Meine zweite Besucherin: Laura
Nur kurz nach Anne ist dann Laura angekommen und hat mit mir fast eine ganze Woche verbracht, hier könnt ihr ein wenig darüber lesen und auch generell über meinen Arbeitsalltag und meine Aktivitäten. Ich wünsch euch viel Spaß beim Lesen und hoffe, dass die Formatierung nicht volkommen zerschossen.
Meine zweite Besucherin ist nur zwei Tage nach der ersten angekommen, einen Tag hatte ich also nur Ruhe.
Dienstagabend ist sie schon in Tartu angekommen, Mittwochmittag dann in Maarja Küla. Und wir haben eigentlich bis Freitag nicht viel besonderes gemacht, Laura war einfach mit mir auf der Arbeit, wir haben abends Filme geguckt, ich hab ihr das Dorf gezeigt und wir hatten einfach Spaß, weil wir uns wieder hatten.
Aber Arbeit, was ist das denn in Maarja Küla genau? Weil mich das viele schon gefragr haben, will ich hier noch ein wenig darüber reden:
Maarja Küla ist eine Living-In Community, also wird alles zusammen und gemeinschaftlich gemacht, keiner hat einen niedrigeren Wert als andere (soll es zumindestens nicht haben) und der Beitrag eines jeden wird respektiert. Konkret heißt das:
- Kochen im Haus mit Bewohnern ( Immer gemeinsam mit einem Bewohner, dazu gehört: Kochen, abends putzen und Müll wegbringen, Menü schreiben, was es zu essen gab, Wäsche waschen, 1-zu-1 mit Bewohner für den Tag, alles gemeinschaftlich machen)
- Workshops (Holz, Ton, Teppiche weben, Handwerksarbeit; von 9-11 Uhr, dann von 11:30-13 Uhr und nachmittags von 14-16:30 Uhr)
- zusammen essen ( 8:10 Uhr, 13:10 Uhr, 18:30 Uhr, 11 Uhr Tee- und Kaffepause)
- zuhören und beraten
- Spaß haben
- animieren
- lehren und lernen (Sprache (Estnisch und ein wenig Gebärdensprache), Kochen, Lachen, zuhören und aufpassen)
- Begleiten und unterstützen (beim Kochen, in Workshops, bei Ausfahrten, bei Aktivitäten im Dorf, bei der Hygiene nach der Sauna und dem Schwimmen)
- eigene Aktivitäten machen (Spaziergänge, Ligretto mit Bewohnern, tanzen, manchmal Posaune spielen)
- Garten- und Feldarbeit (Gewächshaus mit Toamten, Gurken, Salat und Kräutern, Feld mit Kartoffeln, Möhren, Kürbissen, Zucchini, Roter Bete, Bohnen, Minze und Blumen)
- gemeinsam Freizeit geniessen (Fahrrad fahren, quatschen, im Wald spazieren, draußen sitzen, schaukeln, Trampolin springen, kuscheln, fernsehen, Schach spieln, puzzeln)
- Aktivitäten im Dorf zusammen machen ( Mo Gesangs- und Musikunterricht, Fr vormittags Malen, nach der Teepause Sport, nachmittags Singring)
- gemeinsame Freizeitereignisse (Di und Sa Sauna, Do Schwimmen, jeden zweiten Mittwoch Party, letzer Mittwoch Geburstage des Monats feiern)
= Glücklich sein
So sehen also meine Aktivitäten aus, mein Arbeitstag hält sich eigentlich an die Zeiten des Workshops, aber wenn man in der Küche ist oder es noch was zu tun gibt (also immer), bleib ich auch länger im Haus. Auch nach dem Abendessen bin ich eigentlich sofort frei, aber gerade in der Freizeit bilden sich wirklich die Bindungen zwischen einem und den Bewohnern, also bleib ich gerne noch da. Manchmal komm ich erst um 21 Uhr wieder zurück, aber anstrengend ist es auf jeden Fall nicht für mich.
Nun weiter von meiner Zeit mit Laura:
Den Samstag sind wir ganz entspannt angegangen, haben erst einmal im Bett gefrühstückt und uns einen Film angeguckt, um unseren bzw. Lauras Sonnenbrand zu schonen. Irgendwann haben wir uns aber doch auf den Weg gemacht, wir wollten noch nach Viljandi, weil meine Freunde grillen wollten bei dem guten Wetter.
