Mid-Term-Meeting
Mid-Term Meeting in Sommières, ein Ausflug in die Normandie und endlich mal wieder englisch:)
So lange mir ein Monat zu Beginn meines EVS hier vorgekommen ist, so kurz erscheinen mir die drei Monate jetzt, die ich bis zum Ende meines Projekts im Juni noch in Frankreich habe. Und es kommt mir ziemlich unglaublich vor, dass ich den größten Teil meines Freiwilligendienstes schon hinter mir haben soll. Die letzten drei Monate werden nur so vorbei rasen, befürchte ich, und dann ist schon wieder Sommer, schon wieder ein ganzes Jahr rum und ich bin wieder in Deutschland und ein neuer Abschnitt beginnt, mit Studium, Umzug, usw...
Letzte Woche hatte ich mein Mid-Term-Meeting in Sommières, in Südfrankreich in der Nähe von Nîmes. Das hieß für mich eine ziemlich lange Reise, erst nach Paris und dann quer durch ganz Frankreich nach Süden. Trotzdem bin ich froh, mein zweites Seminar nicht auch in Redon gehabt zu haben, da ich so die Möglichkeit hatte, eine Ecke von Frankreich kennen zu lernen, in der ich vorher noch nie war. Die Landschaft dort unten ist ganz anders im Vergleich zum Norden, viel trockener und hat mich ein wenig an die Toskana erinnert.
Wir waren 17 Freiwillige, diesmal aus Italien, Armenien, Litauen, Rumänien, Belgien, Griechenland, Russland und aus der Türkei aber natürlich waren die Deutschen mal wieder am zahlreichsten vertreten. Leider hatten wir diesmal nur drei Tage, aber trotzdem war es eine tolle Zeit, mit vielen interessanten Gesprächen und neuen Kontakten. So lernte ich zum Beispiel von Benas aus Litauen, das der geografische Mittelpunkt Europas in seinem Land liegt und Diana aus Russland erzählte mir, dass sie zu Beginn die Franzosen als recht unhöflich empfunden hat, da einem hier als Frau nicht selbstverständlich die Tür aufgehalten wird.
Vom Inhalt her fand ich dieses Training interessanter als das erste, da man einfach schon mehr erlebt hat und sich anders über gemeinsame Erfahrungen austauschen kann.
Obwohl wir ja alle eigentlich das gleiche, also einen Freiwilligendienst, machen, stellte sich im Gespräch mit den anderen heraus, dass es enorme Unterschiede in allen Bereichen, von der Unterkunft bis zum Sprachkurs gibt. So gab es zum Beispiel Freiwillige, die ganz alleine eine ganze Wohnung für sich haben, andere, sie sich zu viert ein Zimmer teilen müssen. Manche arbeiten vier Stunden am Tag und langweilen sich einen Großteil ihrer Zeit, andere arbeiten 8 Stunden jeden Tag und langweilen sich trotzdem, da sie immer die gleichen Aufgaben haben. Wieder andere sind absolut begeistert von ihrem Projekt. Eine Sache, die mich auch erstaunt hat, war, das es mehrere gab, die trotz der Zeit, die sie schon in Frankreich sind, immer noch kaum Französisch sprechen, da sie sich zum Beispiel mit ihren Mitfreiwilligen immer nur auf Englisch unterhalten, weil das halt zu Beginn einfacher war und sich dann irgendwie so eingebürgert hat. Da bin ich ziemlich froh, dass ich hier kaum die Möglichkeit habe, Englisch zu sprechen, auch wenn ich manchmal Angst habe, es zu verlernen, aber wenigstens lerne ich so eine Menge französisch, wofür ich ja letztendlich auch hergekommen bin.
Alles in allem stellte ich fest, dass ich irgendwie überall so im Mittelmaß bin; meine Arbeit begeistert mich zwar nicht dauerhaft, stört mich aber wenigstens auch nicht allzu sehr und ist im Großen und Ganzen so, wie ich erwartet hatte, wohnen tu ich zwar nicht mit anderen Freiwilligen zusammen, aber immerhin hab ich ein eigenes Zimmer und wohne auch nicht ganz alleine, mein Sprachkurs ist definitiv deutlich besser, als der der meisten anderen, da ich eine super Lehrerin habe und viele nette interessante Leute aus aller Welt treffe. Ich bin also nicht deprimiert, so wie leider ein zwei andere auf dem Seminar, die sogar vorhaben, ihren EVS vorzeitig abzubrechen.
