Mieszkam w Oświęcimiu!
Erst fiel es orangina schwer, nach Hause zu fahren, dann mochte sie nicht so recht wieder nach Polen zurück: Dabei passiert gerade viel in Oświęcim, zum Beispiel das Jubiläum zur Befreiung von Auschwitz!
Nach fast vier Monaten in Polen habe ich mich nun auch endlich aufgerafft, hier zu berichten - besser spät als nie!
Die ersten Monate sind so schnell vergangen und ich hab schon den Termin für mein Midterm-Seminar - bald ist die Hälfte meines Aufenthaltes um! Am Sonntag fährt dann auch Thomas, ein französischer Freiwilliger, der mit mir im Jüdischen Zentrum arbeitet. Schon komisch wenn nun einer von uns geht.
Oświęcim ist keine sehr große Stadt, umso überraschter war ich, dass wir insgesamt immerhin neun Freiwillige sind. Arbeitsstellen gibt es im Jüdischen Zentrum, wo auch ich arbeite, außerdem in der Internationalen Jugendbegegnungsstätte (MDSM ist die polnische Abkürzung), im Museum Auschwitz-Birkenau und im Zentrum für Dialog und Gebet.
Da allerdings größtenteils deutschsprachige Gruppen in die Begegnungsstätten kommen, sind dann auch sieben Freiwillige aus Deutschland oder Österreich, außerdem ein Franzose und eine Ukrainerin.
Zum Polnisch sprechen komme ich somit leider nicht so oft, denn auch meine Kollegen im Zentrum sprechen Englisch oder Deutsch. Ich bin echt noch immer recht überrascht, wie wenig ich mich hier verständigen kann, aber ich bin jedesmal froh, wenn ich im Radio oder auf der Straße Wortfetzen verstehe!
Zwei Tage nach meiner Ankunft am 2. Oktober hatte ich mein On-arrival-Training in Warschau. Auch wenn ich meine Arbeit zu dem Zeitpunkt noch nicht kannte, war es eine tolle Woche mit den anderen Freiwilligen!
Eine so lange Zeit zusammenzufassen ist gar nicht so einfach... Ich war in Prag und in Wroclaw, natürlich oft in Krakau (mit dem Bus sind es anderthalb Stunden von Oświęcim), war Weihnachten zuhause und hatte über Silvester Besuch von meiner Freundin aus Deutschland. Ich hab hier 20°C (sowohl plus als auch minus) erlebt und bin oft an der polnischen Sprache verzweifelt, es gab aber auch Erfolgserlebnisse (wenn auch nicht sehr zahlreich ;)).
Insgesamt bin ich sehr froh mit meiner Entscheidung für das Projekt, und auch das Leben hier gefällt mir immer besser. Ich hätte auch gedacht, viel mehr Heimweh zu haben, aber bis jetzt hatte ich noch nie das Bedürfnis, jetzt unbedingt mal nach Hause zu wollen. Dafür hab ich mich wohl auch schon zu sehr hier eingelebt.
Umso komischer war dann mein Besuch zu Weihnachten. Als ich hier in Oświęcim losgefahren bin, wollte ich gar nicht zurück nach Deutschland, nachdem ich dann allerdings eine Woche dort war, meine Familie und Freunde wiedergesehen hatte, wollte ich gar nicht mehr weg. Der Abschied fiel mir auch tatsächlich schwerer als im Oktober. Vielleicht auch, da ich nun noch ein halbes Jahr vor mir habe und in der Zeit wahrscheinlich nicht mehr nach Hause fahre.
Als ich dann allerdings wieder in Oświęcim ankam und direkt Besuch von einem ehemaligen Oświęcimer Freiwilligen hatte, war alles nur noch halb so schlimm.
Am letzten Wochenende war ich mit Thomas und Max (Freiwilliger im Zentrum für Dialog und Gebet) in Wroclaw, um andere Freiwillige zu besuchen. Übernachtet haben wir in einer internationalen 6-köpfigen Freiwilligen-Praktikanten-WG (so hatte ich mir mein EVS auch mal vorgestellt ;)).
Ich war schon zum vierten Mal in der Stadt, trotzdem hab ich schon wieder so viele neue Sachen entdeckt. Wir haben die Zeit abwechselnd mit tapferem Durch-den-Schnee-stapfen und Aufwärmen in Cafés verbracht und hatten eine Menge Spaß!
Dieses Wochenende hatte ich dann Besuch von einer deutschen Freundin, die gerade EFD in Warschau macht, und ihrer italienischen Kollegin. Sie sind zwar nur eine Nacht geblieben, aber es war trotzdem toll, sie wiederzusehen!
Außerdem habe ich nun schon Pläne für Ende Februar (ich werde hoffentlich endlich in die Berge fahren!) und fürs Frühjahr (Warszawa! Prag! Gdansk! Poznan! Lodz! ...). Überhaupt bin ich gerade begeistert dabei, alles fürs "Frühjahr" zu planen, auch wenn niemand genau weiß, wann das hier anfängt (gerüchteweise bleibt der Schnee womöglich bis April - ich hoffe doch nicht!).
So schön es aussieht, aber an -20°C muss ich mich wohl doch erst noch gewöhnen! Ich bin jeden Tag wieder aufs Neue überrascht, wie viele Kleidungsschichten übereinander passen ;)
Am 27. Januar gibt es hier in Oświęcim und in Auschwitz-Birkenau Gedenkveranstaltungen zum 65-jährigen Jubiläum der Befreiung des KZ und der Stadt. Wir als Freiwillige werden auch daran teilnehmen - ich bin gespannt!
Außerdem haben wir hier im Februar und März einen Monat mit Filmen, die auch auf dem jüdischen Filmfestival in Warschau gezeigt wurden.
Und auch die Gruppen, die Oświęcim, das Jüdische Zentrum und den jüdischen Friedhof besuchen, werden nun wieder zahlreicher.
So, das wär's fürs Erste! Auf das ich nicht einfriere und nun fleißiger meine Erlebnisse mit euch teile!
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