On the Road!
Mit vollem Tank und dem Kofferraum voller Verpflegung hieß es für uns "Auf nach Göteborg!"
Ich musste an die gute alte Zeit zurückdenken, in der noch Eltern Reisen vorbereitet haben und man stressfrei in den Urlaub starten konnte, als ich am Donnerstag, dem Vorabend unseres sagenumwobenen „Roadtrips“ gestresst in der Küche stand und mehlverschmiert so schnell es ging ein paar Pizzableche und einen Apfelkuchen für die Fahrt in den Ofen schieben wollte – wir mussten uns natürlich auch eines der südlichsten und fernsten Ziele für unsere erste Bekanntschaft mit den schwedischen Straßen aussuchen! Doch wir waren (denke ich) gut aufgehoben mit mir und meiner deutschen Mitbewohnerin Vanessa als Fahrer – auf alle Fälle hat sich weder meine andere deutsche Mitbewohnerin Inessa noch unsere liebgewonnene Schweizerin und Mitfreiwillige Rahel beschwert… (Sie hatten dagegen die ehrenvolle Aufgabe, uns moralisch zu unterstützen und unterhalten.)
Für unser Abenteuer zum 500 Kilometer entfernten Göteborg hatten wir mit unserem kleinen aber feinen Mietwagen ursprünglich etwa sechs Stunden eingeplant aus denen dann doch durch sämtliche Pipi- und Essenspausen (die man mit vier Mädels an Board auf keinen Fall unterschätzen sollte) schneller als gedacht stolze zehn Stunden wurden. Man munkelt, dass es auch an den schwedischen Straßen und ihren für deutsche Verhältnisse abstrusen Tempolimits, die 110 als Maximalgeschwindigkeit auf den Autobahnen festlegen, gelegen habe.
Doch wir tuckerten mit dem schwedischen Radio in den Ohren bequem weiter, hauptsächlich über „Schnellstraßen“ in idyllischen Waldgebieten und an unzähligen Seen vorbei, die durch einige „Oh wow, schaut mal wie schön – Wasser!“ nicht zu verpassen waren – ich will mich nicht beklagen, solange es nicht hieß „Achtung Elch!“ war für mich alles gut… Denn obwohl wir noch nicht die Hoffnung auf einen Elch in freier Wildbahn, aufgegeben hatten, konnte ich mir für diese erste Begegnung durchaus bessere Orte als mitten auf der Straße vorstellen!
Eine weitere krönende Begegnung unseres Roadtrips war wohl die Begegnung mit der schwedischen Tankstelle, die uns mit ihrem „Spritsortiment“ (was nun – Benzin oder Diesel?) und verwirrenden Bezahlungsmethode durchaus ins Schwitzen brachte… typisch Frauen? Doch zu guter Letzt kamen wir dann doch (mit der richtigen Tankfüllung) in Kullavik, einem kleinen Dörfchen an der Westküste Schwedens an! Wir hatten hier ein kleines, schaurig-schönes Häuschen gemietet mit Gärtchen und Apfelbäumchen und allem, was das Herz begehrt…
Es sind die kleinen Dinge im Leben, die das Herz mit Wärme füllen, dachte ich mir wieder als wir abends mit Bier und Apfelkuchen am Hafen zusammen saßen.
Am nächsten Morgen ging es endlich nach Göteborg, in das „kleine Stockholm“, wie unser Chef die Stadt gerne belächelt. Doch das Schöne an schwedischen Städten ist tatsächlich, dass sie sich zwar alle ziemlich ähneln aber man gleichzeitig in ihnen immer etwas von anderen europäischen Städten wiederentdeckt. Beispielsweise den Hamburger Hafen, den Stil der Pariser Altbauten oder die kleinen Gässchen und Brücken von Amsterdam.
Eine andere heiß diskutierte Frage war die Essensfrage (denn Pizza geht halt doch nicht immer, und die Frage nach traditionell schwedischer Küche war mit der Gegenfrage „hast du schon mal ein schwedisches Restaurant in Deutschland gesehen?“ – „Ähm nein…“ – „Eben!“ ebenfalls schnell vom Tisch.) Dagegen wurde die „Fika“ (traditionelle schwedische Kaffeepause) immer einstimmig und meistens zweimal pro Tag, wie es sich „typisch schwedisch“ gehört, beschlossen.
Viel zu schnell war natürlich der letzte Tag angebrochen, den wir noch etwas in der einzigartigen und unglaublich vielfältigen Natur Schwedens verbringen wollten. Denn wo man im Landesinneren dichte, tief dunkelgrüne Wälder antrifft, erinnert die Westküste viel mehr an Mittelmeerregionen durch leicht bewaldete Klippen und dem türkisfarbenen Meer… Nach einer ausgiebigen Fika (natürlich!) mussten wir uns jedoch auch schon wieder auf die Heimreise machen. Da wir uns aber doch noch nicht ganz von diesem „On-the-Road-Feeling“ verabschieden wollten, legten wir spontan noch einen Zwischenstopp in der Stadt Jönköping ein und wurden von einem super kitschig pinken Sonnenuntergang überrascht!
Was für ein genialer Abschluss für solch eine geniale Reise zum anderen Ende Schwedens! Leider endete für meine Mitfreiwillige Rahel nicht nur der Roadtrip sondern auch ihr Freiwilligendienst in Schweden und sie würde, wenn wir anderen zu unserem Alltag zurückkehren, in die Schweiz heimkehren…