Rumänisch – die vergessene romanische Sprache
In der Schule hat man oftmals die Möglichkeit, Französisch oder Spanisch zu lernen und jeder weiß, dass zu dieser Sprachfamilie auch Italienisch und Portugiesisch gehören. Aber wenn es um die romanischen Sprachen geht, dann wird Rumänisch meist vergessen. Das liegt eventuell an der geographischen Lage des Landes, denn alle anderen romanischen Sprachen werden in Westeuropa gesprochen, aber Rumänien liegt in Osteuropa.
Heutzutage wird Rumänisch von etwa 24 Millionen Menschen als Muttersprache gesprochen und es ist die Zweitsprache von 4 Millionen Menschen. Die Sprache gilt als die offizielle Sprache von Rumänien und der Republik Moldawien – vergleichsweise sprechen etwa 90 bis 105 Millionen Menschen Deutsch als Muttersprache.
Wie bereits erwähnt zählt Rumänisch zur Untergrupe der romanischen Sprachen, da es sich wie zum Beispiel Italienisch aus der „Muttersprache“ Latein entwickelt hat. Rumänisch ist allerdings besonders unter den romanischen Sprachen, weil es sich durch engen Kontakt mit anderen Sprachen entwickelt hat, vor allem mit slawischen Sprachen.
Die ähnlichste romanische Sprache zu Rumänisch ist Italienisch mit 77 Prozent sprachlicher Gemeinsamkeit.
Aber wie hat sich das Rumänische aus dem Lateinischen entwickelt?
Die Provinz Dakien, das heutige Rumänien, war von 107 bis 271 nach Christus Teil des römischen Reiches und wurde in dieser relativ kurzen Zeitspanne sozusagen „romanisiert“. Das bedeutet, dass die Bevölkerung die Sprache und die Kultur der Römer übernommen hat. Die römischen Soldaten und Statthalter haben nicht das klassische Latein gesprochen, sondern eine umgangssprachliche und somit vereinfachte Version, die sich Vulgärlatein nennt. Warum sich das Lateinische trotz der kurzen Besatzungsphase durchgesetzt hat, und nicht wie beispielsweise in Deutschland oder England bis auf einige Ortsnamen keine Spuren hinterlassen hat, konnte bisher nicht eindeutig geklärt werden. Man spekuliert, dass die römischen Siedler Mischehen mit den Einheimischen geschlossen haben oder dass die dakische Sprache schon eine italische Sprache war, die eng mit Latein verbunden war. Bekannt ist, dass die Region sehr schnell romanisiert wurde.
Aus dem Vulgärlatein hat sich über die nächsten Jahrhunderte das Proto-Rumänisch entwickelt, aber es ist schwierig zu sagen, wie sich Rumänisch im Mittelalter entwickelt hat, weil keine rumänischen Texte vor dem 16. Jahrhundert existieren.
Die slawischen Einflüsse
Rumänien ist hauptsächlich von slawischen Ländern umgeben, weil im 7. und 9. Jahrhundert viele Slawen in diese Region eingewandert sind. Rumänisch gehört daher auch zum Sprachbund der sogenannten Balkansprache, da es verständlicherweise mit den Sprachen der angrenzenden Nachbarstaaten über die Jahrhunderte hinweg in Kontakt gekommen ist. Der prägende Einfluss der slawischen Sprachen hat sich nicht nur auf die rumänische Aussprache und das Vokabular ausgewirkt, sondern auch auf die Grammatik.
Außerdem wurde Rumänisch bis ins 19. Jahrhundert in kyrillischer Schrift geschrieben, aber im 19. Jahrhundert gab es eine Nationalbewegung, die dazu führte, dass die romanische Herkunft mehr betont und die lateinische Schrift als Symbol kultureller Identität eingeführt wurde. Es wurde versucht, slawische und andere Einflüsse zu beseitigen. Allerdings wurden die Wörter nicht nur durch Latein, sondern auch durch Italienisch und vor allem durch Französisch ersetzt. In Moldawien hingegen wurde die kyrillische Schrift erst mit dem Ende der Sowjetära aufgegeben.
Die rumänische Sprache
Wenn man die 2500 meist genutzten Wörter betrachtet, dann fällt auf, dass sich das Vokabular zu 76 Prozent aus romanischen, zu 15 Prozent aus slawischen und 9 Prozent aus anderen Sprachen, wie zum Bespiel Deutsch oder Türkisch, zusammensetzt.
Man kann Rumänisch also als Sprach mit zweierlei Verwandtschaft bezeichnen. Von der Herkunft her ist Rumänisch eine romanische Sprache, aber es hat sich in engem Kontakt mit den nicht-romanischen Balkansprachen entwickelt.
Hier sind noch ein paar Eindrücke zur rumänischen Sprache:
1. Die Ähnlichkeit zu romanischen Sprachen
Rumänisch: Cunosc istoria Europei foarte bine.
Italienisch: Conosco la storia d’Europa molto bene.
-> Ich kenne die Geschichte Europas sehr gut.
Eins, zwei, drei ist in Rumänisch unu, doi, trei, in Italienisch uno, due, tre und in Spanisch uno, dos, tres.
2. Häufig gebrauchte Wörter mit slawischem Ursprung
Un prieten: ein Freund a iubi: lieben; a plăti: bezahlen
A se trezi: aufwachen; a găsi: finden
3. Allgemeines
Mir gefällt Rumänisch sehr gut, weil es schön klingt und mir meine französisch und spanisch Kenntnisse helfen, die Sprache zu lernen und zu verstehen. Manchmal ist Rumänisch auch einfach nur lustig, hier sind ein paar Beispiele:
Ein Kind: un copil die Kinder: copiii
Oder: ein Kaffee: o cafea die Kaffees: cafelele
eine Tulpe: o lalea die Tulpen: lalelele
Ich denke, dass ich nicht erklären muss, warum ich diese Wörter lustig finde!
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