Oktoberwoche 2
Julia_slaapt_lekker genießt ihre Wochenenden in vollen Zügen: Dann fährt sie andere Städte anschauen, feiert bis tief in die Nacht und erkundet die Gegend auf Inlines...
So…auch die zweite Oktoberwoche hatte viel Aufregendes an sich.
Angefangen hat's am Donnerstag mit einem Besuch im Amsterdamer Jazzclub, in welchem Dragan, der Freund Raphaels und Zimmerpartner Matians, mit seiner Band aufgetreten ist.
Dafür, dass Jazz ja eigentlich überhaupt nicht mein Ding ist, war's echt gut, was allerdings auch an der Begleitung liegen könnte…;)
Naja, mit wenig Schlaf aber vielen tollen Erlebnissen ging's am nächsten Tag wieder an die Arbeit, die am Freitag zum Glück immer nur bis 12 Uhr dauert und mir somit noch einige Zeit zum Packen für mein nächstes Abenteuer gab.
Geplant war nämlich ein Besuch in Venlo, bei anderen Freiwilligen, die da im Emmaus-Projekt arbeiten. Nach 3 Stunden Fahrt vom Norden Hollands bis ganz nach unten an die deutsche Grenze (also fast durchs ganze Land) kam ich dann abends schön ausgeruht von der angenehmen und musikreichen Zugfahrt am Venloer Bahnhof an, von wo aus mich Beat (der Freiwillige, den ich dort besucht hab) mit seinem Dienstauto nach Tegelen ins Kloster fuhr, in welchem die Emmausleute wohnen.
Emmaus ist eigentlich 'ne Stiftung des Mönches Abbé Pierre und der Leitspruch ist: "samen leven, samen delen, samen werken", was so viel bedeutet wie: zusammen leben, teilen und arbeiten.
Bei unserer Ankunft lernte ich gleich mal ein Paar der 20 in der Gemeinschaft lebenden Menschen plus zwei Hausleiter kennen, die gemütlich ums riesige Feuer saßen. Wir setzten uns natürlich dazu und hatten so einen geselligen Freitagabend, bei dem ich auch die interessanten Lebensgeschichten einiger Bewohner erfuhr.
Mein Schlafplatz war ein Zimmer des ehemaligen Hospizes, das sich nach langem Lauf durch einen scheinbar endlosen Gang neben andere gleicher Art reihte.
Am nächsten Morgen war für mich erstmal Schlafen angesagt, bis ich dann nach meiner Dusche mit wunderschönem Ausblick auf's Klostergelände nach unten ging, um zu frühstücken und bei der Vorbereitung des Verkaufs zu helfen. Die Emmaus-Stiftung besitzt in ganz Holland und auch anderen Ländern Europas Secondhandläden, in denen schöne und skurrile Sachen für fast nichts verkauft werden.
Am Samstag war der Laden geöffnet, und da die anderen Freiwilligen auch arbeiten mussten, beschloss ich, mich mit an die Kasse zu stellen und dort mitzuhelfen, was sich als vollkommener Glücksgriff herausstellte, da die Arbeit (vor allem zu zweit) einfach extrem viel Spaß machte und durch die Kommunikation mit den Kunden auch meine Holländischkenntnisse auf die Probe stellte (welche sich als ziemlich nützlich erwiesen).
Natürlich wollte auch ich einen Blick aufs Sortiment werfen, und so erlaubte ich mir eine Dreiviertelstunde Shopping im Winkel, bei dem ich viele tolle Sachen und auch Geschenke fand ;)
Nach unserer Arbeit bekam ich erstmal eine Rundführung durch Kloster und Gartenanlage, welche auch einen Hühnerstall, Schweine, Gänse und Ziegen beinhaltete sowie einen wunderschönen Innenhof mit Blick auf die Kirche und einfach tolle Plätze zum Entspannen und Bewundern.
Für unsere herannahende Partynacht war natürlich ein kleines Vorglühtreffen unerlässlich, was sich im "riesigen" Klosterzimmer von David, dem ungarischen Freiwilligen, gestaltete.
Danach ging’s stracks in die stad fietsen mit Fahrrädern aus der Einrichtung.
