POLEN | Fahrt ins Neuland
Christine ist zum ersten Mal in Osteuropa – und Polen fasziniert sie sofort. Ein Erfahrungsbericht.
Endlich war es soweit, ich betrat zum ersten Mal in meinem Leben polnischen Boden. Schon seit Wochen hatte ich mich auf diesen Augeblick gefreut. Ich hatte das Glück, mit der Stadt Luxemburg zu den internationalen Schülerspielen in Plock, nahe Warschau, zu fahren.
Vor dieser Reise nach Polen hatte ich mir noch nie ernsthaft Gedanken über dieses Land gemacht. Ich wusste, dass Polen in Osteuropa liegt, irgendwo zwischen Deutschland und der Ukraine, und dass es dem Land wirtschaftlich nicht so gut geht wie den Ländern in Westeuropa. Deshalb freute ich mich aber besonders auf den Aufenthalt in diesem damals für mich noch fremden Land.
Als wir am Flughafen ankamen, mussten wir erst eine Passkontrolle passieren. Einige von uns hatten jedoch nur einen Kinderausweis und wurden nicht durchgelassen. So wartete der Rest der Gruppe drei Stunden bei den Koffern, während die anderen in einem kleinen Raum mit den Verantwortlichen verhandelten.
Nach drei Stunden schließlich konnten wir den Flughafen in Warschau verlassen und wurden mit einem Bus nach Plock gefahren. Es war die außergewöhnlichste Busfahrt, dir ich je erlebt hatte. Die Fahrt erinnerte mich eher an eine Safaritour. Der Bus war schon etwas älter und überall mit Andenken geschmückt. Wir fuhren über eine enge, lange, holprige Strasse, voller Löcher. Es herrschte kaum Verkehr.
Links und rechts gab es nur Felder, Wiesen, mit vereinzelten, oft verlassenen Häusern oder Hütten. Ab und zu sah man Kühe am Rande der Wiesen grasen. Obwohl Felder und Wiesen ja nichts Außergewöhnliches waren, war ich schon nach kurzer Zeit fasziniert von diesem Land, seiner Weite. Vor dieser Reise war ich nur in Ländern wie Frankreich, Italien, Spanien gewesen, wo alles ähnlich wie in Luxemburg war.
Wir wurden in Studentenwohnungen untergebracht. Am Abend fand eine Eröffnungszeremonie statt. Vielleicht hatte ich vor dieser Reise ein paar Vorurteile gegenüber diesem Land. Jedenfalls hatte ich mir so perfekte organisierte internationale Schülerspiele nicht ausgemalt. Die Eröffnungszeremonie war bis ins kleinste Detail von den Verantwortlichen einstudiert und organisiert.
Obwohl wir doch damals nur erst 14-jährige Sportler waren, waren die Straßen links und rechts überfüllt von Menschen, die schrieen, winkten, ja sogar nach Autogrammen bettelten. In Westeuropa, glaube ich, hätte mal nicht die Hälfte der Menschen von Plock an den Strassen gestanden um uns zu zuschauen.
Die Menschen waren unheimlich freundlich, offen und hilfsbereit. Jedes Land wurde während der gesamten Spiele von zwei einheimischen Führern begleitet. Unsere Führerinnen waren etwas älter als wir und obwohl wir kein Polnisch und sie kein Luxemburgisch verstanden, verständigten wir uns mit gebrochenem Englisch und freundeten uns an. Nach und nach lehrten wir uns auch gegenseitig einige Wörter der fremden Sprache. Es war ein schönes Gefühl der Zusammengehörigkeit, das unsere Gruppe mit den Menschen in Polen verband.
Ich werde diesen Aufenthalt in Polen nie vergessen. Ich habe viel dazu gelernt: mit fremden Menschen zu kommunizieren, andere Kulturen zu beachten, zu bewundern, verschiede Lebensweisen zu akzeptieren. Deshalb kann ich nur jedem raten, auch einmal Länder und Gegenden zu besuchen, die noch nicht unseren Wohlstand haben, anstatt nur den Luxus zu suchen.
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