Planaenderungen - Breakdance - Wasserski - Camping - Bibliothek
A_nnika hat die ersten fünf Tage in Litauen gut überstanden und schon einiges erlebt: zum Beispiel eine Breakdance-Aktion, eine Hochzeit auf dem Campingplatz oder aufregendes Wasserski-Fahren.
Die ersten fünf Tage – von Planänderungen, Breakdance, Wasserski, Camping und Bibliothek
Donnerstag: Ankunft
Um 14:20 Uhr ging mein Flieger ab Frankfurt/Main nach Vilnius. Als ich am Gate war kam ein Bus der uns quer über das Rollfeld bis zum Flugzeug gebracht hat, das ganz am Ende des Flughafens stand. Es ist auch eines der kleinsten Flugzeuge gewesen, die in Frankfurt starteten und ist nur für 50 Personen. Nach zweieinhalb Stunden Flugzeit kam ich in Vilnius an. Wenn man ab Frankfurt/Main startet (immerhin der zweitgrößte Flughafen Europas) und dann in Vilnius ankommt, ist das wie ein kleiner Kulturschock, denn der Flughafen ist kleiner als der Bahnhof in Darmstadt oder Heidelberg :-)! Dort wurde ich von Vilma abgeholt. Sie arbeite auch für die EVS-Projekte, ist aber an meinem nicht beteiligt. Bei Vilma wohne ich nun auch. Aber dazu später. Beim durchqueren von Vilnius sind mir schon die zwei Gesichter von Vilnius aufgefallen. Ich habe aus dem Flugzeug große Häuser und Villen gesehen mit Garten und Swimming-Pools und dann auch alte Hochhäuser, die nicht sehr gepflegt wirkten. Nach zweieinhalb bis drei Stunden waren wir dann auch in Panevezys. Dort haben wir etwas gegessen und einen Charlie Chaplin Film mit Jazzmusik im Open Air Kino gesehen.
Panevezys
Am Freitag war ich dann in der Innenstadt von Panevezys. Weil Rasa, meine Projektkoordinatorin, noch im Urlaub war und ich erst am Montag zum ersten Mal in die Bibliothek sollte, habe ich mich dort mit Urte, Laura und Greta getroffen. Sie helfen auch bei Jugendprojekten mit und am Freitag war in der Fußgängerzone von Panevezys der „Street-Bus“. Das ist eine Gruppe von Jugendlichen, die durch Litauen fahren und in fünf verschiedenen Städten Breakdance Vorführungen geben. Das Ziel ist es die Jugendlichen für Breakdance zu begeistern und zu verhindern, dass sie schon am frühen Morgen Alkohol im Park trinken. Solche Jugendliche haben wir auch einige gesehen, als wir in der Stadt Flyer mit Werbung für die Vorführung verteilt haben. Ich muss zugeben, dass ich davon leider keine Bilder habe, weil ich natürlich meinen Foto vergessen habe :-). Die haben aber echt gut getanzt! Vilma hat das arrangiert, weil Sie meinte es wäre besser, wenn ich an meinem ersten Tag in Litauen nichts zu tun habe und nicht alleine durch die Stadt irre oder in meinem Zimmer hocke. Danach habe ich auch Rasa getroffen und mein erstes Taschengeld bekommen.
Das Wochenende
Von Samstag bis Sonntag war ich mit Vilma, Laura, Urte, ihrer Schwester Julija, ihrer Cousine Egle und ihren Eltern an einem See an der Grenze zu Russland (dem Stück zwischen dem Meer, Polen und Litauen) campen. Der See ist bei der Stadt Vistytis (falls das jemand im Atlas nachschauen will). Ich wusste bis kurz nach dem Losfahren gar nicht wo wir genau hinfahren und ich hätte niemals gedacht, dass wir bis zur Grenze fahren (und das in nur drei Stunden Fahrzeit). Daran muss ich mich erst noch gewöhnen, denn egal wo man hinfährt innerhalb Litauens es dauert maximal vier Stunden mit dem Auto von Panevezys. Wenn man dort mit dem Boot auf das Wasser will braucht man einen Pass, denn dort ist die Grenze zur Europäischen Union und die Polizei kontrolliert dort um Zigarettenschmuggel zu verhindern. Deshalb muss auch an der Seite der Boote die Flagge des Landes aufgemalt sein. Natürlich war die Flagge nicht auf der Seite des Boot von Urtes Eltern und der Vater ist dann erst nach Kaunas und dann nach Vilnius gefahren um eine Flagge zu besorgen. Das war etwas schwierig, denn er war erst nach drei Stunden zurück und Urte konnte endlich Wasserski fahren! Die Zeit, die wir warten mussten haben wir uns mit Volleyball spielen, Kartenspielen und Ligretto vertrieben. Ligretto kannten sie gar nicht und ich habe es ihnen in Englisch erklärt, was aber nur Urte und Laura verstehen, sodass sie dann für Julija und Egle ins litauische übersetzen mussten :-). Dann fuhr auf einmal auf dem Campingplatz eine zehn Meter lange, weiße Stretchlimousine vor. Ich war ganz schön erstaunt, als eine Braut in Hochzeitskleid, der Bräutigam, die Trauzeugen, ein Mann mit Kamera und jemand mit einem Akkordeon ausstiegen. Sie setzten sich auf den Campingplatz, tranken, sangen, tanzten und machten Fotos. Vilma erklärte mir, dass es in Litauen Tradition ist nach der Hochzeit mit den Trauzeugen in die Natur zu fahren, dort zu feiern und Fotos zu machen.
