Mein letzter Beitrag
Inzwischen bin ich wieder zu Hause angekommen, habe zumindest angefangen meine Sachen auszuräumen und wunder mich aber immer noch über die Leute, die mich jetzt alle verstehen. Hier sind noch einmal die Ereignisse der letzten 2 Monate meines Freiwilligendienstes im ESK.
Zuerst zu den letzten Wochen in der Schule. Nach dem Naturtag, mit dem ich meinen letzten Beitrag beendet hab, hatten wir unseren Musiktag in der Schule. Dort haben die Kinder (und wir) verschiedenstes über das Mitsommerfest bzw. Jāņi gelernt. Was es für Rituale gibt, wie man einen Blumenkranz flechtet usw. .
Am Wochenende sind wir, nachdem wir auf einem Markt geholfen haben, Mitternachtskayak gefahren. Das war zwar nur in Riga, aber es war trotzdem ein Erlebnis um Mitternacht loszufahren und dann bis früh um 6 zu paddeln.
Die darauffolgende Woche hatte die Überschrift Spaß und Arbeitswoche. So haben die Kinder jeden Morgen mit verschiedenen Lehrern etwas gemacht und sind anschließend „arbeiten“ gegangen für 2h. Sie durften sich für verschiedene Gruppen eintragen und haben die Schule mit einer langen Bohnenpflanze in den Gängen geschmückt, einer Lehrerin geholfen, den Garten verziert, Löcher ausgebessert, geholfen zu pflastern usw. Die Gruppe, die ich betreut habe, hat im Garten gearbeitet. Wir haben zusammen Kötenhäuser gebaut, da Kröten gern Nacktschnecken und anderes Ungeziefer fressen, allerdings weiß ich nicht ob es nicht, vor allem im Moment gerade, etwas zu heiß und trocken ist für Kröten. Am Ende der Woche sind wir in den Norden gefahren, zu einer Wanderung mit den Familien der Schule. Dort haben wir gezeltet, die Mahlzeiten geteilt, waren wandern, haben sogar ein Nachtwanderung gemacht und ansonsten das schöne Wetter genossen. Zum Abschluss waren wir noch in einer Saftpresse, welche aus selbst angepflanzten Heidelbeeren, Preiselbeeren und anderem Obst Säfte herstellt.
Und nach zwei dann eher entspannten Tagen im Garten, war auch schon der letzte Schultag. Dort haben sich alle schick angezogen und mit verschiedenen Ritualen wurden die Vorschüler symbolisch schon in der Schule aufgenommen und die 6. Klässler, die die Schule verlassen, verabschiedet. So wurden z.B. die neuen Schüler von ihrer Lehrerin durch eine Gasse aus Menschen geführt, die alle gesungen haben, oder standen die Absolventen alle auf der Bühne und ihre Klassenlehrerin hat zu jedem individuell ein paar Worte gesagt und ihnen wurde anschließend ein Umhang umgehängt, ein Kranz auf den Kopf gesetzt und eine Tasche gegeben. Es wurden noch weitere Lieder gesungen und auch wir wurden von der Schule verabschiedet. Es war eine sehr schöne Feier in einer schön geschmückten Schule. Vielen Dank nochmal an Ikšķiles Brīvā Skola für die herzliche Aufnahme ins Schulleben und für die Möglichkeit ein tolles, erlebnisreiches Jahr zu haben.
Dennoch war unser Jahr in Lettland zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht zu Ende. Am nächsten Tag war Sommersonnenwende. Dafür wurden wir mit dem Auto mit aufs Land genommen, nachdem wir am Morgen noch schnell 50kg Erdbeeren für die Schule gepflückt haben. Leider hat es am Abend geregnet, auch wenn es im lettischen einen Spruch gibt, dass es um die Zeit immer regnet, war es trotzdem schade, da es nachts dann doch ziemlich kalt war. Die Feier war traditionell und interessant.
Nachdem wir eine Nacht zum Ausschlafen hatten, sind wir selber in eine andere Richtung aufs Land gefahren, um dort nocheinmal zu feiern. Das war Jāņi oder auf Deutsch das Johannesfest. Dort haben wir etwas weniger traditionell gefeiert. Und sind die gesamte Nacht als es dunkel war wach geblieben. Wir haben Spiele gespielt, gegessen, gesungen und getanzt. Auch dort war es ein wenig kühl, aber die Feier war sehr schön.
Später hatten wir die Auswertung unseres Freiwilligendienstes. Dort sind wir zu einem interessanten Park gefahren, wo früher Linden mit den Wurzeln in die Luft eingepflanzt wurden und heute die Bäume daher eine sehr interessante Form haben. Dort haben wir anhand von Bildern gezeigt, wie unser Jahr abgelaufen ist und was uns daran wichtig war/ ist. Anschließend sind wir weitergefahren, durch den einzigen Tunnel Lettlands, zu einem Hügel, auf dem früher ein Schloss stand und haben dort darüber nachgedacht, was wir in dem Jahr gelernt haben. Nachdem wir ein tolles Eis bekommen haben, sind wir zum Abschluss noch Essen gegangen.