Also sind wir los zur großen Straße, von der wir trampen wollten. Als wir am Bahnhof angekommen sind, fuhr gerade der Zug ein und der Einfacheit halber haben wir einfach den genommen, um ein wenig aus der Sonne zu kommen. In Tartu sind wir noch ein wenig shoppen gegangen, ich auf der Suche nach TankTops für die optimale Bräunung und Laura auf der Suche nach After Sun für die optimale Rötung.
TankTops haben wir nicht gefunden, dafür eine super Mütze und lecker zu trinken. Damit bewaffnet sind wir zur Straße nach Viljandi gelaufen, an der wir nicht einmal 5 Minuten gestanden haben, bis uns drei junge Herren mitgenommen haben. Wir haben uns nett über verschiedene Dinge unterhalten, aber vor allem haben sich zwei miteinander unterhalten, der Dritte hatte schon zu viel Cider getrunken.
In Viljandi wurden wir sogar vor der Tür abgesetzt, dort waren die Vorbereitungen schon voll im Gang. Grillen, chillen, Kasten killen war das Motto, für mich ohne Bier, weil ich nach einem alkoholreichen Jahr mir vorgenommen hab, dieses Jahr gar keinen zu trinken.
Wir haben auf jeden Fall sehr nett gequatscht, lecker gegessen, Halli Galli im Garten gespielt und zwei sind dann später noch feiern gegangen, aber wir anderen waren zu müde und haben uns mit einer Runde Siedler begnügt, danach sind wir auch tot ins Bett gefallen.
Am nächsten Morgen sind wir mit dem Bus zum Võrtsjärv, haben uns dort ein Ruderboot mieten und den See unsicher gemacht, viel gegessen, sind baden gegangen und haben uns einen Sonnenbrand geholt. Aber es hat auf jeden Fall viel Spaß gemacht :)
Von dort sind wir dann nach Tartu zurück getrampt, diesmal mit einem schweigsamen Vater-Sohn Gespann, die anscheinend klettern waren (wo auch immer man das in Estland kann). In Tartu haben wir noch TankTops gefunden und geshoppt, danach sind wir mit dem Bus zurück nach MK, wo wir einen entspannten Abend verbracht haben, wieder einen Film geguckt haben und irgendwann einfach eingeschlafen sind.
Der Montag war ein sehr entspannter Tag, es gab eigentlich nichts zu tun. Am Nachmittag sind wir dann wieder zur großen Straße aufgebrochen, von der wir nach Tartu trampen wollten, was wir diesmal auch wirklich gemacht haben. Mitgenommen hat uns ein Paar Mitte bis Ende ihrer Zwanziger, er aus Moldawien und sie aus Estland. Und er ein großer Fan von Marvel und DC, was sich gut getroffen hat, denn wir wollten am Abend noch ins Kino und "Captain America 3: Civil War" gucken. Also gab es kein peinliches Schweigen, sondern er konnte schön fanboyen und Laura fangirlen, während seine Frau sich nach einem anstrengenden Arbeitstag aufs Fahren konzentrieren konnte und ich zwischendurch immer wieder ein paar Kommentare einwerfen konnte. Es war auf jeden Fall super und wir hatten viel Spaß.
Der Film war letzlich nicht so schlecht, wie wir ihn erwartet hatten, aber eben von der Storyline nicht wirklich gut. Wir sind danach durch die Dunkelheit zurückgeschlendert, haben noch länger gequatscht und vor uns hin gesonnen, bevor wir dann schlafen gegangen sind, denn Lauras Bus sollte am nächsten Morgen um 6:30 Uhr fahren.
Zu dem Bus hab ich sie noch gebracht, danach ein wenig mit Sarah telefoniert, bis die mir eingeschlafen ist. Dann bin ich in die Wohnung und hab dort noch gefrühstückt, bevor ich mit dem ersten Bus zurück nach MK bin.
Danke, dass du da warst, Laurimausi :) Es war eine schöne Woche, aus der ich viel mitgenommen habe und die mir nochmal mehr Rückhalt gegeben hat. Ich danke dir für deine Unterstützung, deine Verrücktheit und dein offenes Ohr, bist eine super beste Freundin :)
Viel Glück in der Ausbildung und bei der Wohnungssuche, schaffst du.