Zeit sehr schwer fand, geht es mir jetzt wieder besser.
Was ist in den letzten Wochen alles passiert? Fange ich erstmal beim deutschen Abend an, der vor eineinhalb Wochen im Jugendzentrum Korinth stattfand: ein voller Erfolg. Zwar kamen nicht ganz so viele Leute dahin, wie wir uns erhofft hatten, dafür waren diejenigen, die kamen gut drauf und haben für eine lustige Stimmung gesorgt. Verena und Karen hatten ein interessantes Quiz organisiert und der Sketch von mir und Philip kam sehr gut an. Zur Krönung hat Ingo (Freund aus Deutschland) auch noch deutsche Würstchen verkauft: lecker!
An dem Wochenende machten Karen, Verena und ich dann Bekanntschaft mit dem berühmten Karneval von Patra. Was Karneval angeht, ist Patra das griechische Köln! Obgleich ich mich ja nicht unbedingt als Karneval-Anhänger bezeichnet hätte, hat es mir sehr gut gefallen. Die Parade (nach dreieinhalb Stunden immer noch kein Ende abzusehen!) war einfallsreich, die Leute ausgelassen und das abschließende Feuerwerk am Hafen sehr schön.
Die Woche begann am Dienstag (Montag war ein Feiertag) damit, dass mein lieber Mentor uns im strömenden Regen mitnahm, um einen neuen Wanderweg zu finden. Die meiste Zeit liefen wir nicht neben dem Fluss, sondern mittendrin. Mein Körper sollte sich dafür ab Donnerstag mit einer dicken Halsentzündung und Erkältung bedanken. Am Mittwoch war ich allerdings noch relativ fit und verabredete mich mit Jotta zum Kaffee trinken.
Um euch zu veranschaulichen, was man unter Kaffee trinken gehen in Griechenland auch verstehen kann, schildere ich mal den Abend: Wir trafen uns um 19.00 Uhr und quatschten gemütlich in einem netten Kaffee in Kiato. Etwa dreieinhalb Stunden später kam noch Alex dazu. Um Mitternacht beschlossen wir, unseren Hunger in einem Fastfood Restaurant in der Nähe zu stillen. Gegen 01.30 Uhr war ich glücklich und satt wieder zu Hause. Am Donnerstag kam Verena zu uns nach Kryoneri, um ein paar Tage hier zu verbringen. Das war echt gutes Timing, da ich mit meinem dicken Hals und brummenden Schädel nicht klar denken konnte und sie mir bei der Vorbereitung und Durchführung der Workshops half. DANKE! Am Samstag ging es mir dann dank Schlaf und Tabletten glücklicherweise viel besser und wir machten uns auf den Weg nach Korinth, wo am Abend ein Konzert der Punkband „Panx Romana“ stattfand.
Die gesamte Antifa Griechenlands schien sich im Jugendzentrum versammelt zu haben (es kamen tatsächlich Leute aus Kreta und aus dem Norden Griechenlands angereist). Die Band war vor 20 Jahren mal ganz groß und spielte neben anderen kleineren Bands aus Athen als Hauptact. Sie waren auch wirklich gut! Nach dem Konzert gingen Verena und ich noch mit Manos und Fanis in einer Bar was trinken. Alles in allem ein sehr lustiger Abend. Am Sonntag machte ich mich dann zurück auf den Weg nach Kryoneri, um die letzten Vorbereitungen für die „Überraschungs-Geburtstagsparty“ für Philip zu treffen.
Er hatte am Montag Geburtstag. Seinen Geburtstag hatte er mir irgendwann mal verraten, nachdem ich ihn tagelang damit genervt hatte. Er wollte nicht feiern, aber ich dachte mir, er würde sich letztendlich trotzdem freuen, wenn wir ihn überraschen. So trafen wir uns am Sonntagabend zum „Essen“ mit Freunden bei Jotta. Kurz vor Mitternacht beschloss man kurzerhand, dass alle Männer kurz zum Kiosk fahren sollten, um Eis zu kaufen.
Währenddessen bereiteten wir alles vor: Ich hatte viel Deko von „Spongebob“ gekauft, den Philip so cool findet und Kuchen gebacken und es gab viele Geschenke. Als Philip also ahnungslos wieder kam, war er sprachlos. :-) Er hat zwar die ganze Zeit gemeckert, aber eigentlich hat er sich schon gefreut. Jetzt fallen ihm im Nachhinein all die Hinweise auf, die es auf die Party gegeben hatte und er fragt sich, wieso er vorher nichts gemerkt hat… Sehr lustig!
Und nun hat gestern meine letzte Arbeitswoche angebrochen. Das bedeutet, dass ich bereits anfangen muss, mein Zimmer abreisebereit zu machen, zu waschen und zu packen. Am Samstag fahren Verena und ich für eine Woche weg, Insel-Hopping, und wenn ich wieder komme, werden bereits neue Freiwillige hier eingezogen sein. Die letzten eineinhalb Wochen hier werde ich bei Alex wohnen.
Die Schule will am Freitagvormittag eine kleine Abschiedsparty für mich schmeißen, um sich für meine Arbeit zu bedanken. Es gab bis jetzt zwei, drei Momente in denen mir ganz kurz klar geworden ist, dass ich mich wirklich bald verabschieden muss. Ich glaube so richtig verstehen werde ich es erst, wenn ich in Deutschland bin. Wenigstens weiß ich, dass ich ohne Frage zurückkommen werde. Wenn alles klappt, dann bereits im August um die internationale Jugendbegegnung hier zu leiten. Und so geht es mir im Augenblick wohl genauso, wie es sein sollte: Traurig, dass sich dieser Lebensabschnitt dem Ende neigt, freue ich mich aber auch auf Deutschland. Und so genieße ich die letzte Arbeitswoche und geh gleich erstmal einen Kaffee trinken… :-)