Auch ist mir auf diesem Seminar bewusst geworden, wie viel ich eigentlich schon gelernt und erlebt habe, seit Beginn meines EVS. Nicht nur die Sprache, auch alleine mit allen möglichen Situationen in einem fremden Land fertig zu werden, viiiel interkultureller Austausch mit Menschen aus aller Welt und neue Sichtweisen auf verschiedene Themen. Klingt jetzt vielleicht doof, das so zu sagen, aber ich glaube ohne den EVS hätte ich diese Erfahrungen so nicht gemacht und daher bin ich froh, diese Möglichkeit gehabt zu haben, auch wenn es immer wieder Momente gab, in denen ich mich ernsthaft gefragt habe, warum ich mir das eigentlich alles angetan habe...
Am Samstag, dem letzten Tag des Seminars, schaute ich mir noch zusammen mit ein paar anderen aus unserer Gruppe Nîmes an, bevor es dann wieder Richtung Norden ging.
Mittwoch machten wir mit den Schülern einen Ausflug in die Normandie zum Thema 2.Weltkrieg.
Zuerst besuchten wir das Mémorial in Caen, ein riesiges Museum rund um den zweiten Weltkrieg mit Schwerpunkt auf der Landung der Alliierten 1944 an der Küste der Normandie.
Anschließend besuchten wir einen amerikanischen und einen deutschen Militärfriedhof, sowie einen Strand, an dem die Alliierten damals gelandet sind und den man zum Gedenken so gelassen hat, wir er kurz nach dem Krieg war; mit Bombenkratern und Bunkern der Deutschen.
Ich war vorher noch nie auf einem Soldatenfriedhof gewesen und irgendwie bekommt man doch einen anderen Eindruck von der unglaublichen Zahl Gefallener, wenn man all die Gräber sieht, als wenn man einfach nur eine Zahl hört. Mich hat es traurig und betroffen gemacht, zwischen all den Gräbern herum zu laufen und die Namen von all den Soldaten zu lesen, die größtenteils nur zwischen 18 und 25 Jahre alt geworden sind. Welch Verschwendung von Leben so ein Krieg doch ist! Auch viele von den Schülern waren sehr betroffen und eine Schülerin meinte zu mir, sie sei jetzt auch 18 und könne sich nicht vorstellen, dass einer der Soldaten wirklich aus Überzeugung für sein Land bereit gewesen sei, so jung zu sterben.
Nun aber zu etwas Erfreulicherem. Jeden zweiten Dienstag im Monat gibt es in Laval im Irish Pub einen Engländer Stammtisch, will heißen, eine Runde motivierter Menschen, die entweder aus einem englischsprachigen Land kommen oder aber einfach nur gerne Englisch sprechen. Zum letzten Treffen bin ich zusammen mit Nathan, dem Iren aus meinem Sprachkurs gegangen, da ich diesen Abend frei hatte und außerdem gerne mal wieder Englisch sprechen wollte, bevor das in meinem Kopf ganz eingerostet ist. Das Treffen selbst war sehr nett, mit vielen interessanten Menschen und ich machte die überraschende Entdeckung, dass es in der Tat Franzosen zu geben scheint, die richtig gut Englisch sprechen. Okay, vielleicht bin ich etwas gemein, aber selbst die Franzosen, mit denen ich darüber geredet habe, meinten, dass Franzosen im Allgemeinen in Fremdsprachen nicht sonderlich gut sind, was aber auch an der Art liegt, wie man das hier an den Schulen unterrichtet. Außerdem habe man es ja auch nicht unbedingt nötig, ins Ausland zu gehen, da man in Frankreich alles habe, was man zum Urlauben brauche: Berge, jede Menge Küste mit verschiedenen Meeren und tolle Städte. Ja, die Franzosen lieben ihr Land, das merke ich hier immer wieder. Aber warum auch nicht, Frankreich ist ja auch schön:)
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