Mein verzweifelter Versuch mich auf das Unbekannte vorzubereiten
Kann man sich auf ein fremdes Umfeld, eine fremde Kultur, fremde Beschäftigungen und ein noch fremdes, bald neues Zuhause vorbereiten? - Nein. Aber wer sagt, dass ich das so hinnehmen muss?
Ich habe mich dazu entschieden mich alleine in ein fremdes Land zu begeben, dort zu arbeiten, zu wohnen, dort Frustration und unfassbares Glück zu erleben. Ich will einen kalten Sprung ins Wasser, ein Abenteuer und Herausforderungen. Und während ich mich in den letzten Wochen mit so vielen organisatorischen Aufgaben beschäftigt habe, kam ich nicht drumherum zu versuchen, die Höhe des Sprungbretts etwas zu verkleinern. Ich habe gemerkt, dass ich es trotz meiner Entscheidung nicht schaffe, mich unvorbereitet in dieses Abenteuer zu stürzen. Vielleicht bin ich noch nicht spontan genug dafür oder will nicht zu Beginn an überraschenden Hindernissen scheitern und mir Sorgen ersparen. Ich weiß wirklich nicht, woran es liegt, aber ich kann es nicht. Also habe ich seit dem Tag, an dem die Entscheidung fiel, geforscht, gegrübelt, gelesen und viel zu viele E-Mails geschrieben.
Ganz ehrlich: Noch nach meiner Entscheidung, ein Jahr in China zu verbringen, wusste ich über China einfach NICHTS. Und damit meine ich wirklich NICHTS. Natürlich habe ich ein paar Berichte gehört, ab und zu etwas im Kölner Stadt-Anzeiger gelesen oder in der Tagesschau gehört. Interesse an Chinas Kultur, Politik, Geschichte, Natur etc. hatte ich allerdings nie. Dabei ist China ein unglaublich interessantes Land! Klar, jeder weiß: In China leben viele Menschen. Die Dimensionen dieses Landes lassen sich allerdings nur schwer erfassen: Auf der Erde leben geschätzt um die 7,5 Milliarden Menschen. In China leben 1,3 Milliarden Menschen. China ist fast 9,6 Mio. qkm groß und nur wenig kleiner als das gesamte Europa (10,5 Mio. qkm)! Damit erstreckt sich China theoretisch über 5 verschiedene Zeitzonen, in der Praxis wurde sich jedoch auf eine geeinigt. China hat eine unfassbar lange und spannende Geschichte. Die chinesische Sprache ist hochkomplex und anspruchsvoll. Die Silbe "ma" kann zum Beispiel je nach Tonhöhe und Kontext mehr als fünf verschiedene Bedeutungen haben. Das chinesische Schulsystem, die Esskultur, gesellschaftliche Umgangsformen, traditionelle Feste und mehr unterscheiden sich teilweise sehr von deutschen Gewohnheiten.
Mich damit zu beschäftigen hat meinen kulturellen Horizont bereits sehr erweitert. Vor meiner Ausreise konnte ich schon so viel lernen. Das war mir nur durch die großartigen Angebote möglich, die die Stadt Köln und deren Bürger zu bieten haben: Das Rautenstrauch-Joest-Museum mit "Kulturen der Welten", die Stiftung Asienhaus mit unglaublich hilfsbereiten Mitarbeitern, ehemalige Freiwllige und aufgeschlossene Reisende mit spannenden Berichten, die Chinafreunde e.V., die Stadtbibliothek Köln mit sehr guter Auswahl und mehr. Ich erfahre eine großartige Unterstützung. Ich bedanke mich dafür herzlich bei allen, denn all diese Angebote helfen mir meine Nervosität im Zaum zu halten und meine Angst vor den Abschieden zu unterdrücken. Meine Vorfreude steigt und mit etwas Hintergrundwissen über mein Zielland kann ich mich noch besser auf die kommenden Eindrücke einlassen.
In den nächsten Wochen erwarten mich noch ein Urlaub ein Festival, 7 Seminartage, der Visumantrag und viele Abschiede. Bevor ich ins Flugzeug steige, habe ich also noch viel zu berichten.
Noch 25 Tage.
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