Mein neuer Job bei Bodean's
Alles neu, alles anders - Alles gut?
“Thank you for calling Bodean's at Tower Hill. My name is Rebecca. How may I help you?” ist, was viele Leute jetzt oft als Erstes hören, wenn sie auf meiner neuen Arbeit anrufen, und ich den Hörer abnehme. Doch was ist Bodean's? Was sind meine Aufgaben dort? Und wie kam es dazu, dass ich überhaupt einen neuen Job habe?
Nun, first things first: Wie kam ich zu diesem Job?
Wie ihr wahrscheinlich wisst, habe ich mich schon länger nach einem neuen Job umgeschaut, ganz einfach aus dem Grund, dass ich mehr englisch sprechen wollte. Das habe ich aber noch etwas herausgezögert, bis ich mit meinen Vorsprechen in Deutschland fertig war. Durch Zufall habe ich vor einem Monat von der App Job Today erfahren. Dort kann man sich ein Profil erstellen, auf dem man seine beruflichen Erfahrungen und Qualifikationen hinterlegt und anschließend anfangen, nach passenden Jobs zu suchen. Dadurch bin ich auf die Jobanzeige von Bodean's gestoßen und habe mich sofort dort beworben. Eine Woche später hatte ich ein Jobinterview und am 9. April stand meine Probeschicht an. Da alles gut lief und mir der Job und das Team gefielen, habe ich am 11. April in der Bierschenke gekündigt, am 17. April meinen Arbeitsvertrag unterschrieben und mein Training begonnen.
Aber was genau ist Bodean's?
Bodean's ist ein amerikanisches Restaurant, in dem sich alles um BBQ dreht. Von Ribs über Burger und Hot Dogs bis hin zum perfekten Steak kriegt man alles, was das Herz begehrt und dazu ein Pint Budweiser (oder anderes amerikanisches Bier). Der Besitzer von Bodean's kommt ursprünglich aus Kansas und wollte das amerikanische BBQ nach England bringen. Heute betreibt er 8 Restaurants in London. Ich arbeite im Restaurant in Tower Hill und habe von der kleinen Rezeption an der Tür einen perfekten Ausblick auf den Tower und die Tower Bridge.
Und was genau mache ich jetzt dort?
Ich arbeite als Hostess. Ja, an dieser Stelle werden einige von euch große Augen machen, aber Hostess bedeutet nichts weiter als Gästebetreuerin. Meine Hauptaufgabe besteht darin, die Gäste an der Tür zu begrüßen und ihnen einen Platz zuzuweisen, Buchungsanfragen zu bearbeiten und Anrufe zu beantworten. Ich kümmere mich am morgen darum, dass alle Lichter und Fernseher im Restaurant angeschaltet sind, das richtige Programm gezeigt und die richtige Musik abgespielt wird. Ich achte darauf, dass es vor dem Restaurant sauber ist, keine Fettflecken am Glasfenster in der Tür sind und dass die Tür rechtzeitig aufgeschlossen wird. Ich organisiere die Tischordnung, für den Fall, dass wir eine oder mehrere große Reservierungen haben. Ich drucke den Tischplan für den ganzen Tag aus, damit die Kellner und Köche wissen, wann es stressig wird. Ich halte Rücksprache mit Gästen bezüglich ihrer Reservierung und beantworte ihre Fragen. Wenn viel los ist, kümmere ich mich darum, dass Tische rechtzeitig frei werden und dass alle, die auf einen Tisch warten auf die Warteliste gesetzt werden. Ihr seht also, ein vielschichtiger Job und etwas komplett Neues, im Vergleich zu dem, was ich vorher gemacht habe
Als ich noch in der Bierschenke gearbeitet habe, habe ich dort auch immer mal als Host gearbeitet, aber das war wesentlich unkomplizierter. Dort hatte ich einen Plan auf dem die Tische eingezeichnet waren und auf dem ganz klar draufstand, welche Reservierung wann kommt und wo sie sitzen. Alles was ich dort tun musste, war den Leuten ihren Tisch zu zeigen. Als ich also die Stellenanzeige für einen Job als Host gesehen habe, dachte ich mir: „Super! Leicht verdientes Geld!“ Die Realität sah dann aber ein bisschen anders aus. Während meiner ersten 7 Schichten bei Bodean's war ich im Training, das heißt Julia, die dort seit fast 2 Jahren als Host arbeitet, hat mir alles gezeigt und erklärt. Sie hat mir geholfen alles zu lernen und hat mir viele Tipps gegeben, wie ich zum Beispiel mit schwierigen Kunden umgehen kann. Um ehrlich zu sein, kam es mir am Anfang so vor, als ob ich das niemals alles lernen und verinnerlichen könnte. Es erschien mir einfach alles viel zu viel und ich habe mich teilweise wirklich unsicher und überfordert gefühlt. Alles war anders und ungewohnt und erschien mir teilweise auch unlogisch. Anders als in der Bierschenke, gibt es keinen aufgezeichneten Tischplan, denn die Tische hier sind immer für zwei Personen vorgesehen und können beliebig zusammen gestellt werden. Außerdem hat man während der stressigen Zeiten nur anderthalb Stunden Sitzzeit, wodurch sich die Tischsituation ständig ändert. Doch hinschmeißen und wie ein Loser dastehen, der schon nach der ersten Woche aufgibt, wollte ich auf keinen Fall. Alle im Team haben mir versichert, dass ich innerhalb von ein paar Wochen ganz leicht mit den Tischen „spielen“ kann, es braucht einfach nur Übung.
