Meine Medizin gegen Traurigkeit
Ich schreibe meistens sehr positiv über mein Jahr in Tschechien. Trotzdem gibt es auch Momente ich denen ich traurig bin. Dieser Artikel ist der Traurigkeit, den Tiefs gewidmet und was man dagengen machen kann. Er soll aber auch als eine Umarmung an alle gehen, die sie grade brauchen.
Es gibt immer Höhen und Tiefen im Leben und natürlich auch im Freiwilligendienst.
Bei mir überwiegen zum Glück die Höhen, deswegen schreibe ich meistens über positive Dinge.
Es kann aber eben nicht immer nur bergauf gehen.
Ich finde es auch sehr wichtig diese negativen Dinge, Gedanken und Erlebnisse zu teilen auch um zu akzeptieren dass es passiert und dass das vollkommen in Ordnung ist. Ich möchte damit zeigen, dass niemand damit alleine ist.
Wir Freiwilligen machen alle irgendwo mal dasselbe durch. Unser Weg ist nicht schnurgrade.
Aber das wäre meiner Meinung auch langweilig, die Ecken gehören dazu, an ihnen wächst man.
Zu diesen Ecken gehören zum Beispiel Momente in denen ich frustriert bin, weil ich Bahnhof verstehe, wenn mich ein Kind auf Tschechisch anspricht und ich mal wieder nichts anderes kann als in die großen fragenden Augen zu gucken und keine Antwort zu finden. Es gibt Momente in denen ich meine Freunde so sehr vermisse, dass es wehtut, in denen ich mich frage ob es die richtige Entscheidung war sich auf diese 12 Monate einzulassen.
In meiner kleinen Stadt bin ich die einzige ausländische Freiwillige und ich wohne auch alleine. Das macht mich manchmal traurig, wenn ich Geschichten über gemeinsame Filmabende, Kochaktionen und Reisen höre, die für andere Freiwillige viel leichter zu organisieren sind, weil sie zusammen wohnen. Diesen sozialen Kontakt zu Gleichaltrigen vermisse ich oft, grade an den Abenden. Besonders fies ist Heimweh, tust du nicht rechtzeitig etwas dagegen frisst es dich auf und schubst dich in ein dunkles Loch.
Ich habe gegen diese Tiefen über die letzten Monate aber auch meine eigenen ganz gut funktionierenden Strategien entwickelt. Wenn ich zum Beispiel merke, dass es mir nicht gut geht, lasse ich es zu traurig zu sein. Ich lasse mir Zeit herauszufinden warum das so ist und ergreife dann Gegenmaßnahmen.Diese sind wichtig um eben nicht in dieses Loch zu fallen,
weil es sehr schwer ist da rauszukommen wenn man erstmal drin gefangen ist.
Sollte es die Frustration wegen der Sprache sein, versuche ich zum Beispiel eine Extraschicht Tschechisch einzulegen. Ich bin ziemlich faul was Vokabeln lernen angeht, mir hilft ,,Learning by Doing“ am besten. Das heißt ich laufe mit gespitzten Ohren durch die Gegend und frage bei möglichst vielen Wörtern die ich nicht verstehe nach. Es ist erstaunlich wie wenig Wörter es braucht um sich besser zu verständigen. Wenn ich dann die neuen Wörter anwenden kann und verstanden werde bringt mir das einen enormen Motivationsschub. Mein bewehrtes Mittel gegen die anderen Sachen lautet Ablenkung. Sei es eine heiße Schokolade und ein gutes Buch oder backen. Dabei muss zumindest ich mich immer so konzentrieren, dass ich gar keine Zeit zum Nachdenken habe.
Ich schaue viele,, Gute-Laune-Filme“ und veranstaltete auch gerne mal meine Privatparty in der Küche. Sport ist auch ein super Ablenkungsmanöver und natürlich die Natur, in der man sich die Trübsal vom Wind aus dem Kopf fegen lassen kann.
Das wirksamste Mittel sind aber immer noch andere Menschen und deswegen bleibt mein Unterstützernetzwerk die wichtigste Medizin.Das Netzwerk besteht aus vielen lieben Menschen bei denen ich weiß, dass sie für mich da sind.
Eine schöne Nachricht aus diesem Netzwerk kann meinen Tag komplett verändern. Wegen diesen Menschen habe ich auch noch nie wirklich ans Aufgeben gedacht, weil sie in den entscheidenden Momenten da gewesen sind und mich aufgebaut haben.
Diese Menschen sind gute Freunde, meine Eltern, aber auch einige Menschen hier aus der Organisation oder der eine alte Nachbar, der sich immer freut mich zu sehen. Alleine der Gedanke daran, dass diese Menschen da sind, hilft schon ungemein.
Ich hoffe, dass ich vielleicht mit diesem Artikel jemandem helfen konnte oder vielleicht in der Zukunft kann. Ich möchte besonders allen Freiwilligen, die das hier grade lesen nochmal sagen wie stark es eigentlich ist, was ihr grade macht. Im Grunde genommen seid ihr alle Endecker in einem großen Abenteuer. Für dieses Abenteuer bewegt ihr euch alle weit aus der Konfortzone heraus, und dafür ziehe ich meinen Hut vor jedem von euch.
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