Am folgenden Wochenende sind wir zu einer unserer Mentoren gefahren, haben bei ihr zu Hause einen gemütlichen Abend verbracht und sind dann früh zum Sonnenaufgang in den Nationalpark gefahren. Da es schon zu diesem Zeitpunkt sehr trocken war, konnten wir das Moor in großer Trockenheit erleben. Der Sonnenaufgang war, wenn auch kalt und etwas bewölkt, sehr schön. Am nächsten Tag hat das Gesangs- und Tanzfestival angefangen. So sind wir zu der großen Startparade gegangen und haben etwa 2 Stunden zugeschaut, als die Gruppen aus unserer Region vorbeigekommen sind. Insgesamt ging die Parade etwa 7 Stunden, aber ich glaube kaum, dass viele Leute sich alle 7 Stunden angeschaut haben. Es war aber ziemlich interessant die Mischung aus den verschiedenen Gruppen von Tänzern, Sängern, Ensemblen und Orchestern zu sehen. Nachdem wir nochmal in der Schule waren und geholfen haben, Kirschen zu pflücken und zu entsteinen, haben wir da für uns erste große Event des Festivals angesehen. Dabei haben ein Chor, verschiedene Gruppen und eine Solistin unterschiedliche Interpretationen von Volksliedern gezeigt. In den folgenden Tagen haben wir uns den Markt in Riga und verschiedene kostenlose Veranstaltungen dort und im Freilichtmuseum angeschaut. Es war ganz schön viel los in Riga. Außerdem haben wir auch an der Abschlussveranstaltung des Tanzfestivals teilgenommen. Dort haben insgesamt 18 000 Tänzer in einem Stadion getanzt. Natürlich waren sie in Gruppen eingeteilt, aber trotzdem waren auch diese Gruppen schon eine überwältigende Zahl an Menschen, die die Geschichte Lettlands nacherzählt haben und man eigentlich für 2h Schwierigkeiten hatte zu entscheiden, wo genau man hinschauen soll. Es wurden tolle Gesamtmuster und Figuren gezeigt, aber auch die einzelnen Tänze waren interessant. Zum Abschluss standen noch einmal alle Teilnehmer auf dem Platz. Das gesamte Feld war voll mit Menschen, die dennoch getanzt haben. Danach ging es nachts nach Hause und am nächsten Tag war auch schon das Abschlusskonzert des Gesangsfestivals bzw. der gesamten Woche. So standen diesmal 16 000 Sänger auf einer großen Bühne und haben 4 Stunden lang verschiedene lettische Lieder gesungen. Vorher gab es noch ein Intro von einem großen Blasorchester und auch zwischendurch wurde Lieder immer wieder mal von Instrumenten oder auch Solisten begleitet. Das war ziemlich beeindruckend. Im Anschluss gab es noch eine Mitsingnacht, bei der der Text angezeigt wurde und kleinere Chöre Lieder gemeinsam mit dem Publikum, welches noch da geblieben war, gesungen haben. Zwischendurch gab es Tanzeinlagen. So sind wir voller Eindrücke am frühen Morgen, nachdem es hell geworden war, nach Hause gefahren.
In der folgenden Woche standen dann aber schon mehrere Abschiede auf unserem Plan. Außerdem sind wir für eine Nacht vor die russische Grenze gefahren, um zu erfahren, wie es der Freiwilligen dort ergangen war, und um ein wenig zu entspannen. Im Anschluss sind wir mit der Fähre nach Stockholm gefahren. Dort hat sich uns, bei ziemlich heißen Temperaturen, eine sehr multikulturelle einladende, junge Stadt gezeigt, zumindest von dem was wir gesehen haben. Der wahrscheinlich komischste Moment ist, wenn beim Wachwechsel vor dem Palast die Kapelle "Mamma Mia" von ABBA spielt. Der König ist nämlich großer ABBA Fan und hat das angeordnet! Kurz nach unserer Heimkehr stand aber auch schon der nächste große Abschied bevor. Dennoch sind wir drei, ich und meine beiden Mitbewohner, noch in Lettland geblieben und haben unsere verbleibende Zeit genutzt um auf ein Festival zu gehen, noch einmal den Schulgarten zu besuchen und dort zu helfen, noch ein letztes Mal in der ALA-Bar lettischen Volkstanz zu tanzen, die Ostsee nochmal zu besuchen, aufs Land zu fahren, dort die Zeit zu genießen und in die Sauna zu gehen, auf das Konzert der lettischen Band Prāta Vētra zu gehen, die Schulköchin zu besuchen und unsere Wohung aufzuräumen und sauber zu machen. Es waren sehr schöne und nochmal ziemlich ereignisreiche Tage.
Und dann stand für uns auch schon die Heimreise bevor. Um nicht so schnell zurück zu kommen, haben wir den Bus genommen und Zwischenstopps gemacht und waren nach 4 bzw. 9 Tagen zu Hause.
Vielen Dank, dass wir die Möglchkeit hatten so vieles zu erleben!