Das größte Problem hatte ich aber damit, dass ich Wörter vergessen habe, die ich brauchte, um beispielsweise Kunden ein Problem zu erklären, oder ihnen zu sagen, warum wir ihre Reservierung nicht annehmen können. Wenn Julia mit den Kunden geredet hat, habe ich jedes Wort verstanden, aber wenn ich reden wollte, fehlten mir die richtigen Worte und dann stand ich da, wie ein Idiot, der kein Englisch kann. Das hat mich wirklich frustriert, weil mein Englisch, meiner Meinung nach, immer recht gut war und ich mich immer verständlich machen konnte, aber diese speziellen Ausdrücke kannte ich vorher nicht. Ich habe dann angefangen mir Notizen zu machen, wenn Julia gesprochen hat und habe mir die Formulierungen eingeprägt. Mittlerweile habe ich keine Probleme mehr mit Kunden zu sprechen, ihnen Probleme zu erläutern oder Alternativen aufzuzeigen.
An sich habe ich mich jetzt, nach zwei Wochen schon ganz gut reingefuchst und weiß, was wann und wie zu erledigen ist. Ich brauch nicht mehr auf meine Checkliste gucken, wenn ich morgens das Restaurant vorbereite. Ich fühle mich sicher, wenn ich mit Kunden am Telefon oder persönlich rede und weiß, wie ich mich ausdrücken kann. Ich komme super mit meinen neuen Kollegen klar, von denen die meisten aus Lettland, Bulgarian und Ungarn kommen. An sich ist mein neuer Job im Endeffekt doch sehr easy und wesentlich entspannter, als als Kellnerin oder Barkeeper zu arbeiten. Es ist auch eine ruhigere Atmosphäre, denn die Musik spielt in einer Lautstärke, bei der man sich unterhalten kann, ohne sich anschreien zu müssen und wir haben auch keine Blaskapelle, die jeden Samstag die selben Lieder spielt. Die einzige Situation in der es mal stressig wird, ist, wenn gerade keine Tische verfügbar sind, eine Schlange an der Tür ist und gleichzeitig noch ein Anruf reinkommt. Aber dann sagt man den Kunden ganz einfach, sie sollen einen Moment warten, nimmt den Anruf entgegen und bittet den Anrufer kurz dran zu bleiben. Dann erklärt man den Kunden, dass derzeit keine Tische verfügbar sind, sagt ihnen, wie lang sie warten müssten und gibt ihnen die Möglichkeit, sich auf die Warteliste setzten zu lassen. Wenn das erledigt ist, nimmt man den Anruf wieder auf und schickt anschließend einen Gast nach dem anderen zu seinem Tisch, sobald dieser frei ist. So einfach. Am Abend nach einer Schicht checkt man die E-Mails, die über den Tag so herein geflattert sind und bestätigt die neuen Reservierungen. Dann guckt man noch kurz über den Plan für den nächsten Tag, macht die Rezeption sauber, die Tür und den Gehweg, rollt das Sonnendach ein und dreht um 23:00 das Schild um, von Open zu Closed. Ein großer Vorteil an meinem neuen Job: ich habe immer spätestens um 11 Schluss.
Wie man also sieht, lohnt es sich, sich durchzubeißen. Auch wenn etwas am Anfang schwer erscheint und man sich überfordert fühlt, lohnt es sich zu kämpfen, denn aller Anfang ist schwer, erst recht, wenn es um etwas geht, das man vorher noch nie gemacht hat. Deshalb sag ich euch jetzt eins (oder vielleicht sind es auch meine derzeit wachsenden und schmerzenden Weisheitszähne, die aus mir sprechen): Traut euch selbst mehr zu! Seid selbstbewusst! Na klar macht ihr Fehler und natürlich wird es Rückschläge geben, aber wenn ihr erst einmal geschafft habt, was ihr euch vorgenommen habt, dann habt ihr so viel mehr gewonnen als nur einen neuen Job (in meinem Fall). Ihr fühlt euch stark und stolz, als könntet ihr alles schaffen und genauso ist es auch. Also bitte, überfordert euch und seht, was ihr alles erreichen könnt, wenn ihr euch selbst herausfordert!
In diesem Sinne: habt noch eine schöne Restwoche!
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