Meine kleinen und großen Liebsten
Ein Grundschulworkshop über Deutschland, ein bunter Theaternachmittag, Projekttreffen – und ein finnischer Abend, der multinational ausklingt
Montagnachmittag starte ich voller Motivation – trotz Regen – in mein TAP (Workshop) mit meinen Kleinen der Grundschule St. Pierre, denn ich habe – gegen alle meine Erwartungen – Peillac und damit den Veranstaltungsort, der 10 Minuten Fahrt entfernt liegt, auf den ersten Versuch gefunden. So nehme ich es auch eher gelassen, als Thérèse mir eröffnet, ich werde die Kleinen fürs erste allein unterhalten. An sich kein Problem – aber mit kleinen Jungs die Straße lang durch einen Ort, den man auch erst einmal durchquert hat, ist dann doch ein bisschen neu. Zum Glück geht eine andere Gruppe auch die Richtung, so dass wir als großer Haufen mehr oder weniger geordnet losgeziehen – und unversehrt ankommen. Bei der Gelegenheit hab ich sogar gleich die Gruppenstruktur durchblickt – unangefochtener Anführer, aber insofern positiv, dass er gleich den ersten Streit geschlichtet hat, ohne dass ich eingreifen musste.
In der Mediathek stürzen sie sich auch gleich voller Neugier auf mein Deutschland-Puzzle, das dort schon bereit liegt. Und so ist es wirklich spannend, ihnen Deutschland in Bildern zu zeigen und zu entdecken, was sie schon wussten – und was sie vor allem interessiert. Gelacht haben wir dann auch herzlich, denn wenn man manches hinterfragt – dann sind deutsche Traditionen von außen gesehen schon seltsam. Und – sogar im Fußball hab ich mich ein bisschen schlau gemacht. So kommt am Ende auch ein sehr schönes Plakat heraus – nachdem die Herausforderung „Wir gestalten alle zusammen ein Plakat ohne uns gegenseitig zu schneiden, festzukleben oder in die Haare zu kriegen“ erstmal gemeistert ist.
Im strömenden Regen und gleichzeitigen Sonnenschein fahre ich dann heim und mittenrein in ein Regenbogen-Tor. Aprilwetter – Stimmungswetter
Meine anderen liebsten Kleinen beobachte ich mittwochnachmittags dann vor allem – und halte sie in Fotos und Filmen fest. Gleich mehrere neue Theaterinteressierte kommen zum Reinschnuppern – und alle super motiviert. Wir spielen Spiele verschiedenster Art – rollen große, imaginäre (ja, leider immer noch nicht!) Schneekugeln, werfen nichtvorhandene Bälle, … –, eröffnen eine „scène ouverte“, auf der die Kleinsten singen und dichten, improvisieren in den bizarrsten Situationen und schreiben sogar kurze Sketche.
Donnerstagmorgen, 10 Uhr (9:30 Uhr geplant, aber Jugendarbeiter sind da ein bisschen offener), „Réunion secteur jeunesse et culture“. Neben Anne, Anne-Marie und Olivier ist auch Aurelie dabei, die gerade ihren „Service Civique“ (= FSJ) begonnen hat. Es geht um alles, was wir in unserem Bereich so machen – und da gibt es einiges, von Workshops wie mit meinen Kleinen bis hin zu internationalen Austauschs wie der mit Deutschland geplante. Selbst wenn Jugendarbeiter sich gerne reden hören – hier kommt echt was raus. Und es ist verdammt interessant zu sehen, wo man vielleicht sich noch einklinken könnte.
Nachmittags gehen die „rende-vous“ gleich weiter – diesmal für unser „projet collectif“ aller Freiwilligen. Man kann schon sehen, wie etwas entsteht. Immer mehr kleine Teile kommen dazu, Partner, Orte, Zeiten, Ideen, die konkretisiert werden. Und auch wenn wir immer noch manchmal aneinander vorbei reden – wir sind doch ein ganz gut funktionierendes Team.
An diesem Abend veranstaltet unsre Finnin Tiina (und jetzt kann ich auch endlich ihren Namen korrekt aussprechen – und ja, die zwei i sind gewollt) ihre „Soirée finlandaise“, den Finnischen Abend in La MAPAR. Sie hat sich richtig was einfallen lassen – und das Ganze mal anders aufgezogen. Weil sie einer ihrer Mitarbeiterinnen Finnisch-Stunden kennt, konnte sie einige Leute einladen, die bereits öfter in Finnland waren – und so natürlich den perfekten Blick dafür hatten, was wirklich anders ist. Was mir am meisten im Kopf blieb – „jeder Finne hat eine Sauna – die Finnen genieren sich nicht nackt zu sein – Abendeinladungen führen auch immer durch die Sauna – im Sommer ist es in Finnland nicht ganz so kalt und es schneit kaum – im Winter gibt es 1 Wochen lang keine Sonne – es schneit viel – minus 40 Grad ist drin – Finnen essen schnell und viel Fisch und Fleisch – Elche auf der Straße stören – ab acht ist abends nichts mehr offen.“ Mir hat es total gut gefallen und die Frau, Tiinas Schülerin, war wirklich begeistert und begeisternd. Von der finnischen Sprache habe ich aber leider nur zwei Worte behalten: Kippis (Prost) und paska (*Fluchen*). Vom finnischen Essen haben mich vor allem die „Teigtaschen mit Füllung“ (karjalanpiirakka) beeindruckt – so ganz anders als hier. Und natürlich die Zimtschnecken.
Auch das Wetter spielte mit – endlich haben wir ein bisschen Winter, trocken, kalt und Schnee steht immerhin in Aussicht. Winterwetter - Glückswetter.
In kleiner Mädelsrunde sind wir danach noch weitergezogen zu Stefania – mit dem, was an landestypischen Getränken noch übrig war. Wir haben noch lange, immer fröhlicher, aber auch immer müder gequatscht und gelacht. Meine liebste kleine Familie.