Am Sonntag habe ich es dann auch mal mit dem Wasserskifahren versucht. Ich war allerdings nicht so erfolgreich :-). Man muss sich ins Wasser legen, die Beine anwinkeln und wenn das Boot startet die Beine strecken und gegen das Wasser drücken. Beim ersten Mal habe ich das ganz gut hinbekommen und stand auf dem Wasser und bin circa drei Meter gefahren. Danach lag ich wieder im Wasser :-). Nachdem die nächsten Versuche sogar noch schlechter waren habe ich aufgehört. Das Wasser war kalt und auch die Lufttemperatur höchstens 20 Grad und es war sehr windig!! Danach hat mir Urtes Mutter einen Tee mit litauischem Wodka in die Hand gedrückt, damit ich nicht krank werde.
In der Bibliothek
Gestern (Montag) war ich in der Bibliothek und habe dort alles gezeigt bekommen. Die Bibliothek ist groß und sehr modern. Ansonsten kann ich darüber noch nicht viel sagen. Die Leiterin der Bibliothek hat Gokhan (das ist der türkische Freiwillige) und mich herumgeführt und Rasa hat übersetzt, weil die Leiterin kein Englisch kann. Das ist ein kleines Problem. Nur wenige Mitarbeiter (unsere Mentorin, die Frau aus der Kinderbuchabteilung) können Englisch und die ist bis nächste Woche in Urlaub. Heute werde ich auch nur ein oder zwei Stunden in der Bibliothek sein. In Litauen sind Ferien immer von Anfang Juni bis zum ersten September und jetzt sind noch viele in Urlaub, so auch meine Sprachlehrerin. Der Sprachkurs wird nächste Woche beginnen. Bisher kann ich nur folgendes: taip=ja, ne=nein, aciu=Danke, prasom=Bitte, Labas=Hallo,iki=Tschüss, Laba diena=Guten Tag, labas rytas=Guten Morgen, Gerai=okay, angliskai=englisch und vokiskai=deutsch. Wird Zeit, dass ich bald Litauisch lerne, denn nur die jüngeren Leute können einigermaßen gut Englisch sprechen. Ich war heute im Supermarkt einkaufen und ich brauche eine Quittung, wenn ich Lebensmittel kaufe. Das gebe ich Rasa, die gibt es der Nationalagentur und erst dann bekommt Rasa das Geld, dass sie mir gegeben hat zurück. Bescheuert, aber so ist das nun mal mit der Bürokratie. Alles was ich sagen konnte war „saskaita faktura“ und nicht ich möchte bitte eine saskaita faktura haben. Als ich dort auf die Quittung wartete, haben mich verzweifelte Jugendliche angesprochen. Sie fragten „Do you speak English“ und waren ganz erleichtert, als ich antwortete „yes“. Sie wollten fragen, ob man Maut für die Autobahn zahlen muss, weil sie nach Vilnius wollten und keinen fanden, der Englisch konnte.
Bei Vilma und ihrer Familie wohne ich momentan, weil es nicht geklappt hat ein Wohnung für die Freiwilligen zu finden, die gut ausgestattet ist und in das Budget passt. Die Gelder für die Projekte wurden überall gekürzt, sodass sich Rasa und Vilma dauernd beschweren, dass es viel zu wenig ist, was sie uns geben können. Rasa ist mit ihrer Familie nun umgezogen, damit der türkische, der italienische (der Portugiese hat abgesagt) und ein französischer Freiwilliger in die Wohnung kommen konnten. Der Franzose bleibt aber nur ein halbes Jahr und es kann sein, dass ich noch umziehen muss, wenn das mit den Kosten für die Wohnung und dem Geld, dass Vilmas Eltern für meine Verpflegung erhalten nicht ins Budget passt. Das hat Vilma mir gerade erklärt. Wie kommt die EU eigentlich auf die Idee das Geld zu kürzen?? Vilma hat eine Hund (einen deutschen Schäferhund) und der heißt Rex, wie der Hund in der Krimiserie. Er hatte eigentlich einen anderen Namen. Die Serie „Kommissar Rex“ ist auch in Litauen sehr populär und Vilmas Vater hat angefangen den Hund Rex zu nennen, bis der Hund auf keinen anderen Namen mehr hörte :-).
Heute war ich in der Bibliothek und habe einige litauische Wörter gelernt (knygos – Buch, ...) Jetzt bin ich auch noch in der Bibliothek und schreibe von dort diesen Eintrag, ich kann dort kostenlos ins Internet. Das Wetter spielt irgendwie verrückt. Gerade hat es noch geregnet und jetzt scheint die Sonne.
So, dass war der erste Eintrag aus Litauen. Ist länger geworden als beabsichtigt, weil ich erst heute ins Internet kann und in den vergangenen fünf Tagen schon einiges erlebt habe. Kaum zu glauben aber es sind wirklich erst fünf Tage!! Kommt mir vor, wie eine Ewigkeit. Bilder habe ich leider nicht so viele, weil ich beim Campen bemerkt habe, dass meine Digitalkamera nicht richtig funktioniert.