Im Party-Zentrum angekommen mussten wir erst einmal die 1000 Bekanntschaften von Amar, einem Mitarbeiter von Beat aus Syrien, abschütteln, bis wir uns ins Partyleben stürzen konnten. Die von uns ausgewählte Bar war leider so vollgestopft, dass auf dem normalen Boden unmöglich noch jemand Platz haben konnte, und als wir unsere Jacken auf der Treppe ablegten, beschlossen wir, einfach dort oben zu bleiben und tanzten die ganze Nacht dort auf der Plattform, begafft von 200 Holländern.:-D
Nach anstrengender Fahrt zurück und einem sehr erholsamen Schlaf verlief der folgende Tag etwas ruhiger und bestand im Großen und Ganzen eigentlich nur aus Frühstück machen, englischen Serien anschauen und am Abend noch zu zweit (Beat und ich) für die Gemeinschaft Lasagne mit Salat kochen, was mit guten Bewertungen hungrig verspeist wurde.
Am nächsten Tag ging's von Venlo aus nach Utrecht, zu unserem zweiten Sprachkurs. Auf der Fahrt dorthin trainierte ich meine Ungarischkenntnisse, indem ich einen Brief an einen der Ungarn schrieb (Ungarisch lernen ist mein neues Vorhaben - nagyon jó!)
Der Sprachkurs verlief wie immer, auch wenn der Abend im Gemeinschaftsraum ruhig etwas ruhiger hätte verlaufen können, was gut zur Fitness am nächsten Tag beigetragen hätte. Aber man kann nicht alles haben ;) und vollkommen verkatert ging’s am Dienstag erbarmungslos weiter im fünfstündigen Sprachprogramm (welches ich durch einige Ungarisch-Einheiten unterbrach, sobald ich mir sicher war, diesen Teil des Niederländischen schon zu beherrschen).
Nach 5-6 Tassen Kaffee kamen auch bei mir die Lebensgeister wieder zurück und nach dem Ende des Programms nachmittags um 2 beschlossen ich und noch einige andere Freiwillige (die Den Haager Jan, Markus und Phillip sowie David und Beat aus Venlo), die Innenstadt von Utrecht zu erkunden.
Nach einigem Laufen verließen uns die Den Haager, und so setzten Beat, David und ich uns aufgrund der sinkenden Temperatur noch in ein Amerika-Café mit Autofront und Nummernschildern an der Wand, welches besten Tee mit guter Musik servierte.
Da es immer später wurde und alle müde von den Strapazen der letzten Tage waren, beschlossen wir, uns zu trennen, und gingen vom Utrechter Bahnhof (der Knotenpunkt des holländischen Bahnverkehrs!) aus in entgegengesetzte Richtungen - ich nach Amsterdam, sie nach Venlo.
In Amsterdam erfuhr ich noch von einem gesprächigen Zeitschriftenladenangestellten die mysteriöse Verschlüsselung von Herstellungsorten der Geldscheine - X bedeutet Deutschland, P Holland - und die Pracht vom oranje Koniginnendag ;), bis ich ca. um 11 wieder zurück in meiner Einrichtungsstätte ankam.
Dort konnte ich am nächsten Tag erstmal ausschlafen, da ich mir, vorausschauend wie ich bin, gleich einen Tag freigenommen hatte und diesen dann auch in vollen Zügen genoss.
Abends wurde ich von meinem Mentor, dem Pfarrer dieses Dorfes, und seiner Frau zum leckeren Essen eingeladen, wonach wir noch in kleiner Runde bei Anaick im französischen Haus Matians Geburtstag feierten.
Der nächste Tag beinhaltete wieder ein bisschen Alltag, zumindest was die Arbeit betraf. Nach dieser schwang ich mich auf meine Inlineskates und erkundete ein bisschen die Gegend, was mich nach Westbeemster zu einer wunderschönen Kirche brachte, die ich nun auch noch mal von innen besichtigen muss ;)
Danach ließ ich mir noch von Anaick, meiner französischen Kollegin, den Pony abschneiden und genoss einen geselligen Abend, zu welchem auch noch Matian und Keve trafen.
So weit die Ereignisse bis jetzt (heute ist Freitag, 16. Oktober), morgen geht's wieder nach Amsterdam, um dort vielleicht endlich das Filmmuseum zu entdecken ;)
Bis bald, Groetjes,
Julia
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