Montenegro
Vom 11. bis 19. Juli verschlug es uns für eine sommerliche Auszeit (ein für mich zweites Mal) auf den Balkan. Über die Eindrücke und Erlebnisse im nur etwa 625.000 Einwohner zählenden Montenegro.
Begibt man sich mit dem Bus von Budapest aus weiter südöstlich in Richtung Adria, ist schon der Anfang der Reise auf den Balkan ein durch Fensterscheiben faszinierendes Abenteuer. Nachdem Ungarn verlassen und man in Kroatien bis an die Küste vorgedrungen ist, erstrecken sich vor einem romantische Örtchen (mit Dubrovnik nur ein Beispiel), gigantische Berglandschaften und die Weite des Meeres, von welchem man sich beim ersten Betrachten bewusst wird, wie sehnsüchtig man darauf gewartet hat, es endlich wieder zu erreichen.
In der antiken Kleinstadt Kotor, welche (so ist uns zu Ohren gekommen) am größten Fjords Europas (außerhalb Skandinaviens) liegt, ist es zunächst die verzweigte Altstadt mit ihren vielen Gassen und Gängen, jedoch ohne logische Anordnung der einzelnen Gebäude, die begeistert. Neben diesem Herzstück der Stadt, das mit seinen Altbauten, den gemütlichen Lokalen zum Verweilen, seiner Labyrinthhaftigkeit und einem anhänglichen Straßenköter Eindruck hinterlässt, beherbergt der Ort ein zweites Highlight. Oben in den Bergen befindet sich die Ruine der Burg Kotors. Befolgt man die Ratschläge freundlicher Montenegriner, nimmt man den etwas versteckt liegenden Bergweg nach oben und spart sich damit den sonst obligatorischen Touristen-Eintrittspreis. Währenddessen man den Berg erklimmt, wird die Aussicht auf den sich vor einem erstreckenden Fjord Höhenmeter für Höhenmeter atemberaubender. Oben angekommen, bei der Burg, oder eher dem, was von der Burg noch übrig ist, wird man mit einem Landschafts-Panorama belohnt, das seinesgleichen sucht. Mit Kotor zu Füßen, dem ruhig vor einem liegenden Meer und den Bergspitzen am Horizont, lädt der Moment zum Innehalten und Staunen ein.
Wiederum mit dem Bus lässt sich das von Kotor nicht weit entfernte Budva erreichen. Während es in Kotor aufgrund des nur einmündenden Meeres noch die Berge waren, die sich am Horizont auftaten, ist es nun der unendlich wirkende Ozean, der uns beim Blick in die Ferne fasziniert. Das deutlich größere Budva kann mit einer ebenfalls schönen Altstadt überzeugen, erscheint ansonsten jedoch um einiges touristischer, verbauter, lauter und verbrauchter. Doch die weniger Begeisterung hervorrufende Stadt kann den Reiz, der von den abenteuerlich wirkenden Bergen, dem türkis-blauen Wasser und der herab scheinenden Sonne ausgeht, kaum schmälern. Dementsprechend wird der Strand-Gang und die damit einhergehende entspannte Urlaubsatmosphäre schnell zur Routine und lässt einen die Umgebung, die Zeit und die Gesellschaft, in der man die verbringt, noch intensiver genießen.
Zurück in Budapest bleibt der Eindruck von einem, bisher ebenfalls unentdecktem kleinen Teil Europas, der uns mit seiner beträchtlichen Landschaft, seinen freundlichen Einwohnern und sicherlich auch mit der erfrischenden Süße seiner überall zu erlangenden Wassermelonen, im Gedächtnis bleiben wird. Und irgendwann werde ich mich an den Abend erinnern, an dem es uns spontan auf das am Strand stattfindende Festival verschlug. Dann sehe ich uns mit geistigem Auge barfuß vor der Reggae-Stage mitten in der Nacht im Wasser tanzen, erinnere mich an das Gefühl grenzenloser Freiheit, das mit Blick auf das vor mir liegende Meer aufkam und dann...dann kann es gut sein, dass ich Fernweh empfinde.