Oh la vache!
Nach einem Theaterfestival, einer Kinderfreizeit und zwei Wochen im Norden Frankreichs ist es langsam schwer alles zu verarbeiten und selbst der Eiffelturm kann nicht mehr so beeindrucken wie er es eigentlich sollte!
Am Wochenende vom 27. Juli sind Kirstin und ich am Freitag nach der Arbeit mit dem geliehen Auto von unserer Arbeit nach Avignon zum Theaterfestival aufgebrochen. Dort haben wir bei Ronja gewohnt. Die ganze Stadt war voll mit Plakaten und mit Menschen. Wir haben uns zu dritt ein Stück mit einem Clown und einer Bühne voll Plastiktüten angesehen. In diesem ging es um die Frage "Wer wird überleben - die Plastiktüte oder der Mensch?". Mal etwas ganz anderes war auch das zweite Stück, dass wir uns abends angeschaut haben. Bei diesem war der gesamte Saal abgedunkelt und mit ganz viel Licht und Schattenspiel auf der Bühne gearbeitet. Dazu haben nacheinander drei Tänzerinnen getanzt und es ging um den inneren Konflikt und den Prozess der Entscheidungsfindung. Sehr beeindruckend und bewegend.
Am Montag danach (29.08) bin ich mit zwei Kollegen und einer zusätzlichen Betreuerin, die die anderen beiden schon kannten, nach Auzet gefahren. Ein kleines Dorf in den Alpen. Wir haben dort in einer kleinen Hütte, einem Zentrum angehörig, gehaust. Wir hatten von Montag bis Mittwoch Kinder im Alter von 4-6 und von Mittwoch bis Freitag Kinder von 6-8. Also konnte ich mich auf eine Woche mit den kleinen freuen! Mit den Kindern waren wir auf einem Bauernhof, haben Rentiere gesehen, haben am Fluss und im Wald gespielt und haben Butzen aus Stöckern gebaut. Irgendwie ist schon ziemlich cool, tagsüber wie ein Kind zu spielen und Abends dann aber nicht ins Bett geschickt zu werden!
Am Freitagabend nachdem ich wiedergekommen bin, ist spontan Hannes aus Deutschland mich übers Wochenende besuchen gekommen. Er hatte richtig Glück und sich DAS Wochenende in Digne ausgesucht. Hier waren so viele Menschen wie noch nie zuvor in dem Jahr, weil die Hauptstadt des Lavendels einmal im Jahr einen Lavendelkorso veranstaltet. Also hatten wir hier 5 Tage Party mit Umzug, Jahrmarkt, Konzerten, Feuerwerk und Lavendelmarkt. Wir haben natürlich das volle Programm mitgemacht und ich habe nochmal ein wenig Touristenführer spielen können! Und wieder einmal war es schön und komisch zu bemerken wie normal es doch ist sich wieder zu sehen!
Montag sind dann Hannes, Kirstin und ich Richtung Aix TGV gefahren. Hannes weil er dann weitergfahren ist zu einem Freund in Toulouse und Kirstin und ich weil es für ins un den Urlaub ging. Und wenn ihr euch jetzt fragt, wann wir das zwischen Schulferien, Wochenendeausflügen und Freizeiten hätten planen sollen dann fragt ihr euch das selbe, was wir uns dann auch gedacht haben. Abends in Paris angekommen konnten wir es erst garnicht so richtig fassen. Es war eher so "Oh guck mal der Eiffelturm...! *Mit ausdrucksloser Stimme*"Wir haben dort bei Hannah, einer Jahrgangskammeradin, zwei Nächte schlafen können, die dort auch einen Freiwilligendienst macht. Es war richtig schön sie wieder gesehen zu haben!
Am Dienstag (6. August) hatten wir auf dem Programm: - Das Viertel "Le Marais" mit schöner Kirche und nettem Park, die Sacre Coeur, Monmatre, Notre Dame (ganz schrecklich, weil sich dort eigentlich nur noch die Menschenmassen durch eine Weihrauchschwade geschoben haben, da gleichzeitig Gottesdienst stattgefunden hat), und Abends dann der Eiffelturm im dunkeln. Am Mittwoch haben wir, bevor es nach Nantes ging, noch das Panthéon (richtig schöne Wandbemalung und irgendwie gruseliges Mausoleum) besichtigt und sind dann auf den Arc de Triomphe gestiegen. Wie schon die ganze Zeit sah auch heute unser Picknick erstklassig aus und so haben wir oben angekommen erst einmal Kartoffeln mit Quark gegessen. In Nantes haben wir eine Ukrainische Freiwillige besucht, die wir auf dem ersten Seminar kennen gelernt haben. Mit ihr und einem Freund von ihr haben wir uns abends noch die Stadt ein wenig angeschaut und sind auf einen Turm hochgefahren von dem man eine super Aussicht hatte und in dem man in einer lustigen Bar in "Nest-Look" mit Eierschalen-Hockern und Riesenvogel noch nett was trinken konnte.
Am Donnerstag haben wir dann die Stadt nochmal im Hellen besichtigt und nach einem kurzen Schrecken festgestellt, dass es nur Figuren sind, die im Schlossgraben rumtreiben. Kunst kann manchmal ganz schön merkwürdig sein! Abends waren wir dann mit Irina und anderen Ausländern auf einem Konzert. Schöne Sommeratmosphäre und wieder viele interessante Gespräche. Am Freitag bevor wir gefahren sind haben wir uns einen riesigen Elefanten aus Holz angeschaut, der wohl nach der Idee von Jules Vernes gebaut worden ist. Danach schauten wir uns ein Denkmal zur Sklaverei an. Gänsehautgefühl und echt erschreckend wie lange und wie viele Menschen darunter leiden mussten und immer noch darunter leiden müssen! Freitagnachmittag sind wir nach Lamorplage (ein kleiner Ort im Süden der Bretagne) gefahren und haben dort unser Zelt aufgeschlagen. In Lorient (15 Minuten mit dem Bus) fand an dem Wochenende nämlich ein berühmtes keltisches Festival statt. Freitagabend haben wir erst mal gemütlich am Strand verbracht und uns ist aufgefallen wir unglaublich müde wir eigentlich sind und, dass das eigentlich alles viel zu viel ist was wir uns da die ganze Zeit vornehmen. So sind wir den Samstag ganz gemütlich angegangen und haben am Strand gefaulenzt. Abends sind wir zum Festival gefahren und haben dann dort mit unseren Zeltnachbarn mal ein etwas anderes, schönes, rockiges Konzert mit Violine gesehen und am Ende von einem Typen dort einen Luftballonhund geschenkt bekommen (Das will ich in den letzten Tagen hier jetzt auch noch perfekt lernen! Es gibt fast nichts was cooler ist als auf der Straße einfach so einen Hund aus einem Luftballon zu basteln und den dann zu verschenken).
Am Sonntag haben wir auf dem Markt einen bretonischen Kuchen mit ganz viel Butter und Karamell au salziger Butter für 8!!! Euro gegessen. Vielleicht könnt ihr vorstellen wir gigantisch dieser Kuchen ausgefallen ist. Am Sonntagabend haben wir uns nochmal motiviert zum Festival zu fahren und haben ein Dudelsackkonzert sehen können und einem Salsaabend beiwohnen dürfen. Außerdem haben wir eine Frau kennen gelernt, die mit Bäumen reden kann- also falls mir richtige Sprachen mal zu langweilig werden sollten, weiß ich ja jetzt was ich machen werde! ;)
Am Montag wurde das wieder abgerissen um im Norden der Bretagne in Dinard wieder aufgestellt zu werden. Der Zeltplatz war hauptsächlich mit Mobilhomes vollgestellt, so dass wir auf einem kleinen Fleckchen ein Plätzchen zugeteilt bekommen haben. Diesen haben wir mit zwei anderen Zelten geteilt. An dem Abend noch haben wir die Bewohner der zwei Zelte kennen lernen dürfen- Seb ein Bäcker aus der Bretagne und Vincent ein Schweizer (französisch), der schon seit drei Monaten durch Europa fährt. Beide Anfang zwanzig und so war die nächsten Tage unsere abendliche Gesprächsrunde mit Cidre und bretonischen Leckereien gespickt. An dem einen Abend haben wir uns sogar im Dunkeln bei Vollmond in die Fluten geworfen. Ein einmaliges Erlebnis! Dienstag haben wir uns zusammen mit Vincent St. Malo angeschaut. Ein schönes, altes Städtchen mit coolem Buttermuseum!
Mittwoch sind wir zum Mont- Saint- Michel gefahren. Das ist eine ganz kleine Insel auf der eine Burg steht im Wattenmeer. In unserem Ticket war die Fahrradausleihe mit inbegriffen, so dass wir eine schöne Fahrradtour vom Bahnhof dorthin unternehmen konnten. Dort angekommen, dachte man von weitem erst man sieht geparkte Autos, aber das waren die Menschenmassen! Wie auf einer Ameisenstraße pilgerten die Menschen dazu und über die Insel. Kirstin und ich waren froh, dass wir uns wieder ein exzellentes Picknick aus kalten Ravioli und Baguette mit Thunfisch vorbereiten hatten, denn 3 Euro für ein Croissant wollten wir dann doch nicht unbedingt ausgeben. Auf der Insel konnte man das dort ansässige Kloster besichtigen und auch die Aussicht war nicht schlecht!
Am letzten Tag sind wir dann nochmal zu 4. an der Küste lang gekrakselt und haben uns einen kleinen etwas abgeschiedener Strand gesucht. Abends haben wir uns in einer kleinen Bar ein richtig schönes, kleines Konzert angehört. Die Küste ist dort einfach unglaublich schön und fast schon paradiesisch! Ich hatte nicht viele Vorstellungen und Erwartungen von der Bretagne bevor wir dorthin gefahren sind, da wir auch einfach nicht wirklich viel geplant hatten, aber diese wurden um Längen übertroffen! Ich hätte da auch noch weitere zwei Wochen Urlaub machen können, aber das ging leider nicht. Freitag sind wir dann nach 12 Stunden Reise wieder in Digne angekommen.